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Volume Nro. 107, Donnerstag, den 30. May 1805

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

vollendet, Werke gelten lassen wollt», trat er mit der 
SbuU„i|ii:mifö,n Tinogie, und jenen Eingebungen 
der phnofophstchen und romantischen V»u,en, di« 
seine Almanache verherrlichten, in einer ganz neuen 
Glorie aui. Mit de,» Wallenstein, dem ein enger 
Bund »ilt e nein ander» großen Genius schon einige 
Jahre vorausgrgangen war, beginnt dir dritte Pe 
riode der Reife und Vollendung, wiewohl er selbst 
bescheiden genug war, auch alle spätere Schdpiungen 
nur Versuche ze. nennen, indem er nur auf die 
Jvbui.na einen enkichiedenrn Werth legte. Wirklich 
erheb! sich auch diese vor feinen übrigen Welken, die 
mehr durch tHcflejctOiiej» in lauter Subjeclioltar er 
zeugt zu seyn scheinen, und daher oft die wahrhafte 
Haltung und Individual,ial entbehren, ganz unge 
mein. Denn hier siegle rar Romantische, da» nur 
in der Idee, nicht >n rer Wirklichkeit wohnt. Wie 
vie> wiro und em verständiger Biograph und Eya- 
rakrerisliker hie über zu ,agen haben! Aber wir groß 
Und schwierig ist auch die Ausgabe, zwischen den 
Kuppen blinoer Vergblterung und schielenden Tadel« 
mit fester Hand durchzusteuern. 
Dabei darf eo aber ourcvauS nicht sein Bewen 
den haben. Die Nation ist ihrem hiebling noch ganz 
andere Beweise ihrer Achtung und Dankbarkeit schul 
dig. Nur ipreche man ja nicht von steinernen und 
metallenen Denkmälern. Deutschland hat keine West- 
Minster-Äblei. Sein Pantheon ist dir Buchhandier- 
messe! Haben wir doch eine sprechende Büste von 
ihm durch Dennecker in Etuttgard und einen aöupsei- 
siich von Müller: die kann seder in seine ^>a««ka- 
pelle stellen und in die Sammlung seiner Werke fetzen, 
die wir durch seines edeln Freunde« Cotta P siege 
auch nach seinem Tode in möglichster Vollendung zu 
erwarten haben. Für ein schickliches Monu ment zu 
Bezeichnung der Stelle, wo die abgestreifte PÜlle 
ruhet, wird das Kunst und Wissenschaft fördernde 
Fürstenhaus, dem er zunächst angehört«, schon zuhör 
en wissen. Als sich im Jahr >792 die voreilige 
cachrichl selbst in den Zeitungen verbreitet«, Schil 
ler sey todt, beschloß der Herzog von Augustenburg 
ihm ein Monument zu setze,,. Doch mit freudiger 
Rührung empsing der zartfühlende Fürst die Wi 
derlegung jenes Zungentrugs. Was er nun in Ver 
bindung »nt einer andern hochherzigen Familie^that» 
war besser und wirksamer, als alles fühiios« Stein - 
und Kunstgeb,lbe. ') Möchte dies erhabene Benpiei 
jetzt vom ganzen Verein Deutschredender Vdikerschaf- 
ten, vor allen aber in ollen den Stadien, wo Mel- 
pomene auf der Bühne ihrem Lie Urig wohlgefällig« 
Todrenopfer anordnen kann, nur Zartheit unö 
Schicklichkeit nachgeahmt werden! Wir wissen aus 
öffentlichen Nachrichten, daß Göthe das halbver- 
waifete Weimarssche Theater mit einer drainanichen 
Todtenseier auf den Unersetzlichen für diesmal zu 
schließen gesonnen ist. Hier war« also von dem Ein 
zigen , auf welchen ganz Deutfchianv Mit verstark-er 
Sehnsucht blickt, die gefälligste, vielleicht hier nicht 
ganz leicht z» -findende Form gegeben, wie eine solche 
Gedächtnisfeier würdig anzuordnen und n.it gern,.,,«» 
•) Von Ihm lind dem Danischt» Finanz! Minißtr Sch m- 
melman» dezog Lchiucr eine lcdenslangl>chc P.nilon. £j. Zi. 
Abänderungen überall yu vqranfialten sey. Theklas 
Abfchied, die Monologe der Johanna, einige br »rnrn 
aus dem iünslen Akt der Maria Stuart, 'sozas 
Reben im Don Carlos würben, in schickliche Par 
tien und Gruppen vertheilt, rin sinnreiches, drutunge- 
volles Vorspiel gewähren können, worauf die in 
Weimar gegebene Todlenfeier folgen könnte. t Und 
sollte cs nun erst noch eine« Fingerzeige bedürfen, 
weiche Bestimmung der Einnahme einer solchen 
N.cht gegeben werden müffek Wahrlich auch der 
engherzigsie, rechnungsiustigste Unternehmer würde 
doch bei dieser Veraria,jung sein Zahlbrei« zu Hause 
lüsten. Das Publikum, von brr Bestimmung un 
voraus unterrichtet, würbe mir voller Begeisterung 
diese Gelegenheit ergreifen, die raufend Genüsse, die 
e« so viele Jahre hintereinander seinem hieblingsdichler 
verdankte, dankbarlich anzuerkennen.—DieFranzöfifchen 
Theaterdichter geniesien auch nach ihrem Tode, wenn 
sie nicht kinderlos starben, auf eine bestimmte Zeit 
de» Autorantheii bei leber Verstellung. Und wir 
Deutsche sollten nicht fühlen, daß dieser Antheil S'n 
auch jetzt noch gebührt, sollten erst erinnert werden 
müssen an unsere Schuldigkeit gegen den Wunder- 
tharer, der es mit seltener Anstrengung und schnellem 
Verbi auch aller feiner Kräfte, allein wahr machte» 
was er zuin Troste unserer Nation sagt, die weder 
die Schatze von vier Welten austauscht, noch an den 
Engeiepsorten wohnt: — 
Schn wie dock, ras Große aller Zeiten 
Aus den Brokern die die Welt bedeuten, 
Sinnvoll, 'still au uns vörübergetzn. — 
Es lasten sich außerdem noch viel andre Mittel 
denken, sein Andenken unier uno zu erhalten und zu 
verherrlichen! Von ihnen wird gewiß noch mehr 
mals auch in diesen Blättern die Rede seyn. Nur 
ein Wunsch sey jetzt noch nut frommen Eifer gewagt. 
Möchte doch aus allen stehen de»TheaternDeutsch 
lands, Schillers Sterbetag, dkr yte May, stets durch 
eine mözjlchff vollkommene und zusammengehaltene 
Do, stellung der, Jungfrau von j)rlsans begangen 
werden! 
Kurz war dir Bahn, doch ewig ist sein Ruhm! — 
Leipzig. — r. 
Epigramme. 
Die neue Hetäre. 
Hetäre rollt dabin, mit ßikmuct beladen, 
, Sit. Ine dnrch Nmopo Zuubersviel 
Vom sccheie» Sivckwrrt oh»! Schaden 
In — eine Staatktarvffe siel. 
R a t h. 
Klug do» haßli» se» haidion7 — 
Evrecht mit ihr ohn' Ansrhn der Person! 
Ueber B i b u «. 
Wißt, baß sein Buck stet« unvollendet dleißtV - 
Wcil er daran btoo Nüchtern schreibt. 
- An L e l io. 
Du svrichss ron niemand schlimm; das wissen wir. 
Denn, relio, du svrichii allein von dir. 
Hg-
	        
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