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Volume Nro. 71, Dienstag, den 9. April 1805

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

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Nicht-politisch 
kiterärische Nachricht auö Moükwa. 
ran von Freitag, geborne von Psundheller, eine (Wir talknt- 
»olle unb gel'ilbeie Srau, bereicherte bis jetzt da» Russische Theater 
durch Ueberfetzungen, unb Hai jetzt ein Original > Stück geschrie 
ben: „die großmüthige Rr*rti. " das nächstens auf der Russischen 
Rationalbiibne fotz gegeben werden. Krau von Freitag ist auö 
Mahlen gebürtig, aber iie kam rdion in ihrem siebenten Zähre 
nach Moskau, wo ihr Vater Professor wurde. 
Der General Aier. Palitzun hat Mareartnen'i Reise nach 
China in- Russische übersetzen uns in Moskau bei Claudi 
drucken lasse». Die Kurier imb in St. Petersburg gestochen 
und sollen trefflich senu. 
Der Graf Rostovstn hat aus seine Kosten da? Pildniß ei 
nes Mousauetier'S Namens Jemelianow, in Kursor stechen 
lassen, der im Jahr 1799 bei Zürich in Franz, Gesangenschast 
gerieih, aber eine weist Fghue rettete, Iie wahrend der Zeit 
seiner Gesangenschast verbarg, und dem General Srrengponen, 
als er nach Frankreich kam, die Gefangenen abzuholen, über 
lieferte. Kaiser Paul ernannte den Mann dafür !UM Fähnrich. 
(AUS dem zweiten Stück des Russischen Merkur. Riga, bei 
Müller. Die» Stück ist noch viel interessanter als da» erste.) 
Berlin, am 6ten Avril. 
Gestern trat Madame Bürger vom Dresdner Hoftheater, auf 
unserer Rational > Bühne als Orstna auf. Sie ist die Wittwe 
des einjigen, des vortrefflichen Volk»-Dichters (im edelsten 
Sinne de« WorlS) Bürger: doch dieser umstgnd, statt für 
sie (u bestechen, nimmt überall gegen ste ein, — weshalb? 
mag «»erörtert bleiben. Sie wagte es, in einer der Rollen 
aufzutreten, in weicher unsre genievolle Unjeimann am »»eisten 
ihre Kunst und ihr Talent entfaltet. Auch dieser UmstanS 
mutzte »Ui» voraus gegen Madame Burger wirke». Desto 
«rotiere Ehre macht es ihr, dag ste gleichwohl, — so sehr 
man auch bei ihrem ersten Ansrrelen zum Lachen gereich wurde, 
am Ende lauten Beifall arndtete. Diese stch widersvrechende 
Erscheinungen erklären stck dadurch: ihre Haltung und ihr 
Sviel sind meisten,bell» affeklirk, und erinnern mehr an die 
drollige Grandezza der Haupt! und Staats-Aktionen, als an 
die Natur; aber ihre Deklamation ist fast durchgehend gut, an 
den heftigen SkeUeii der Rotte vortrefflich. — Wir werden 
sie noch in iroei Rolle» sehen, und wie e» beißt, hak sie den 
Plan hier auch ein Deklanigtormm ju geben. 
Am 7ken Avril. Herr Mollier, bisher beim Würzburger 
Theater, gab gestern hier, als Gastrolle, den V-Viderhufen in 
.Kotzebue's Armuth und Edelstnn. Das Stück, (ctneS der besten 
aus des Dichter» früherer Periode, mit gut gezeichneten Ginn 
ratteren und sehr witzigem Dialog,) war lange nicht gegeben 
worden, indeß blieb »aS Hau» ziemlich leer. — Hr. Mollier 
trat in einem purpurfarbnen Svencer über einem schwarzen 
Kleide ms. Dieser grelle Auszug, — der üdetdem durch nicht» 
hm gharatter de» taunigleu aber dabei sehr reellen Banderhu- 
sen gerechtfertigt wird, — that keine gute Wirkung. Das hin- 
derre indeß nicht, »u bemerke», »aß Hr. Mollier mit Gewand- 
he,t und fein:,» Anstande svielte; nur mehr Lebhasttgketk und 
Natürlichkeit der Laune blieb zu Wim scheu, ueberhauvt bemerkt 
man an den meisten auch guten Schauspielern die Nil» von 
den kleinern Theatern besuchen, »aß sie stch einem andern 
Ziel enkgegendildeten, al» die guten Künstler unsrer Bühne: 
jene strebe» immer noch «ehr nach El eg an» und Statt 
lich keil, diese nach Wahrheit der Darstellung. Welche» 
da» Bissere ist, braucht nicht gesagt »u werdrn. — Da» Stück 
wurde im «amen fthr brav gegeben. Dorzüglich erwarb sich 
DemoiseNe xöbbeiin, al» Frau R«se Bewunderung, und Ma 
dame Fleck al« Josephine, lebhaskeu Beifall. (g. M. 
Aus Englischen Blättern. 
