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Volume Nro. 52, Donnerstag, den 14. März 1805

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

der Ausbildung und Uebung der Sprachorgane an, 
sucht aber zugleich, was jener nicht kann, auf ras 
Gehör einzuwirken und endigt mit der Uebung der 
Thätigkeit des Auges: ein Beweis, wie naturge 
mäß der Weg sey, den Olivier einschlug. Auch die 
wackern Lehrer jener Schulen haben wohl den aller 
nächsten Weg zur Wahrheit, den der ausübenden 
Prüfung gewählt. Ihren Bemühungen, die aller 
dings mehr gewissenhafte Vorsicht, Geduld und An 
strengung erfordern, als so manche kritische Debatte 
für und wider, verdanke ich wenigstens die Ueber 
zeugung, daß Oliviers Lefelehrart nicht allein prak 
tisch leistet, wa« sie theoretisch verspricht, sondern 
auch in den bevölkertesten Volksschulen mit beträcht 
lichem Gewinn an Zeit und Kosten eingeführt wer 
den kann. 
Einen nicht weniger rühmlichen Zweck haben die 
Versuche über die Anwendbarkeit der 
Pestalozzischen Lehrart in Kopenhagen 
und Detmold, 
wo dieser wichtige Gegenstand auf Befehl der dorti 
gen Regierungen mit mehr Wahrheitsliebe und — 
Erfolg geprüft wird, als man so mancher mündli 
chen und schriftlichen Kritik desselben nachrühmen 
kann. Wenn man sie freilich mit ganz unwissenden 
Lehrern und Kindern versucht, wie Pestalozzi« eigent 
licher Zweck es erheischt, dann wird man, — ver 
sichert der Verfasser de« vortrefflichen Aufsatzes im 
Intelligenz-Blatt der Allgem. Llt. Ztng Nr. !7Z-, 
nach meiner eigenen Erfahrung ganz wahr,— 
über die Folgen erstaunen. Ohne übrigen« die Ver 
dienste denkender und redlicher Männer, die bisher 
darüber schrieben, zu verkennen, dürfen wir doch nur 
durch ausübende Prüfung, durch eine wenigstens 
provisorische Einführung derselben in unsern Volks 
schulen, auch die zu gewinnen hoffen, denen zunächst 
damit geholfen werden soll, und die zunächst damit 
helfen sollen, und gerade diese können nur auf die 
sem Wege überzeugt und gewonnen werden. Un 
streitig könnte auch in den 
Freischüler, zu Leipzig und Hamburg, 
diesen ehrwürdigen Denkmälern Deutscher Humani 
tät noch unendlich mehr geleistet werden, wenn die 
karcchetische Lehrart, die besonder» in der Leipziger 
tzreischule dis zur größten Fertigkeit gebracht ist, 
nicht schon geübte, mit Erfahrung, mit Realkennt- 
nissen bereicherte Schüler vorauefttzte; wenn beson 
der« die Anfänger, — und das sind wohl alle dieje 
nigen Schüler, denen es noch daran fehlt, — besser 
für diese Methode vorbereitet, also gründlicher unter 
richtet, gleichzmig beschäftigt würden, — ein Pro 
blem , das die Pestalozzifche Lehrart zu lösen sich 
vorsetzte, die „keineswegs geeignet ist, irgend eine 
„andere Methode zu verdrängen, sondern vielmehr 
„ihr vorzuarbeiten" (Herbart). — Was Pflichttreue 
und Geschicklichkeit der Lehrer, verbunden mit einer 
musterhaften Schuldisciplin, auch mit den 
rohesten Kindern auszurichten vermöge, beweißt 
Die Garnifonfchule in Draunfchweig, 
deren Vorsteher, der würdige Junker, durch Benutzung 
des Takts im Lesen und Reciliren die dertigen Schü 
ler gleichmäßig zu beschäftigen, durch Angewöhnung 
derselben, unabläßig auf gewisse Signale zu merken, 
die der Lehrer während des Unterrichts giebt, eine 
ununterbrochene, allgemeine Aufmerksamkeit zu un 
terhalten, und durch musterhafte Ordnung im Gan 
zen, wie in seinen Theilen, Zeit zu gewinnen, und 
die gewonnene weh! zu nützen weiß. Die Mazime 
des gewöhnlichen Untcrrrichts: höre, behalte und 
sage auf, ist hier wenigstens nicht in allen Lehr- 
Gegenständen befolgt; bei mehrern gilt auch die Pe- 
stalozzlfche: sieh, fasse und zeige. Sv lernen die 
untern Tlsssen rechnen und so die ältern nach Noten 
singen, die an der Tafel angeschrieben sind. Möchte 
doch dieser würdige, über kleinliche Rücksichten weit 
erhabene, so behutsam und schonend verbessernde 
Schulvvrsteher, unterstützt durch ein ungemein gün 
stiges Local, und durch geschickte, eifrige Schullehrer 
nun auch einmal den Versuch machen, was seine äl 
tern Classen gewönnen, wenn sie durch «ine Methode 
vorbereitet würden, deren Zweckmäßigkeit besonders 
für die niedersten Stände keiner unentschieden 
lassen sollte, der dem edlen Schweizer wenigstens 
nicht an Eifer für die gute Sache nachstehen will. — 
Möchten doch besondere dir Vorsteher der wichtigsten 
unter allen 
Berufs und Bestimmungs-Schulen für 
die reifere Jugend, 
s) der Schullehrer - Seminarien, 
deren Unentbehrlichkeit nun doch Gottlob! beinah« 
allgemein anerkannt ist, jede vorgebliche Disciplin- 
oder Methoden-Verbesserung mit einem kleinen oder 
größern Theil der ihnen anvertrauten Schulkinder 
sorgfältig, und vorerst — mit der genauesten Rück 
sicht auf die Forderungen dessen, von dem sic her 
rührt, prüfen; dann aber das Gute bchallen, und 
durch Detail-Verbesserung noch mehr vervollkom- 
men. — Daß den Seminaristen in Detmold auch 
praktischer Unterricht in der Bienenzucht, im Gemüse- 
und Obstbau, Unterricht in der schweren Kunst, bei 
schmaler Besoldung ein ehrbares Auskommen zu fin 
den, ertheilt wird; daß der ungemein thätige und
	        
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