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«Mi* einen gutmüthig«» Buchhändler beredet Hot, noch einen
Persuch Met ihm iU machen, ob er etwa« schreib!» tun», dg«
man lesen mag, und stch nun voll Selbstgefühl sur eene Auio-
rital halt, hat sich einsallen Iahen, mancherlei Abgeschmacktes
gegen San «u vermeinen. Er gieve zu verkcbe», »ur K o o s-
lose hatten ihn gehört, — fragt, ob Galt irgend ein Organ
demonstriri habe? spöttelt darüber da» er „« zivei Fdrchd'or
habe bezahle» lassen u. s. w. Man sieht, er Hai die Vorlesun
gen gar nicht gehört. Aber da sollte der Mensch doch auch von de»
Dingen schweigen, von denen er nicht» weis. Do» nein, da
dürfte er gar nicht den Mund anfthuzi. — „Ob Eall «in
Organ de»tt»lkrirt habe?" Armselige Frage! Statt bei ihr
und dem «och armseligern Dünkel, der sie auswarf zu verwei
len, eine Probe, aus welche Weise Galt bei seinem Besuche in
den Berlinischen Gefängnissen — (Es ist nicht übrrsiiisssg zu
wiederholen, das ihn verschiedene der- helldenkendssen Richter und
Aerzte begleiteten,) — die Natur der Vergehungen erririh, wel
che die Verbrecher dahin gebracht hatten. Man führte ihm eine
Weibsperson vor; er belastete ihren Kopf, fand da» Organ de«
Geschlechkstriebe» in einem sehr hohen Grade entwickelt; das
Organ der Kinderliebe gar nicht, das des Mordstnns wiederuni
ungewöhnlich stark. Er schloß also: „Ihr Hang zur Wollust
muß sie zur Schwangerschaft geführt haben; das Kind, das ste
gebar, liebte ste nicht, und La eö ihr beschwerlich war, muß ste,
bei der Beschaffenheit de« letzten Organ«, sich leicht entschlossen
haben, ihre Frucht zu todten." Man fragte nach, und da«
Weib war dort wegen siebenmal wiederholten Kiudcrmordc«.—
An einem Manne, deu man Ihm vorführte, entdeckte Galt vor
züglich den Kunstsinn in ungewöhnlich hohem Grade ausge
bildet. Auf Befragen erklärte der Mensch, er seo ein Schnei
der , habe aber fein Gewerbe nie geliebt. Galt fragte, ob er
nie eine Kunst erlernt habe? — „Kein!" — Ob er nie in
seiner Jugend mechanische Künsteleien geübt habe? — „Ja, er
habe als Knabe durch Schnitzwerke sich manchen Pfennig ver
dient." — Ob er nie Vergnügen daran gefunden, andern nach-
iuahiucn? — Sein ganzes Gesteht ward heiter, indem er ant
wortete : „Ja, da» fen fein liebste« Vergnügen gewesen." Sil«
,na» scharfer in ihn »rang, gestand er. haß ?r bei verschiedene»
berumüehrnden Schaust»el-.l>iivv-n engagier gewesen, und nur
au» Mangel dt« Blitzn« veriass.il habe. Endlich erfuhr man,
daß fein Verbrechen in einer sehr künstlichen Verfälschung
von Geldpavieren bestand, — und die Art, wie ihn sein Kunst-
stiin ,n Fessel brachte, ivar erklärt. Enirathselunge» dieser Art
hak Gall an hundert Verbrechern ohne Fehlgriff geübt. — „Ob
er ein Organ demonstrlk habe?" -— Welche« Organ an drm
Schabei wohl da« vorzüglichste sehn mag, der IN eben derSiqdk,
wo Gall diese Proben ablegte, lange nach denselben, diese Frage
thun konnte?
G. M.
Aus Französischen Blättern.
^er Prinz - Regent von Portugal hak die Universität zu Cdimbr»
durch viele heilsame Anstallen erweitert und verbessert. Hie
hat eine ganz neue Organisariv» erhalten, e« stn» neue Lehr
stuhle, z. B. sur den Landbau. die Hvdraulik u. s. w. etablirk
worden, und die angestellten Lehrer Miissen Reisen durch dieje
nigen Lander Europa « machen, in weichen ihr« Wissenschaft am
meisten blüht.
— Im Journal de Pari« schlägt jemand vvr, überall
«» man von ungesunder Luft litte, neben Hvspftalern neben
Mvraften u. s. w. heilige Haync vv» Platanen und Acacia zu
vstanzcn, da diese beide» Baumarken vorzüglich die Eigenschaft
haben, die Lost zu verbessern.
— Der Garten des Capucine» zu Part« scheint jetzt ei»
Kabinet lebender Wunder-Erscheinungen zu werden, der Sam
melplatz der menfchlichcn Monstrosilaken, die vorher Europa
durchirrten. Da sicht man jetzt zwei Zwerge, eine Riesin, ei
nen Mensche« ohne Arme, der mit den Füßen schreibt und
matt, ein Theater, aus welchem Kinder vv» ; bi« 8 Jahren
spielen, u. s. «.
ich ei»
werde."
