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Volume Nro. 5, Montag, den 7. Januar 1805

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

kums, welches sie bi« dahin nur sehr dunkel von 
Handarbeitern unterschied. 
Nach neunjähriger Unthätigkeit trat die Wiener- 
Akademie im Zahr 1726 wieder ans Licht hervor: 
ihr neuer Maecen war der Graf Gundackcr von 
Alt Han, ihr Direktor der Flamländffche Maler 
van Schuppen: zugleich ward di« Architektur der 
Akademie angeschlossen. 
Van Schüppen besaß, in gleichen! Grade 
der Dortrefflichkeit, theoretische und praktische Kennt 
nisse, er zeichnete und malte mit Geschmack, und 
sein« Werke hatten eben so viel Energie, als Leichtig 
keit. Durch seine Bemühungen hob sich die Kunst 
in Wien sehr merklich, und in einen» Raum von ze 
hen Zähren siellte es, fast in jedem Kunstzweige, 
Männer auf, die noch bis auf den heutigen Tag sich 
der allgemeinen Achtung erfreuen. Zn der Male 
rei glänzten Daniel Gran, Paul, Unterber 
ger, Zauneck, MaximilianHaenn el, der ältere 
Brand und Aigen. 
Zn der Bildhauerei und in der Medail 
leur-Kunst waren die Brüder Raphael und 
Mattheus Donner berühmt; in der Kupfer 
stecher-Kunst dir beiden Brüder Andreas und 
Adam Schmutzer, und ZacobSedelmaier. 
- Di« eigenllichr Geburt«-Epoche der plastischen 
Künste in Wien möchte man daher das erste Zahr- 
zehen d des achtzehntenJahrhunderts nen 
nen, in dem zweiten Zahrzehend fingen sie an zu 
blühen; seitdem sind sie gewissermaßen Stufen-w'cift 
iw Wachsthum fortgeschritten. 
Unter der geschickten und sorgfältigen Leitung des 
van Schüppen und unter dem Schutz des großen 
Kunst-Maecens, des Grafen Alkhan, erhielt sich die 
Akademie in ununterbrochener Thätigkeit. Als aber 
letzterer sein« Ministerial-Geschäfte niedergelegt, und 
«an Schüppen genöthiget war, die Zimmer der Aka 
demie an den kaiserlichen Buchdrucker Baren van 
Swieten abzutreten, so geriech da« Institut von 
neuem in Verfall, bis im Jahr 1750 der Akademie 
rin ueuerWohnsitz angewiesen, und der Graf Losy, 
Direewr der Bauten, zumProtector bestimmt ward. 
Die Direktor- Stelle blieb während dieser Zeit un 
besetzt. Der einzige Geschicht-Mahler der Zeit zu 
Wien, der, nebst den Kenntnissen eines Professors, 
zugleich allgemein« Wissenschaft genug besaß, um eine 
akademische Direcnon mit Ehren führen zu können, 
war Gran: aber feiner überhäuften Geschäfte we 
gen, entzog er sich dem Direcrorat. Zum Ersatz des 
letzter» wurden von Zeit zu Zeit einzelne Rectoren 
gewählt, deren jeder besonder« irgend einen einzelnen 
Zweig der Kunst besorgte, und unter weichen Don 
ner und Jacob Schletterer, der Akademie we 
sentliche Dienste leisteten. 
Die Einrichtung dauerte neun Jahre, während 
welcher Zeit die Maler Carl Aigen und Mul- 
börfer mit den Bildhauern Moll und Schlette 
rer zusammen Professor-Geschäfte verwalteten, bis 
im Jahr >759, ein Theil des Kaiserlich-Königlichen 
Universitäts-Gebäudes der Akademie eingeräunit und 
Martin von Weytenö, ein Schwede, zum 
Direktor ernannt ward. 
(Der Schluß folgt.) 
Fragmente, aus der Schreibtafel 
eines Reisenden rc. 
P 0 n> p e j i. 
S ch l u ß. 
in Spaziergang durch eine vor kurzem noch begra 
bene Statt laßt sich wohl nicht besser endigen, als 
bei den Gräbern der Einwohner, vor dem Thore an 
der Landstraße. Hier ist besonders das Grabmal der 
Pnesterin Mammea merkwürdig, das ihr, der 
Znfthrist zufolge, Kraft eines Decrets der Decurionen 
errichtet wurde. Zwar spreche ich nicht von ihrer 
eigentlichen Ruhestätte, einem Kämmerlein in einem 
viereckten Steinklumpen, in dessen Mitte ihr Aschen- 
trug «uf einer Art von Altar stand, umgeben von den 
Aschenkrügen ihrer Fainilie in kleinen Wandnischen; 
ich spreche auch nicht von den zerbrochenen gräßlichen 
Larven, die noch auf der äußern Mauer kleben; aber 
me werde ich den schönen Ruhesitz vergessen, der in 
einem großen Halbcirkel sich vor ihrem Grabe an der 
Landstraße herzieht, und Raum für 20 bis 30 Per 
sonen hat. Vermuthlich war er vor achtzehn hundert 
Jahren von Bäumen überschattet; hier faßen gewiß 
an kühlen Abenden die Bürgerinnen von Pompeji, 
und ihre Kinder spielten vor ihnen im Sande, und 
sie selbst musterten neugierig die Spaziergänger und 
Reisenden, die durch dieses Thor giengen und fuhren. 
Hier saß auch ich, ermüdeter von Gefühlen, al« von 
körperlicher Anstrengung, und schaute noch einmal 
mit umwölkten Blicken auf die Tiefe von Pompeji 
zurück. — Guter Gott! wie wimmelten hier einst 
die Menschen, von Bcdürfnisftn und Leidenschaften 
in Bewegung gesetzt! vnd nun— wie öde! wie öde! — 
Mit Augen von erhabner Rührung sieht, betritt man 
Pompeji; mit Thränen, vom Schauder der Vergäng 
lichkeit erpreßt, verläßt man es wieder. — Nur der 
kleinste Theil der Stadl ist ausgegraben, wohl mehr 
als zwerDrittel derselben 'ieqen noch unter der Asche. 
Nur eine einzige Hauptstraße, und ein Theil einer
	        
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