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Righini's Cvmpositi'enen tragen fast alle einen
eigen«! Zauber. Das letzte von ihm in dieser
Sammlung, Lika's Veilchen, muß man eine Dem.
Thierinonzy vertragen hören, um fein« Zartheit
ganz zu empfinden.
Gesänge von A. Harder, mit Begleitung
der Guitarre.
Recht gut, bis auf Kleinigkeiten, deren Erörte
rung hierher nicht gehört. Die Compvsttion der
Klage der Schäfers von Göthe, ist dem einfachen
Charakter de« Gedichts besonders angemessen,
und hat Vorzüge vor allen andern, die davon
epistiren.
(Die Fortsetzung folgt.)
Wider einen den Reichsstädten ge
machten Vorwurf.
(Schluß.)
Aicht, um Vorwurf mit Bvrwurf zu erwiedern,
sondern um zu zeigen, wie trüglich der Schluß des
Reisenden sey, und wie wenig seine Folgerung gelte,
wodurch die Reichsstädte verächtlich gemacht werden,
erwähne ich hier noch, wie es mit Gefängnissen un
ter einer Regierung aussteht, oder noch vor Kurzem
aussah, die der Reisende gewiß nicht der llnmenfch-
lichkeit wird beschuldigen wollen. Ich habe zwar die
im I. 1801 zu Berlin und dann rstoz zu Frankfurt
und Leipzig, unter dem Titel: Bruchstücke über Ver
brechen und Strafen, oder: Gedanken über die in
den Preußischen Staaten bemerkte Vermehrung der
Verbrecher gegen die Sicherheit de« Eigenthums,
nebst Vorschlägen, wie derselben durch zweckmäßige
Gefangen-Anstalten zu steuern seyn dürste, zum Ge
brauch der höheren Behörden, — erschienene Schrift
des Hrn. von Arnim, ehemaligen Preußischen
Staats- und Zufiizministere, Chef de« Criminal-
DepartementS nicht gelesen: aber der Auszug, den
da« Häberlinifche Staatsarchiv (XI. 42. S. 1R9 —
218) liefert, und die ausführliche Recension des
Buchs in den Götting. Anzeigen von gelehrten
Sachen, 1804. 200 St. stimmen so genau mit ein
ander überein, daß ich nicht zweifeln darf, der Ver
fasser de« Auszugs und der der Recension haben ge
treu berichtet.
Nach beiden sagt Hr. v. Arnim, es herrsche im
Preußischen eine gänzliche Anarchie bei der Direk
tion und Verwaltung der Gefangen - Anstalten. Der
Götting. Recensent berichtet weiter au« dem Buche;
tz« fehle durchaus an einer Einheit, wenigsten« zehn
Behörden concurrirten, es gäbe Beispiele, daß Re
gierungen und Kammern über die abscheuliche Be
schaffenheit eines Gefängnisses vollkommen einverstan
den gewesen wären und doch erst nach länger als
zehn Jahren eine Verbesserung desselben zu Stande
gekommen sey. Selbst die ganz ne» angelegte Stadt-
vogkkl in Berlin hab« die wesentlichsten Fehler. Die
nieisten Gebäude taugten nicht; es fehle an hinrei
chenden Officianteri u. s. w. Zn dem Zuchthause zu
Frankfurt an der Oder nahm man gegen Receptions
gelder Züchtlinge auf, ohne sich darum zu beküm
mern, ob sie durch Urtheil und Recht verurtheilt wa
ren ; ein keines Verbrechens überwiesener Jude
mußte zwölf Jahre in diesem Gefängnisse schmach
ten, in weichem er einen Selbstmord attenrirt. Un
gesunde Lage, Mangel an Raum, schreckliche Unrein
lichkeit, treffe Ulan in einer großen Zahl von Ge
fängnissen on. Zu Falkenburg in der Neumark sey
das Gefängniß ein Keller, in welchem die Gefan
genen weder gehen noch stehen können. Zn Zülli-
chau läuft in den meisten Gefängnissen das Wasser
beständig an den Thüren herab. Zn Cosel, woßvbis
70 Gefangene sitzen, sind die Gefängnisse feucht und
ungesund. Die zur Untersuchung der mehr genann
ten Stadtvogtei in Berlin bestellten angesehenen
Commissarien sagen in ihrem Berichte, „ daß es
keine geringe Aufopferung sey, dieses Gefängniß nur
zu besuchen. Der Mangel an Reinlichkeit mache es
zu einem abscheulichen Aufenthalt, in welchem be
ständig eine verpestete Luft herrsche, es von Ungezie
fer aller Art wimniele, die Gefangenen bald von der
Krätze befallen zu werden pflegen." — Noch eine
Stelle aus dem Staatsarchive: — „Die meisten
Gefängnisse im Pr. Staat sind für die Gesundheit
der Gefangenen höchst-nachrheilige und wahrhaft-
fcheusliche Löcher. Zn das Stockhaue zu Cüstrin
kommt nie Tageslicht, nie frische Luft! Die Bauge-
fängnisse zu Danzig haben eine solche Lage, daß das
Wasser an den Wänden herabläuft. Selbst die
Aufbewahrungs-Gefängnisse sind meistens fcheusliche
Behältnisse. Da« Stadt-Gefängniß in Elbingen ist
in den untersten Gewölben eines alten Thurme be
findlich; zu dem tiefsten derselben führt keine Treppe,
die Unglücklichen müssen mit Seilen hinunter ge
lassen werden. Durch die schlechte Bedachung und
durch die Spalten und Luftlöcher im Gemäuer
»ringt Regen und Schnee hinein."
Der Freimüthige führt auf jedem Blatte den
ehrwürdigen Namen des ^.ristiäss. Aber dieser
würde nicht ein solches Urtheil billigen, als der Rei
sende über die Reichsstädter fället. Und ein jeder,
dem die Nützlichkeit der kleinen Republiken für das