Path:
Volume Nro. 87, Donnerstag, den 2. May 1805

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

348 
»roüflirneit, Nikolai unk Mickaika, auk ktr Ami«. 
Die Zahl aller hohen und niedern Personen des Hofstaat« ist: 
Z8;8; die Unterhaltung des Hofstaat« kostet jährlich S-J63,<i? 
Rubel. 
— De» gefchickke Bildhauer, Adiunkt-Rektor und Colle- 
gien-Rakh Mario« zu Moskau i<i m,l einer kolossalen Grupve 
beschäftige, welche ein svae gebrachte«, aber desto ehrenvollere« 
Denkmaal oatriorlcher Tal.kbarkett senn wird. Al« dl« Pole» 
im l7ken Jahrhundert Rußland verheert, stch Moskau« be 
mächtigt und den Betrüger Demetrius aus den Russischen Thron 
gesetzt halten, erhob sich der Nowgorods»« Burger Kosma Mi 
ni» zur Rettung de« Naterland«. Er forderte mit feuriger 
Beredsamkeit seine Mitbürger auf, brachte «in Heer iusanniien, 
und übergab den Befehl desselben dem kriegerischen Kii-as po- 
scharkkn. Dieser schlug die Polen, verjagte ste an« Moskau, 
und stürzte Demetrius vom Thron; doch al« die Nation ihm 
da« Scevter anbot, wie« er cs zurück, und erhob einen Ab- 
tömiiiliiig vom alt:n Herrstbernanune Rurik«, Michael Feodo- 
rowitsch Noinanow, aus den Thron, den Stammvater der seit 
dem herrschenden kaiserlichen Familie. Die lrruvoe soll au« 
Bronze gegossen, und aus de», -rohen Marlkvtatze ju Moskau, 
wo die Hauot-Begebenheit vor sich ging, errichtet werbe«. Die 
Figuren werden dovoelkt Mannrsgrone haben. Mini» wird 
dargrüelli wie er auf Moskau, da« am Rande »e« Verderbe»« 
stand, mit der Linken hindeutet, und indem rr zur Retkung 
foresturik, mit der Rechten Poscharskij'S Arm saht, und ihn 
mit sich sortrelüt. Der Letzte, ln einer kriegerisch-kühnen Srel- 
inng, hebt den Blick und Schild und S»werdt gen Himmel 
und schwört, d«S Vaterland zu retten. Da« Modell des Denk- 
inaate war schon aus der letzte» Kunstguss,rllung zu sehn. Di« 
Kasten werden durch eine Subsrriplio» im ganzen Reiche zu- 
sammengebracht werden. Sie werden es; denn ist Rußland 
herrscht feuriger PatriotiSmu« und Nakionalstoli, und e« ist 
reich. 
Zu Seuen, «incm Braunschweigischen Sandstäklchen stiftete 
der Herzogliche Hosagcnt Jacobtsohn, eine Schule für 12 arme 
Kinder Jüdischer Ration. Die vorir-t7»che Einrichtung dersel 
ben , flößte bald vielen reichen Aelicr» derselbe» tzkation den 
Wunsch ei», ihre Kinder gleichfalls dort, sii« ein angemessene« 
Kost - und Schulgeld erziehen zu lassen. Jetzt enthalt ste unge 
fähr fünfzig Knaben, die in drei Classen von vier Jüdi 
schen und sech« christliche« Lehrern außer dm ge 
wöhnlichen Schiilkenntnissen, im Lateinifchm, Griechischen, He 
bräischen, Deutschen und Französtschen, in der Matlicniatlk, im 
zeichnen, in der Mustk ll. s. >v. ünkeerichirt werde«. Da de« 
Zahl derer, die ihre Kinder dort wollen erziehen la/stn, immer 
zunimmt, soll die Anstalt so sehr moniert werden, daß s,s 
allenfalls ein Paar hundert Kinder aufnehmen tan«. Do» de 
nen die ietzk darin stad, werden 23 auf Kosten de, edel» Stif 
ter« erzogen; jedes der übrigen bezahlt 150 Thaler Kostgeld. 
Einer »er christlichen Lehrer, Hr. Heinroth, hat bti Ditwcg ei 
nen „kurzen Abriß" drucken lassen, der von dieser lobenswcr- 
then, na» hellgedachten Grundsätze» «ingerichtet«» Anstalt Nach 
richt giebt. E« arbeitet sich denn wiider ein Volk von ural 
ten Rational-Gebrechen und Vorurtheilen io«, die man ftir 
unaustilgbar hielt. 
Di« Vorsteher dieser Schule in Brgnnschweig lassen, »um 
Andenken de« llkase«, durch welchen den Juden «n Rußland 
Bürgerrechte gegeben wurden, eine Medaille »ragen. Wie ach- 
knngsivkrth ist dieser Gemeinsinn, diese Theilnahme für dir 
Sianimesgenoffen! Wie sehe war' er auch andern Classen der 
Bewohner Deukschland« »u wünschen. 
Der Hofratb Hetze, ,u Doroat hat de» Plan gemacht, 
..eine nml kirchliche Bibelübersetzung" »» »eranstalteu, ein« 
allgemeine Subscription dazu zu sammeln, und die vor!»glich- 
stcn Conststorien und die theologischen Fakultäten aller »niverst- 
tarrn in Deullchiand zur Mitwirkung anftusorder». Ist denn 
Lmher« kräftige Uebersetzung schon »»»erüandlich geworden - 
Sind kenn bi« neuern Uekersehungen nickt kircklick genug? 
