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Volume Nro. 84, Sonnabend, den 27. April 1805

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

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Righini's Cvmpositi'enen tragen fast alle einen 
eigen«! Zauber. Das letzte von ihm in dieser 
Sammlung, Lika's Veilchen, muß man eine Dem. 
Thierinonzy vertragen hören, um fein« Zartheit 
ganz zu empfinden. 
Gesänge von A. Harder, mit Begleitung 
der Guitarre. 
Recht gut, bis auf Kleinigkeiten, deren Erörte 
rung hierher nicht gehört. Die Compvsttion der 
Klage der Schäfers von Göthe, ist dem einfachen 
Charakter de« Gedichts besonders angemessen, 
und hat Vorzüge vor allen andern, die davon 
epistiren. 
(Die Fortsetzung folgt.) 
Wider einen den Reichsstädten ge 
machten Vorwurf. 
(Schluß.) 
Aicht, um Vorwurf mit Bvrwurf zu erwiedern, 
sondern um zu zeigen, wie trüglich der Schluß des 
Reisenden sey, und wie wenig seine Folgerung gelte, 
wodurch die Reichsstädte verächtlich gemacht werden, 
erwähne ich hier noch, wie es mit Gefängnissen un 
ter einer Regierung aussteht, oder noch vor Kurzem 
aussah, die der Reisende gewiß nicht der llnmenfch- 
lichkeit wird beschuldigen wollen. Ich habe zwar die 
im I. 1801 zu Berlin und dann rstoz zu Frankfurt 
und Leipzig, unter dem Titel: Bruchstücke über Ver 
brechen und Strafen, oder: Gedanken über die in 
den Preußischen Staaten bemerkte Vermehrung der 
Verbrecher gegen die Sicherheit de« Eigenthums, 
nebst Vorschlägen, wie derselben durch zweckmäßige 
Gefangen-Anstalten zu steuern seyn dürste, zum Ge 
brauch der höheren Behörden, — erschienene Schrift 
des Hrn. von Arnim, ehemaligen Preußischen 
Staats- und Zufiizministere, Chef de« Criminal- 
DepartementS nicht gelesen: aber der Auszug, den 
da« Häberlinifche Staatsarchiv (XI. 42. S. 1R9 — 
218) liefert, und die ausführliche Recension des 
Buchs in den Götting. Anzeigen von gelehrten 
Sachen, 1804. 200 St. stimmen so genau mit ein 
ander überein, daß ich nicht zweifeln darf, der Ver 
fasser de« Auszugs und der der Recension haben ge 
treu berichtet. 
Nach beiden sagt Hr. v. Arnim, es herrsche im 
Preußischen eine gänzliche Anarchie bei der Direk 
tion und Verwaltung der Gefangen - Anstalten. Der 
Götting. Recensent berichtet weiter au« dem Buche; 
tz« fehle durchaus an einer Einheit, wenigsten« zehn 
Behörden concurrirten, es gäbe Beispiele, daß Re 
gierungen und Kammern über die abscheuliche Be 
schaffenheit eines Gefängnisses vollkommen einverstan 
den gewesen wären und doch erst nach länger als 
zehn Jahren eine Verbesserung desselben zu Stande 
gekommen sey. Selbst die ganz ne» angelegte Stadt- 
vogkkl in Berlin hab« die wesentlichsten Fehler. Die 
nieisten Gebäude taugten nicht; es fehle an hinrei 
chenden Officianteri u. s. w. Zn dem Zuchthause zu 
Frankfurt an der Oder nahm man gegen Receptions 
gelder Züchtlinge auf, ohne sich darum zu beküm 
mern, ob sie durch Urtheil und Recht verurtheilt wa 
ren ; ein keines Verbrechens überwiesener Jude 
mußte zwölf Jahre in diesem Gefängnisse schmach 
ten, in weichem er einen Selbstmord attenrirt. Un 
gesunde Lage, Mangel an Raum, schreckliche Unrein 
lichkeit, treffe Ulan in einer großen Zahl von Ge 
fängnissen on. Zu Falkenburg in der Neumark sey 
das Gefängniß ein Keller, in welchem die Gefan 
genen weder gehen noch stehen können. Zn Zülli- 
chau läuft in den meisten Gefängnissen das Wasser 
beständig an den Thüren herab. Zn Cosel, woßvbis 
70 Gefangene sitzen, sind die Gefängnisse feucht und 
ungesund. Die zur Untersuchung der mehr genann 
ten Stadtvogtei in Berlin bestellten angesehenen 
Commissarien sagen in ihrem Berichte, „ daß es 
keine geringe Aufopferung sey, dieses Gefängniß nur 
zu besuchen. Der Mangel an Reinlichkeit mache es 
zu einem abscheulichen Aufenthalt, in welchem be 
ständig eine verpestete Luft herrsche, es von Ungezie 
fer aller Art wimniele, die Gefangenen bald von der 
Krätze befallen zu werden pflegen." — Noch eine 
Stelle aus dem Staatsarchive: — „Die meisten 
Gefängnisse im Pr. Staat sind für die Gesundheit 
der Gefangenen höchst-nachrheilige und wahrhaft- 
fcheusliche Löcher. Zn das Stockhaue zu Cüstrin 
kommt nie Tageslicht, nie frische Luft! Die Bauge- 
fängnisse zu Danzig haben eine solche Lage, daß das 
Wasser an den Wänden herabläuft. Selbst die 
Aufbewahrungs-Gefängnisse sind meistens fcheusliche 
Behältnisse. Da« Stadt-Gefängniß in Elbingen ist 
in den untersten Gewölben eines alten Thurme be 
findlich; zu dem tiefsten derselben führt keine Treppe, 
die Unglücklichen müssen mit Seilen hinunter ge 
lassen werden. Durch die schlechte Bedachung und 
durch die Spalten und Luftlöcher im Gemäuer 
»ringt Regen und Schnee hinein." 
Der Freimüthige führt auf jedem Blatte den 
ehrwürdigen Namen des ^.ristiäss. Aber dieser 
würde nicht ein solches Urtheil billigen, als der Rei 
sende über die Reichsstädter fället. Und ein jeder, 
dem die Nützlichkeit der kleinen Republiken für das
	        
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