Zu ChclmSforth ist ein „junger Roseiu» der Zweite" ans »er 
Buhne rrschtenen. Seine Gestalt gleicht der de» jungen Beit», 
e 3 c i t u n g. Nro. ji. 
seine Stimme ist kraftvoller und schöner, sei» Sviel gut, nur 
in manchen Rollen in heftig: dieser legte Umstand reicht bl» 
,u jeigen, daß er seinem Vorgänger, der da« richtige Maaß 
der Heftigkeit immer sehr genau trifft, an Genie nachsteht. — 
Manche vornehme Modedamen in London, wo man alle» 
tu Gelde macht, sollen jetzt au« mit der Ehre ihrer Bekannt 
schaft handeln. Sie erlauben mittelmäßigen Musikern in ihrem 
Hause, gegen einen Abzug von ;o Procenk von der Einnähn», 
Benence - Concerte zu geben, und am folgenden Tage de» gan 
zen tnintgeniischie» Hausen von Zuhörer» au» allen Standen, 
als Besuche der Lad», namentlich in den Zeitungen be 
kannt zu machen. 
— Ein Becker ju London hatte einen Zank mit seine« 
Rachbar. um sich zu rachen, lockte er den Dachshund dessel 
ben, der von feinem Herrn sehr geliebt wurde, in sein Hau», 
ries seine Gesellen zusammen, um enien Kurzweil anzusehn, und 
warf lachend, trotz ihren Vortilken, den Hund in den glühen 
den Ofen. Diese grauliche Handlung emvorte di« Geselle» so 
fthr, daß ste auf der Stelle seinen Dienst »erließen, und die 
That den Gerichten anzeigten. Dem Becker wird jetzt ein Cri- 
miiial-Prozeß gemacht — als Dieb. 
Neustrelitz/ dm aSten März 180;. 
diesen Winter hat uns die M e i e r sch e Gesellschaft au» 
Stettin viel Vergnügen gewahrt. Wenn schon selbige noch 
Vieles zu wünschen ubr-g laßt, so erhebt ste stch doch wahrlich 
über da» Mittelmäßige. Madam O»ei, die Hrn. Bröckel 
mann und Zwick, — vorzüglich aber Madam Becker UN» 
. Hr. Lembert verdienen anSgezeichnei zu werden: letztere !>»»> 
find besonder» noch im Steigen, und können, bei fernerem, 
ernstlichem Bestreben einst der Vollkommenheit sich naher». 
Zu diesem urtheil berechtige» vorzüglich die Darstellungen ber 
Königin Eitsabekh und der klugen Frau ,m Walde 
von Madam üvel; de» Lieutenant» Ster» von Herrn 
Bröckelman; de» alten Baron» in der Frauen- 
schule, General« im Spieler, und Abbe'» in Fan 
chon vom Hin. Zwick; der Maria Stuart, Frau von 
Wattenfcldl und de» Pagen, von Madi Barkel; deö 
Eduard von Schottland, jungen Klingsberg und 
Spieler» von Hrn. Lembert. Al» Fanchon wnrde 
Mad. Becker ebenfall» verdienen ausgezeichnet zu werde», 
entspräche ihr Gesang ihrem Svieie, und fast bin ich überzeugt, 
daß sie auch mir höchst ungern Rollen in der Over übernimmt. 
Anck) Hr. Direkteur Meier ist al» Schauspieler nicht ohne 
Verdienste. Al» Langsalm, alter KlingSberg und 
Gehelmerakh W a I l e n se l», bat er Beweise davon abgelegt 
und uns angenehm unterhalten. Al» Direkteur hat er das Lob 
eine» durchaus braven Manne» , der seine Schauspieler so reich 
lich al» pünktlich bezahlt und anständig behandelt, — auch bei 
persönlicher, sehr strenger Sekonomie durchaus nicht knickert, 
sobald e» Las Beste des Ganzen betrifft. 
Der Hang zum Theater ist hier so allgemein, daß jeder 
wöchentlich Nicht über r;o — 300 Ritzt. brauchende Direktem, 
in den Monaien November — Februar inet, gewiß vollkom 
men seine Rechnung findet. Wenn nun ein stehende» 
Theater mit weit mehr Sekonvmie eininrichten ist, so könnle 
gewiß, Mittelst eine» nur mäßigen Zuschusses de» Hofe», — der 
schon jetzt fast alle Wintkr einige tausend Thaler dazu verwen 
det. — dieser Vorzug nn» werdrn. Und um so mehr wäre e» 
zu wünschen, daß »er regierende Herzog sich zu dieser, in meh 
rerer Rücksicht gewiß nicht übet verwendeten Ausgabe entschließt, 
da gerade letzt der Zeitpunkt ist, wo seine Residenz jekhNich an 
äußern,i Glanze, so wie deren höhere» Publikum an innerem 
Gehalte zunimmt, — wozu beim deionder» mehrere seit einige» 
Jakren, Ifr.il» sich hier etnblirte, theil« den Winter hindurch 
sich hier aushceitende reiche Partieuliers, mitwirke», und da» Ih 
rige in jeder Rücklicht redlich beitragen. — u.
	        
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