der Ausbildung und Uebung der Sprachorgane an,
sucht aber zugleich, was jener nicht kann, auf ras
Gehör einzuwirken und endigt mit der Uebung der
Thätigkeit des Auges: ein Beweis, wie naturge
mäß der Weg sey, den Olivier einschlug. Auch die
wackern Lehrer jener Schulen haben wohl den aller
nächsten Weg zur Wahrheit, den der ausübenden
Prüfung gewählt. Ihren Bemühungen, die aller
dings mehr gewissenhafte Vorsicht, Geduld und An
strengung erfordern, als so manche kritische Debatte
für und wider, verdanke ich wenigstens die Ueber
zeugung, daß Oliviers Lefelehrart nicht allein prak
tisch leistet, wa« sie theoretisch verspricht, sondern
auch in den bevölkertesten Volksschulen mit beträcht
lichem Gewinn an Zeit und Kosten eingeführt wer
den kann.
Einen nicht weniger rühmlichen Zweck haben die
Versuche über die Anwendbarkeit der
Pestalozzischen Lehrart in Kopenhagen
und Detmold,
wo dieser wichtige Gegenstand auf Befehl der dorti
gen Regierungen mit mehr Wahrheitsliebe und —
Erfolg geprüft wird, als man so mancher mündli
chen und schriftlichen Kritik desselben nachrühmen
kann. Wenn man sie freilich mit ganz unwissenden
Lehrern und Kindern versucht, wie Pestalozzi« eigent
licher Zweck es erheischt, dann wird man, — ver
sichert der Verfasser de« vortrefflichen Aufsatzes im
Intelligenz-Blatt der Allgem. Llt. Ztng Nr. !7Z-,
nach meiner eigenen Erfahrung ganz wahr,—
über die Folgen erstaunen. Ohne übrigen« die Ver
dienste denkender und redlicher Männer, die bisher
darüber schrieben, zu verkennen, dürfen wir doch nur
durch ausübende Prüfung, durch eine wenigstens
provisorische Einführung derselben in unsern Volks
schulen, auch die zu gewinnen hoffen, denen zunächst
damit geholfen werden soll, und die zunächst damit
helfen sollen, und gerade diese können nur auf die
sem Wege überzeugt und gewonnen werden. Un
streitig könnte auch in den
Freischüler, zu Leipzig und Hamburg,
diesen ehrwürdigen Denkmälern Deutscher Humani
tät noch unendlich mehr geleistet werden, wenn die
karcchetische Lehrart, die besonder» in der Leipziger
tzreischule dis zur größten Fertigkeit gebracht ist,
nicht schon geübte, mit Erfahrung, mit Realkennt-
nissen bereicherte Schüler vorauefttzte; wenn beson
der« die Anfänger, — und das sind wohl alle dieje
nigen Schüler, denen es noch daran fehlt, — besser
für diese Methode vorbereitet, also gründlicher unter
richtet, gleichzmig beschäftigt würden, — ein Pro
blem , das die Pestalozzifche Lehrart zu lösen sich
vorsetzte, die „keineswegs geeignet ist, irgend eine
„andere Methode zu verdrängen, sondern vielmehr
„ihr vorzuarbeiten" (Herbart). — Was Pflichttreue
und Geschicklichkeit der Lehrer, verbunden mit einer
musterhaften Schuldisciplin, auch mit den
rohesten Kindern auszurichten vermöge, beweißt
Die Garnifonfchule in Draunfchweig,
deren Vorsteher, der würdige Junker, durch Benutzung
des Takts im Lesen und Reciliren die dertigen Schü
ler gleichmäßig zu beschäftigen, durch Angewöhnung
derselben, unabläßig auf gewisse Signale zu merken,
die der Lehrer während des Unterrichts giebt, eine
ununterbrochene, allgemeine Aufmerksamkeit zu un
terhalten, und durch musterhafte Ordnung im Gan
zen, wie in seinen Theilen, Zeit zu gewinnen, und
die gewonnene weh! zu nützen weiß. Die Mazime
des gewöhnlichen Untcrrrichts: höre, behalte und
sage auf, ist hier wenigstens nicht in allen Lehr-
Gegenständen befolgt; bei mehrern gilt auch die Pe-
stalozzlfche: sieh, fasse und zeige. Sv lernen die
untern Tlsssen rechnen und so die ältern nach Noten
singen, die an der Tafel angeschrieben sind. Möchte
doch dieser würdige, über kleinliche Rücksichten weit
erhabene, so behutsam und schonend verbessernde
Schulvvrsteher, unterstützt durch ein ungemein gün
stiges Local, und durch geschickte, eifrige Schullehrer
nun auch einmal den Versuch machen, was seine äl
tern Classen gewönnen, wenn sie durch «ine Methode
vorbereitet würden, deren Zweckmäßigkeit besonders
für die niedersten Stände keiner unentschieden
lassen sollte, der dem edlen Schweizer wenigstens
nicht an Eifer für die gute Sache nachstehen will. —
Möchten doch besondere dir Vorsteher der wichtigsten
unter allen
Berufs und Bestimmungs-Schulen für
die reifere Jugend,
s) der Schullehrer - Seminarien,
deren Unentbehrlichkeit nun doch Gottlob! beinah«
allgemein anerkannt ist, jede vorgebliche Disciplin-
oder Methoden-Verbesserung mit einem kleinen oder
größern Theil der ihnen anvertrauten Schulkinder
sorgfältig, und vorerst — mit der genauesten Rück
sicht auf die Forderungen dessen, von dem sic her
rührt, prüfen; dann aber das Gute bchallen, und
durch Detail-Verbesserung noch mehr vervollkom-
men. — Daß den Seminaristen in Detmold auch
praktischer Unterricht in der Bienenzucht, im Gemüse-
und Obstbau, Unterricht in der schweren Kunst, bei
schmaler Besoldung ein ehrbares Auskommen zu fin
den, ertheilt wird; daß der ungemein thätige und