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Volume Nro. 92, Donnerstag, den 9. May 1805

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

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«Mi* einen gutmüthig«» Buchhändler beredet Hot, noch einen 
Persuch Met ihm iU machen, ob er etwa« schreib!» tun», dg« 
man lesen mag, und stch nun voll Selbstgefühl sur eene Auio- 
rital halt, hat sich einsallen Iahen, mancherlei Abgeschmacktes 
gegen San «u vermeinen. Er gieve zu verkcbe», »ur K o o s- 
lose hatten ihn gehört, — fragt, ob Galt irgend ein Organ 
demonstriri habe? spöttelt darüber da» er „« zivei Fdrchd'or 
habe bezahle» lassen u. s. w. Man sieht, er Hai die Vorlesun 
gen gar nicht gehört. Aber da sollte der Mensch doch auch von de» 
Dingen schweigen, von denen er nicht» weis. Do» nein, da 
dürfte er gar nicht den Mund anfthuzi. — „Ob Eall «in 
Organ de»tt»lkrirt habe?" Armselige Frage! Statt bei ihr 
und dem «och armseligern Dünkel, der sie auswarf zu verwei 
len, eine Probe, aus welche Weise Galt bei seinem Besuche in 
den Berlinischen Gefängnissen — (Es ist nicht übrrsiiisssg zu 
wiederholen, das ihn verschiedene der- helldenkendssen Richter und 
Aerzte begleiteten,) — die Natur der Vergehungen erririh, wel 
che die Verbrecher dahin gebracht hatten. Man führte ihm eine 
Weibsperson vor; er belastete ihren Kopf, fand da» Organ de« 
Geschlechkstriebe» in einem sehr hohen Grade entwickelt; das 
Organ der Kinderliebe gar nicht, das des Mordstnns wiederuni 
ungewöhnlich stark. Er schloß also: „Ihr Hang zur Wollust 
muß sie zur Schwangerschaft geführt haben; das Kind, das ste 
gebar, liebte ste nicht, und La eö ihr beschwerlich war, muß ste, 
bei der Beschaffenheit de« letzten Organ«, sich leicht entschlossen 
haben, ihre Frucht zu todten." Man fragte nach, und da« 
Weib war dort wegen siebenmal wiederholten Kiudcrmordc«.— 
An einem Manne, deu man Ihm vorführte, entdeckte Galt vor 
züglich den Kunstsinn in ungewöhnlich hohem Grade ausge 
bildet. Auf Befragen erklärte der Mensch, er seo ein Schnei 
der , habe aber fein Gewerbe nie geliebt. Galt fragte, ob er 
nie eine Kunst erlernt habe? — „Kein!" — Ob er nie in 
seiner Jugend mechanische Künsteleien geübt habe? — „Ja, er 
habe als Knabe durch Schnitzwerke sich manchen Pfennig ver 
dient." — Ob er nie Vergnügen daran gefunden, andern nach- 
iuahiucn? — Sein ganzes Gesteht ward heiter, indem er ant 
wortete : „Ja, da» fen fein liebste« Vergnügen gewesen." Sil« 
,na» scharfer in ihn »rang, gestand er. haß ?r bei verschiedene» 
berumüehrnden Schaust»el-.l>iivv-n engagier gewesen, und nur 
au» Mangel dt« Blitzn« veriass.il habe. Endlich erfuhr man, 
daß fein Verbrechen in einer sehr künstlichen Verfälschung 
von Geldpavieren bestand, — und die Art, wie ihn sein Kunst- 
stiin ,n Fessel brachte, ivar erklärt. Enirathselunge» dieser Art 
hak Gall an hundert Verbrechern ohne Fehlgriff geübt. — „Ob 
er ein Organ demonstrlk habe?" -— Welche« Organ an drm 
Schabei wohl da« vorzüglichste sehn mag, der IN eben derSiqdk, 
wo Gall diese Proben ablegte, lange nach denselben, diese Frage 
thun konnte? 
G. M. 
Aus Französischen Blättern. 
^er Prinz - Regent von Portugal hak die Universität zu Cdimbr» 
durch viele heilsame Anstallen erweitert und verbessert. Hie 
hat eine ganz neue Organisariv» erhalten, e« stn» neue Lehr 
stuhle, z. B. sur den Landbau. die Hvdraulik u. s. w. etablirk 
worden, und die angestellten Lehrer Miissen Reisen durch dieje 
nigen Lander Europa « machen, in weichen ihr« Wissenschaft am 
meisten blüht. 
— Im Journal de Pari« schlägt jemand vvr, überall 
«» man von ungesunder Luft litte, neben Hvspftalern neben 
Mvraften u. s. w. heilige Haync vv» Platanen und Acacia zu 
vstanzcn, da diese beide» Baumarken vorzüglich die Eigenschaft 
haben, die Lost zu verbessern. 
— Der Garten des Capucine» zu Part« scheint jetzt ei» 
Kabinet lebender Wunder-Erscheinungen zu werden, der Sam 
melplatz der menfchlichcn Monstrosilaken, die vorher Europa 
