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Freimut
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Literatur.
Kleine Schriften von Joseph Friedrich
Engel sch all rc. Nach des Verfassers Tode
herausgegeben von C. W. I u st i. Zwei Theile.
Gbttingen, i8oz. Bei Dieterich.
^^ie vier und zwanzig Artikel dieser beiden Bände
find theils Dichtungen, in Prosa und in Versen,
theil« artistische, theil« historische Untersuchungen.
Die meisten derselben sind schon zwischen den Jah
ren 1780 und 1797 (da der Verfasser starb) gedruckt
worden. Kaum ist e« daher noch nöthig hinzuzu
setzen, daß die Dicktungen nicht grade klassisch schön,
die artistischen Untersuchungen keine Meisterwerke de«
philosophischen Scharfsinn«, die historischen nicht reich
ün sehr wichtigen Aufschlüssen sind: denn sonst müß
ten die erstern allbekannt und bewundert, die letztern
langst berühmte Autoritäten seyn. Demungeachtet
ist diese Sammlung eine interessante Erscheinung.
Der Verfasser hatte zwar kein Dichtergenie, war kein
Philosoph und kein Gelehrter vom ersten Range, doch
offenbar ein geist- und kenntnißreicher Mann, und
schrieb >ehr gut, angenehm und richtig. Diese kleine
Schritten verdienen daher empfohlen zu werden.
Vorzüglich lehrreich sind sie auch dadurch, daß sie
«ine helle Ansicht de« Punkte« geben, auf den, man
bei philosophischen Unterluchungcn über die Kunst, vor
der allgemeinen Verbreitung der kritischen Philosophie
stand,— oder vielmehr tappend schwankte. T.
Verunglückte Bemühung, das Christenthum
in China zu befestigen. Aus dem Hol
ländischen überseht.
Vom O. F. E. Ruhk 0 pf in Bielefeld.
Obgleich bereit« früher einige Kenntniß der christ
lichen Religion in China eingedrungen war, so war
doch der Anfang de« siebzehnten Jahrhunderte erst
in dieser Hinsicht voll der frühesten Hoffnung zu «i-
yem gesegneten Fortgange. Europa, besonders der
katholische Theil, berechnete schon mit Enthnsiaeniu«
die Größe diese« Gewinne« für Künste und Wissen
schaften, für den Haiidel, und — für den Himmel!
Insonderheit waren e« die Jesuiten, die sich
da« Bekehrungswerk der Chinesen mit allem Eifer
zu Herzen nahmen. Die Künste und Wissenschaften
waren da« einzige Band, welche« sie mit dem Kaie
ser und dem Reiche verknüpfen konnte, und diese«
Band ergriffen sie glücklich unter dem wohl ausge
wählten Namen von gelehrten Mandarinen.
Wie man auch im übrigen das Betragen der Jesui
ten beurtheilen mag, so gebührt ihnen doch gewiß
der Ruhm, daß sie in dieser Hinsicht die Sache beim
rechten Ende angefaßt haben. Seit derPater Ricci
ihr Ansehn in China gegründet hatte, ließen sie eine
Menge gelehrter und thätiger Männer dahin nach
folgen , deren Arbeiten und Berichten wir unsre meiste
Kenntniß diese« großen Lande«, seiner Sprache, seiner
Bücher, Sitten und Gebräuche zu danken haben.