jeder da« Recht, dieselbe für seinen Zweck, (den er
für den einzig wahren halten mag), zu benutzen.
Der Theologe beweise und verherrliche daraus die
Ehre Gokies; der Moralist, der Pädagoge nehme
daraus Beispiele zur Tugend; der Politiker, der Feld
herr seine Klugheirsregeln her; zriechisirende und
ästhetische Gemüther aber benutzen immerhin dieselbe,
um die Schritte der Nencksis zu belauschen; der
Philosoph, um den Gang der Menschheit zu verfol
gen. ') Dies must jedem frei stehen, ohne daß er
darum behauptet: des und nichts ander» ist der
Zweck der Geschichte.
Ee verhalt sich damit gerade, wie mit unserer
Porzellan-Fabrik. Diese hat den Zweck, Porzellan
zu fabrieiren. Auf weiteres lasse ich mich nicht ein.
*) Die.' ist mit 6cm »on mir »Sen angegebnen Zweck nickt
einerlei, wiewohl beide Ziele zusammen zu laufe» scheinen, denn
mir ist Erklärung de» Gange« der Menschheit zur Cultur nicht
einziger Zweck der Geschickte, sondern Erzählung der Ver
gangenheit überhaupt. Denn sonst «»listen Kriege, Helden und
Eroberer nur eine Nebenrolle in der Historie svlelen; (w,e daS
wirklich Philosophen und Historiker d e non diesem Gesichtspunkt
«»»ginge», verlangt haben), dagegen mitist» Geschickte der Reli
gionen , der Erfindungen und der Philosophie de» Hauottheil
ausmachen. Ich, aber »erlange für alles, was interessant für
das menschliche Wilsen ist, «in gleiches Recht.
Ob dadurch dem Contrebandiren mit dergleichen aus
ländischen Waaren, oder dem Gebrauch metallener
Gefäße Einhalt gethan werden soll, oder ob sie da
sey, damit sich durch sie die Maler- und Töpferkunst
verherrliche, — ob sie bestimmt sey, Taffen, oder Tel
ler, oder Aufsäße zu machen? — das alles lasse ich da-
hw gestellt seyn; ein jeder bediene sich derselben, wozu
er sie gebrauchen kann, und Lust hat.
Z - ck.
Die Blume aus Norden.
X)a, aus Reiher - Dusten zaubervoll gewebet,
Du, »on hoher Götter reinem Hauch beseelet,
Blume sanfter Huld!
Ack! kein Lüftchen lös« deine zarten Blätter,
Keine Svniiengluten löschen Je die Farbe»
Esther Anmuth Bild!
Aller Blicke tauchen stch in deinen Schimmer,
Alles »abt dem Dufte, doch der stille Kenner —
— Doppelt fühlt er dich.
Ren«' ick deine« Namen, holde Wunderblume? — —
Nein! mit stclcnoollcr heiligte Empfindung
Birgt ihn fromm das Her;.
Julie von Bechtolsheim.
N i ch t - p o t ^ t i s ch e
.utz."'
Amsterdam, den lyleiz 2unn i8o;.
Nachtrag zu dem Artikel:
Ueber die ausharrende Geduld der Holländer,
sin Nr. 76 und 77. de- Freimüthigen enthalten.)
l S ch l« h.)
nter die merkwürdigsten Beispiele de» beharrlichsten Eiferst
und beispielloser Geduld gehören.auch noch im Fach der Ge-
ieorfamkeit und eines unermübetcn Studiums, die berühmten
Männer HcinsiuS, Sruguiii«, Stuart u. a. m.
HeinfiuS, der gelehrte Professor der Uuivcrsttät zu Leiden,
der »der 800 Werke la§, ehe er feine Anmerkungen über S»i-
diuS niederschrieb; Ernquiu«, der beinahe sein ganzes Leben
»amt» zubrachte, um eine — richtige Karte »on Delflan»
lDistrikt »on Delft) zu entwerfen, welche wegen der Menge
»on Dörfern, Weilern, Kanäle», Polder«, groben und kleinen
Gewässern, und ineinander laufenden Grundstücken unter die
schwierigsten Karten gehört, — Stuart, srin noch lebender
Prediger der Remonstrante« zu Amsterdam) der — sein Peer
digtamt, sein berühmtes Werk, „der Mensch" und andere
geiehr.e Werke und Uebersetzungen abgerechnet, — uns schon
viele Jahre hintereinander eine anierordentlick gründliche, aus
führliche, im blühendsten Stvl geschriebene Geschichte des Römi
sche« Reich» gab, die — fetzt bi« 311 den ersten Kaisern fortge-
fthrt — schon 26 Theile besaht, und sowohl von einer un-
glaublicken Anstrengung- al« großer Belesenheit und Gelehr
samkeit zeigt: ein Punkt, der bei den unzähligen Batersorgen
für seine äußerst zahlreiche Familie noch merkwürdiger werden
muh. In einem der geschätzten Holländischen Journale, -ie
konsl-en Irtterbode“ in weichem der Aussatz „über
die Geduld der H»lländer" übersetzt erschien, ward in
einer Anmerkung die obru erwähnte Klein - Schreibe-Kunst de«
Zeitung. Nro. 142.
Prediget« Blenker angeführt, und der Redakteur diesest Jour
nals, ein eben so vcrstaiidiger als glaubwürdiger Mann, ver-
stchert. von einem Augenzeugen gehört zu haben, daß ein
Schutt!alter in Frießiand auf den Rand eines gespaltenen Bo
gens vo» diiunem Postvapier so außerordentlich klein, und »och
zugleich so deutlich zu schreiben wußte, daß man es mit bloßen
Augen lesen konnte. Daß man überdies Peifviele von Hollän
dern hat, die im mosten oder ;osten Jahre Latein lernten, daß
Frank Perl,enden im mosten Jahre sich in die Malerkunst ein
weihen ließ, daß »er Tausendkünstler Adam Silo noch im Zysten
und Rachel Ru» sch eine eben so berühmte Malerin als ge
lehrte Fra», noch im Zostea Jahre merkwürdige Kunststücke her
vorbrachten, dürfte, meiner Meinung nach, hier auch »och Er
wähnung finden. (S, F. Hang.
Theater-Nachricht.
Leipzig, den roten Jul. 18»;.
Unftr Theater wird letzt sehr fleißig »on durchreisenden Künst
lern und Künstlerinnen besucht. Das ist recht gut. Auf der
einen Seite lehrt cs dat hiefige Publikum die trefflichen Schau
spieler, die wir bcfitzen ■ noch höher achten; aus »er andern be
wahrt es den Geschmack und da« Urtheil deffelben vor Einseitig
keit. Am ;tcn d. M. trat, nach der Darstellung der Göiheschcn
Uebersegung TancredS, die man diesmal bei der ersten Wiederholung
so kalt ausgenommen hat. alS wie eS das erstemal hier gesehen
wurde, und dessen gänzliche« Durchfallen nur da« wahrhaft künst
lerische Solei »er Mad. Hartwig ai« Ameuaide hinderte. —
eine Berlinische Sperntänzerin, Namens Theresia Gucri aus,
und tanzte ei» ernsthaftes Sol» »on Parigi. Am 7ten Jnlii
wiederholte ste diese« Solo und gab noch ein neue« dazu. Da«
schallende Avvlaudissrment, da« ste erhielt, läßt stch wvbl dadurch
erklären, daß sie nun eben ein ganz hübsche« Figürche» ist. —