— ffin junger Mensch von etwa 20 Jahren wurde bei
einem sehr künstlich angestellten nächtlichen Einbruch ertappt.
Indeß die Polizei den Prozeß - Verbal darüber aufnahm, unter
hielt er stch mit den Ailwcfeildc» und gab stch große Mühe zu
beweisen, daß seine ungefchickiichkcir nicht an seiner Erravpung
schuld fen Er gestand, daß er zwei Gehülfen gehabt habe.
„ Die werden jetzt in großer Unruhe sehn," sagte man ihm.
„Ganz und gar nicht, erwiderte er; sie wissen, daß
Mann von Ehre bin, und sie also nicht verralhea
vle Criminal - Gesetz« hatte er vollkommen inne.
— Zu Grenoble ist ein Mädchen überwiesen worden, ih
ren Pater vergiftet zu haben. Sie soll IN einem rothen Hemde,
«inen schwarzen Schleier über dem Kopse, zu,» Richtplay geführt
werden.
Aus Weimar.
Älan zweifelt nicht mehr daran, daß der Hofrath Doß in
Jena nun doch Jena noch verlassen werde, zwar nicht u», nach
Würzburg zu geh», da er durch feine starke Kriegserklärung
gegen Wißmair und Conforten allen < vorher von Banerfchcr
Seite »och immer ,'ortgcfttzten, Unterhandlungen «in für allemal
«in Ende gemacht har, sondern nach Heidelberg, wohin auch
Ackermann, Thibaul und Frieß au« Jen» berufen find.
Voß ioird dort bloß vrivaiisiren und eine Pension von icxxaFl.
vom Cbursiirsicn von Baden genieße», ohne zu irgend etwa«
verpflicht« zu seyn, al« >va« der redliche Mann überall gern
thut, durch Raihschlägc zu nütze». Dadurch behält er also
auch die Eutinische Pension vom Herzog von Oldenburg, und
vertauscht übrigen« nur den Essig der Jenaifchen Rebhügel mit
dem Bacharachcr Sorgenbrecher. Zn den iüngern Docenten,
die Jena «erlassen haben und noch verlassen, gehört auch Doc-
kor Krause, ein guter Maiheinaiiker und Meiaphnsiker, der
letzt in DrcSdcn vrivalisirt und Doktor Ast, der eine» Ruf
nach Landshuih angenommen hat.
V°
Aus D r e « d e
n.
dabei,
Ein r
kretfchcm
800 Thaler
,r einigen Wochen waren in dem Kunstmagazin unser« thä
tigen Kuniihändter« Ritloer die sämmtliche» Handzeichnungcn
und Skizzen, die der verstorbene Wehle, als er n»l Mufchin
Puschkin den Caucasu» bereiste, dort entworfen hat, zum Ner-
kans ausgestellt. E« waren neue und überraschende Ansichten
die un« in eine ganz andre Welt zu entzücken schienen.
Ei, reicher Kunstfreund, rin Hr. von Schembevg ans Roth-
' '' in der Oberlausttz, hat dieß köstliche Portefeuille für
an sich gebracht. Ein anderer Kunstfreund, der
Lieftandiicke Graf v. Manteusel, der hier Bibliotheken, Ge
mälde unh Kunstwerke aller Art an,getauft hat und nun auf
seine Guter in Lieft»»» schaffen läßt, batte 600 Thaler dafür
geboten. E« macht dem Käufer Ehre, »aß er einen so großen
Werth aus diese in ihrer Art einzige Zeichnungen zu fetzen
wußte. Allein er wird sich gewiß vor dem engherzigen Sinn
.der besitzlustigeii un» monovolisireiideii Briiiifchcn Ku»st.,nfk.iufer
zu bewahren und da« , was er hier so edel au« der Verlassen-
fchaft ieines der Kunst -II früh entrissenen Landsmannes erwarb,
auch de,» Publiknn, dura, die Radirnadel oder Kupferstich mit
zutheilen wissen- Sollte, was wobt zu mümchen wäre, ein
Tcrt dazu nöthig fern, fo lebt in der Nachbarschaft »es Hr».
v. Schemberg ein treffsicher Kenner des Kaukasus und der Mcn-
fchen- und Landerknnde nberhaupi, der um die Wissenschaften
und da« Reich der Wahrheit vielfach verdiente Docrvr Uli»
Senator Anion in Görlitz.
A
j « i g e.
?ll« Antwort auf mehrere gütig theilaehnicndc Anfragen an«
Hamburg rrwicdre ich hierdurch, daß meine
hindern, der ehrenvollen,
„eken Einladung der
Verhältnisse mich
ganz zu meiner Erkenntlichkeit geeig-
dorkigcn Dircecion, welche dnrch Herrn
Herzfeld mir zugegangen ist, für jetzt, zu folgen. Berkin den
6ren Mai i8o>.
ÄfflllNd.