kums, welches sie bi« dahin nur sehr dunkel von
Handarbeitern unterschied.
Nach neunjähriger Unthätigkeit trat die Wiener-
Akademie im Zahr 1726 wieder ans Licht hervor:
ihr neuer Maecen war der Graf Gundackcr von
Alt Han, ihr Direktor der Flamländffche Maler
van Schuppen: zugleich ward di« Architektur der
Akademie angeschlossen.
Van Schüppen besaß, in gleichen! Grade
der Dortrefflichkeit, theoretische und praktische Kennt
nisse, er zeichnete und malte mit Geschmack, und
sein« Werke hatten eben so viel Energie, als Leichtig
keit. Durch seine Bemühungen hob sich die Kunst
in Wien sehr merklich, und in einen» Raum von ze
hen Zähren siellte es, fast in jedem Kunstzweige,
Männer auf, die noch bis auf den heutigen Tag sich
der allgemeinen Achtung erfreuen. Zn der Male
rei glänzten Daniel Gran, Paul, Unterber
ger, Zauneck, MaximilianHaenn el, der ältere
Brand und Aigen.
Zn der Bildhauerei und in der Medail
leur-Kunst waren die Brüder Raphael und
Mattheus Donner berühmt; in der Kupfer
stecher-Kunst dir beiden Brüder Andreas und
Adam Schmutzer, und ZacobSedelmaier.
- Di« eigenllichr Geburt«-Epoche der plastischen
Künste in Wien möchte man daher das erste Zahr-
zehen d des achtzehntenJahrhunderts nen
nen, in dem zweiten Zahrzehend fingen sie an zu
blühen; seitdem sind sie gewissermaßen Stufen-w'cift
iw Wachsthum fortgeschritten.
Unter der geschickten und sorgfältigen Leitung des
van Schüppen und unter dem Schutz des großen
Kunst-Maecens, des Grafen Alkhan, erhielt sich die
Akademie in ununterbrochener Thätigkeit. Als aber
letzterer sein« Ministerial-Geschäfte niedergelegt, und
«an Schüppen genöthiget war, die Zimmer der Aka
demie an den kaiserlichen Buchdrucker Baren van
Swieten abzutreten, so geriech da« Institut von
neuem in Verfall, bis im Jahr 1750 der Akademie
rin ueuerWohnsitz angewiesen, und der Graf Losy,
Direewr der Bauten, zumProtector bestimmt ward.
Die Direktor- Stelle blieb während dieser Zeit un
besetzt. Der einzige Geschicht-Mahler der Zeit zu
Wien, der, nebst den Kenntnissen eines Professors,
zugleich allgemein« Wissenschaft genug besaß, um eine
akademische Direcnon mit Ehren führen zu können,
war Gran: aber feiner überhäuften Geschäfte we
gen, entzog er sich dem Direcrorat. Zum Ersatz des
letzter» wurden von Zeit zu Zeit einzelne Rectoren
gewählt, deren jeder besonder« irgend einen einzelnen
Zweig der Kunst besorgte, und unter weichen Don
ner und Jacob Schletterer, der Akademie we
sentliche Dienste leisteten.
Die Einrichtung dauerte neun Jahre, während
welcher Zeit die Maler Carl Aigen und Mul-
börfer mit den Bildhauern Moll und Schlette
rer zusammen Professor-Geschäfte verwalteten, bis
im Jahr >759, ein Theil des Kaiserlich-Königlichen
Universitäts-Gebäudes der Akademie eingeräunit und
Martin von Weytenö, ein Schwede, zum
Direktor ernannt ward.
(Der Schluß folgt.)
Fragmente, aus der Schreibtafel
eines Reisenden rc.
P 0 n> p e j i.
S ch l u ß.
in Spaziergang durch eine vor kurzem noch begra
bene Statt laßt sich wohl nicht besser endigen, als
bei den Gräbern der Einwohner, vor dem Thore an
der Landstraße. Hier ist besonders das Grabmal der
Pnesterin Mammea merkwürdig, das ihr, der
Znfthrist zufolge, Kraft eines Decrets der Decurionen
errichtet wurde. Zwar spreche ich nicht von ihrer
eigentlichen Ruhestätte, einem Kämmerlein in einem
viereckten Steinklumpen, in dessen Mitte ihr Aschen-
trug «uf einer Art von Altar stand, umgeben von den
Aschenkrügen ihrer Fainilie in kleinen Wandnischen;
ich spreche auch nicht von den zerbrochenen gräßlichen
Larven, die noch auf der äußern Mauer kleben; aber
me werde ich den schönen Ruhesitz vergessen, der in
einem großen Halbcirkel sich vor ihrem Grabe an der
Landstraße herzieht, und Raum für 20 bis 30 Per
sonen hat. Vermuthlich war er vor achtzehn hundert
Jahren von Bäumen überschattet; hier faßen gewiß
an kühlen Abenden die Bürgerinnen von Pompeji,
und ihre Kinder spielten vor ihnen im Sande, und
sie selbst musterten neugierig die Spaziergänger und
Reisenden, die durch dieses Thor giengen und fuhren.
Hier saß auch ich, ermüdeter von Gefühlen, al« von
körperlicher Anstrengung, und schaute noch einmal
mit umwölkten Blicken auf die Tiefe von Pompeji
zurück. — Guter Gott! wie wimmelten hier einst
die Menschen, von Bcdürfnisftn und Leidenschaften
in Bewegung gesetzt! vnd nun— wie öde! wie öde! —
Mit Augen von erhabner Rührung sieht, betritt man
Pompeji; mit Thränen, vom Schauder der Vergäng
lichkeit erpreßt, verläßt man es wieder. — Nur der
kleinste Theil der Stadl ist ausgegraben, wohl mehr
als zwerDrittel derselben 'ieqen noch unter der Asche.
Nur eine einzige Hauptstraße, und ein Theil einer