durchirrten. Da sicht man jetzt zwei Zwerge, eine Riesin, ei 
nen Mensche« ohne Arme, der mit den Füßen schreibt und 
matt, ein Theater, aus welchem Kinder vv» ; bi« 8 Jahren 
spielen, u. s. «. 
ich ei» 
werde." 
— ffin junger Mensch von etwa 20 Jahren wurde bei 
einem sehr künstlich angestellten nächtlichen Einbruch ertappt. 
Indeß die Polizei den Prozeß - Verbal darüber aufnahm, unter 
hielt er stch mit den Ailwcfeildc» und gab stch große Mühe zu 
beweisen, daß seine ungefchickiichkcir nicht an seiner Erravpung 
schuld fen Er gestand, daß er zwei Gehülfen gehabt habe. 
„ Die werden jetzt in großer Unruhe sehn," sagte man ihm. 
„Ganz und gar nicht, erwiderte er; sie wissen, daß 
Mann von Ehre bin, und sie also nicht verralhea 
vle Criminal - Gesetz« hatte er vollkommen inne. 
— Zu Grenoble ist ein Mädchen überwiesen worden, ih 
ren Pater vergiftet zu haben. Sie soll IN einem rothen Hemde, 
«inen schwarzen Schleier über dem Kopse, zu,» Richtplay geführt 
werden. 
Aus Weimar. 
Älan zweifelt nicht mehr daran, daß der Hofrath Doß in 
Jena nun doch Jena noch verlassen werde, zwar nicht u», nach 
Würzburg zu geh», da er durch feine starke Kriegserklärung 
gegen Wißmair und Conforten allen < vorher von Banerfchcr 
Seite »och immer ,'ortgcfttzten, Unterhandlungen «in für allemal 
«in Ende gemacht har, sondern nach Heidelberg, wohin auch 
Ackermann, Thibaul und Frieß au« Jen» berufen find. 
Voß ioird dort bloß vrivaiisiren und eine Pension von icxxaFl. 
vom Cbursiirsicn von Baden genieße», ohne zu irgend etwa« 
verpflicht« zu seyn, al« >va« der redliche Mann überall gern 
thut, durch Raihschlägc zu nütze». Dadurch behält er also 
auch die Eutinische Pension vom Herzog von Oldenburg, und 
vertauscht übrigen« nur den Essig der Jenaifchen Rebhügel mit 
dem Bacharachcr Sorgenbrecher. Zn den iüngern Docenten, 
die Jena «erlassen haben und noch verlassen, gehört auch Doc- 
kor Krause, ein guter Maiheinaiiker und Meiaphnsiker, der 
letzt in DrcSdcn vrivalisirt und Doktor Ast, der eine» Ruf 
nach Landshuih angenommen hat. 
V° 
Aus D r e « d e 
n. 
dabei, 
Ein r 
kretfchcm 
800 Thaler 
,r einigen Wochen waren in dem Kunstmagazin unser« thä 
tigen Kuniihändter« Ritloer die sämmtliche» Handzeichnungcn 
und Skizzen, die der verstorbene Wehle, als er n»l Mufchin 
Puschkin den Caucasu» bereiste, dort entworfen hat, zum Ner- 
kans ausgestellt. E« waren neue und überraschende Ansichten 
die un« in eine ganz andre Welt zu entzücken schienen. 
Ei, reicher Kunstfreund, rin Hr. von Schembevg ans Roth- 
' '' in der Oberlausttz, hat dieß köstliche Portefeuille für 
an sich gebracht. Ein anderer Kunstfreund, der 
Lieftandiicke Graf v. Manteusel, der hier Bibliotheken, Ge 
mälde unh Kunstwerke aller Art an,getauft hat und nun auf 
seine Guter in Lieft»»» schaffen läßt, batte 600 Thaler dafür 
geboten. E« macht dem Käufer Ehre, »aß er einen so großen 
Werth aus diese in ihrer Art einzige Zeichnungen zu fetzen 
wußte. Allein er wird sich gewiß vor dem engherzigen Sinn 
.der besitzlustigeii un» monovolisireiideii Briiiifchcn Ku»st.,nfk.iufer 
zu bewahren und da« , was er hier so edel au« der Verlassen- 
fchaft ieines der Kunst -II früh entrissenen Landsmannes erwarb, 
auch de,» Publiknn, dura, die Radirnadel oder Kupferstich mit 
zutheilen wissen- Sollte, was wobt zu mümchen wäre, ein 
Tcrt dazu nöthig fern, fo lebt in der Nachbarschaft »es Hr». 
v. Schemberg ein treffsicher Kenner des Kaukasus und der Mcn- 
fchen- und Landerknnde nberhaupi, der um die Wissenschaften 
und da« Reich der Wahrheit vielfach verdiente Docrvr Uli» 
Senator Anion in Görlitz. 
A 
j « i g e. 
?ll« Antwort auf mehrere gütig theilaehnicndc Anfragen an« 
Hamburg rrwicdre ich hierdurch, daß meine 
hindern, der ehrenvollen, 
„eken Einladung der 
Verhältnisse mich 
ganz zu meiner Erkenntlichkeit geeig- 
dorkigcn Dircecion, welche dnrch Herrn 
Herzfeld mir zugegangen ist, für jetzt, zu folgen. Berkin den 
6ren Mai i8o>. 
ÄfflllNd.
	        
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