Wa« heißt da« kirchlich hier? Fordere der kirchliche GA-, auch 
einer Bibelübersetzung enoas ander«, als wa« lebe uebersetzung 
leisten muß. Treue, Berstanblichkeii, L-oblkiang? — Aus jeden 
Fall war' e« doch, wohl nothwendig, Proben »er neuen lleter- 
setziing bekannt zu machen, ehe man da« Publikum Mlk Snd- 
scriviion« - Vorschläge» behelligt. — 
Aus Berlin. 
>D:e beiden berühmten Berlinischen Medailleur«, Loos unk 
Abramson, haben jt9« eine Medaille auf Dr. Gatt und seine 
hiestge Vorlesungen »ersertigl. Die de« ersten, »berhauve die 
bessere, har die sehr glücklich auf Ga« »asseuüe Inschrift: „Im 
Forsche» kiihn, bescheiden im Bebauotc«,'- — und da« wohlge- 
troffene Biidniß de« genialischen Entdecker«. Weniger glücklich 
ist da« Sinnbild aus der Rückseite: ein Todlenkoos von dem 
ein Schleier abgezogen wird. — War' e« nicht oassender gewe 
sen, einen Schmetterling au« einem geöffneten Menichciikoosc — 
entstiegen zu lasse»? Da» hieße: de» F»rsel,eri Blick verfolgte 
Psiiche bis in ihr innerste« Heiliglhnm, und str . 
— Ach! Ans »er hiesigen großen Rarionai-Bühne har man 
nn§ de» dritten Theil »er Donaunnmohe gegeben. Aä>: — 
Außerdein daß Albrecht und Larifari in demselben üerheirathet 
sind, nnicrscheidet er sich von den beiden ersten Theile» bloß 
dadurch, daß der Zechmeister nicht aus einem seuersoeiendtn 
Drachen, sondern auf einem seuersvciendrn Bock durch die Lüfte 
geführt wird. Die Musik ist leicht singbar, aber das Ganze ist 
so abgeschmackt und abgedrsich:», daß man die Soielenden be 
dauern muß. Das Publikum scheint dabei vor Gähne» weder 
zum Lache», noch zum Avolaudiren, noch zum Pochen kommen 
zu können. — Da« ist nun »a« dritte neue inustkalische Pöbcl- 
mahrchen, mit dem inan uns in diesem Winlcr regal,rk hat. 
Eine neue große s>ver haben wir gar nicht gehabt, und „Tilut" 
ist nicht einmal wiederholt worden. 
Am rtzuien Avril wurde, einer königlichen hstldreieben Be 
willigung zufolge, FanÄon zu», Bcncßcr de« Comvoniiten, »es 
Hrn. Kavellmekster Himmel gegeben. Vor Anfange des Stücke« 
wurde demselben noch rin sehr gnädiges CabinnSschreibeu Sr 
A:a;estal, nebst einer goldnen Dose, eingehandigl. . 
Au« Französischen Blättern. 
^ie Reis» des Französischen Kgisers durch die Provinzen wirk 
überall mit großer Pracht gefeiert. Vorzüglich ist er in Lvon 
sehr glänzend ausgenommen worden. Der Ehrenbogen, den 
man ihm daselbst errichiet hat war rin sinnvoll gedachtes 
Kunstwerk. Vorzüglich inerrwürktg war ein Theil desselben, 
den di« io6 Rr. des Moniteur«, S. 865. foigend-rgcstalt be 
schreibt : 
„ueber der Hauvtoforte steht eine große Bildsäule, welelw 
die Stadt Lvon darstellt, kie mit einer öand ihre Schlüssel 
darbietet und mir der andern ein Steuerruder halt: sie lehnt 
sich aus Balle» Kansmannswaaren. Unter dem Gewölbe ist 
lm Plafond ein Adler, von Bienen umgeben, mit goibfarbigten 
Fruchlgnirlanden, in bereu Mitte man folgende Worte liest: 
„Hannover, Frankreich, Italien und Savove», 
Lander, deren Kronen er vereinigte indem er 
Reichthum und ueberslnß darin verbreitete." 
— Die Musik zu den beiden Orarorlo« Saul und die 
Eroberung von Jericho, — welche der Moniteur Übrigens jetzt 
selbst für üv.-ru erklärt, — ist aus einitlnen Stücken der be 
rühmtesten Arbeiken vieler Comvonifttn zusammengesetzt, eine 
musikalische Mo all. Die Fräiij. Knnürichier behandeln die 
freilich mühsame Arbeit, den Tert zu der fertige» Musik zu 
schreiben, al« eine sehr wichtige verdienstvolle Bemühung, — 
die übrigen« in Deutschland bei jedem großen Theater snr jede 
übersetzte Over geübt wir», ohne Bewunderung zu erregen. 
— Georg Adam Junker, Verfasser Auer Deutschen Svrach.- 
lehre und Drutick-er Sorachmeister zu Parj«, ist lm yoste» 
Jadre gestorben. Auch er har eine Uebersetzung »es «ni,»ersetz 
baren Messias gegeben. Armer Klovstock!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.