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Volume Nro. 59, Sonnabend, den 23. März 1805

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

so merkwürdig und nachahmenswerth ist in ih 
rer Art 
6) Dir Forst und Jagd-Akademie zu 
Dreyßigaker bei Meiningen, 
einem Schlosse, das, mit verschiedenartigen Waldun 
gen umgeben an einen Thiergarten und eine Fasane 
rie gränzt, einen zu einer Forstboum-Schule einge 
richteten Schioßgarten und die nöthigen Zagten, 
und daher eine zum Unterricht in der Forst-Oekono- 
mie und Jägerei ganz geschaffene Lage hat. Die 
Lehrlinge erhallen Unterricht in einigen vorbereiten 
den Kenntnissen, im Dressiern des Hühnerhundes, 
im Netzestricken, im Schießen, in der Jägersprache 
und auf dem Hifthorn; in den mathematischen 
Wissenschaften, in der Forste und Jagd-Wirthschaft, 
Forste Naturgeschichte, Holz - Technologie, in der An- 
rvenduitg der Physik und Mathematik auf Zuwachs 
und Antrieb der Wälder, in der Taxation und 
Forst. Eintheilung, in Sand- und Wasserbau, in der 
Begehung der Jagd und des Forstes u. a. Das 
Geschäft der Lehrlinge, worunter auch mehrere Aus 
länder aus adelichen Häusern sich befinden, ist also, 
wie cs ihre Bestimmung erfordert, theils lernen, 
theilo Uebung des Erlernten. Die Lehier sind thä 
tige, geschickte, zum Theil berühnite Männer, wie 
die Hrn. Bechstein und Laurop, und unablässig 
beschäftigt, die schönen Anstalten dem Ziele immer nä 
her zu bringen, dar der verewigte Stifter derselben 
sich vorsetzte. — Die Einrichtung der gelehrten 
Schulen in Absicht auf Unterricht und Disciplin ist 
beinahe überall dieselbe und bekannt genug; daher 
nur diejenigen Lehranstalten, dir die Bildung der übri 
gen Stände bezwecken, und als solche, meist noch 
neu und selten sind, die Aufmerksamkeit des Reisen 
den besonders auf sich ziehen. 
Während nun ober der Staat, durch das mit 
wirkende Publikum kräftig unterstützt, die aufblü 
hende Generation zu gesunden, verständigen, arbeit 
samen, für ihre Bestimmung gebildeten Menschen 
erzieht, deren entwickelte gereifte Kraft, das sicherste 
Verhütungsmittel der Verarmung ist, darf er den 
bereits verarmten, der seiner Hülfe besonders bedarf, 
wenn er krank ist, nicht hülflo« verschmachten 
lassen. Es ist also auch 
IV. Die Krankenpflege. 
»ine wichtige Aufgabe für den Staat, dem es um 
Erfüllung seiner Pflichten zu thun ist, so wie für 
den menschenfreundlichen Staatsbürger, der dazu 
mitzuwirken sich verbunden fühlt. Daß die Kran 
kenpflege in den Wohnungen der Armen wohlfeiler 
sey, als die Hsspital- Verpflegung, erweisen dieHani- 
rz4 — 
burgi'schen Berechnungen über diesen Gegenstand; 
daß jene im Allgemeinen vieles vor dieser voraus 
habe, ist wohl nicht zu laugnen; jedoch nur dann, 
wenn der Armenpfleger, in dessen Pflegebezirk der 
Kranke wohnt, bezeugen kann, oder dafür sorgen 
will, daß der Hauptzweck der Krankenpflege weder 
durch Einmischung von Pfuschern und Pfuscherinnen, 
noch durch Unreinlichkeit, ungesunde Lust, schlechte 
Kost, nachlässige oder dumme Wartung vereitelt 
werde. Da nun aber diese« Zeugniß nur sehr selten 
statt finden wird; — da nun hingegen in wohlein- 
gerichtoten Spitälern für gesunde Lust, Kost, Rein 
lichkeit, Betten und Kleidung sorgt, und die verord 
neten Heilmittel nach Vorschrift angewendet werden; 
so bleibt dem Staate nichts übrig, als seine Hospi 
täler so zweckmäßig einzurichten, daß auch der den 
kende Menschenfreund dankbar dafür, daß ihm das 
Geschäft der zweckmäßigen Wohlthätigkeit so sehr er 
leichtert ward, mit Lust und Ueberzeugung seine Bei 
träge dahin geben wird. An vortrefflichen Mustern 
dieser Art fehlt es ja Gottlob in Deutschland nicht. 
Das Krankenhaus in Bamberg, 
kein Pallast, wie so manche Prunkanstalt dieser Art, 
aber auch kein weites, volles Magazin des zur Schau 
gestellten menschlichen Elends, füllt keine Säle, son 
dern nur mäßige Ziyimer mit Kranken, die daher 
auch nur selten beunruhigt und durch den Anblick 
ekelhafter, trauriger Gegenstände gequält werden. 
Die Vorhänge um die sehr zweckmäßig eingerichteten 
Betten hindern dennoch den Zutritt reinerer Lust 
nicht. Ueberall die äußerste Reinlichkeit, Nettigkeit 
und Ordnung; gesunde Luft in heitern Zimmern. 
Die Leibstühle sind ungemein bequem angebracht. 
Weibliche Hände warten und behandeln die Kranken 
beiderlei Geschlechts. Auch ist es den Ihrigen nicht 
verwehrt, sie zu besuchen und warten zu helfen, 
wenn sie nur den Vorschriften der Medicinal. Poli- 
cei des Landes sich unterwerfen. — Wenig verschi> 
den ist 
Das Friedrichs -HospitalinKopen Hagen, 
nur sind hier die Krankenzimmer größer und bevöl 
kerter; auch schlafen die Kranken in — Federbetten. 
Empfehlungswürdig scheinen mir dagegen die unge 
mein wohlfeilen Krankenbetten in der 
Detmoldischen Pflege-Anstalt, 
Matratzen, mit wohlgetrocknetem, gelüfteten und aus 
gesuchtem Moose unter einer dünnen Lage von Roß 
haar, ausgestopft. Ob 
Die Charit« in Berlin, 
als ein Krankenhaus von so beträchtlicher Ausdeh 
nung und Bevölkerung, den Forderungen die man
	        
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