Ermordung Alexanders von MediciS durch seinen
Bruder Lorenz, — und hundert andere dergleichen
einzelne Schriften. Ich habe natürlich keine Zeit
gehabt, sie alle durchzugehen; ihr Werth mag sehr
verschieden seyn; doch habe ich genug gesehen, um
bebaupten zu können, unter dreien werde Eins die
Mühe des Durchblättern« belohnen. Zum Beweis
will ich nur noch einen Augenblick bei dem zuletzt
genannten Manuskript stehen bleiben. Die That des
Brudei morders wird darin vertheidigt, und zwar hin
»nd wieder ein wenig im Stil der Jakobiner. Daß
man Fürsten gehorchen müsse wird zwar zugegeben,
„aber — heißt e«, — soll man auch Tyrannen zugr-
„than bleiben, die selbst alle Gesetze verdrehen, aller
„guten Gewohnheiten spotten? Nein, dann sind die
„Menschen, allen Gesehen und Gewohnheiten zum
„Trotz, verbunden, den Tyrannen von der Erde
„wegzuschaffen, und zwar. je eher sie es thun können,
„desto verdienstlicher und lobenswerther ist es." —
Noch eine Merkwürdigkeit dieser Handschrift ist ein
Brief des Brudermörders, den er, bald nach der
That, aus Venedig an einen Freund geschrieben.
Er hebt damit an: daß ihm da« Urtheil seiner Feinde
gleichgültig sey, er halte es nicht der Mühe werth
sich gegen sie zu vertheidigen; aber sein Freund soll
erfahren, daß er sich des Freundes nicht zu schämen
habe, und daß dieser eine löbliche That verrichtet.
Hierauf vertheidigt er sich selbst mit vieler Geschick
lichkeit und sichtlicher Ueberzeugung, daß er recht ge-
— Demselben Todex ist eine Liste angehängt,
die gleichfalls in mancher Hinsicht merkwürdig ist,
nehmlich eine Liste aller derjenigen Personen, die seit
dem Jahr 142» bis iöoo zu Florenz hingerich
tet worden, mit Bemerkung ihrer Verbrechen. Sie
trägt das Gepräge der größten Authencität, denn sie
ist aus den Registern der schwarzen Brüder
schaft gezogen, welche zu Florenz (wie es überhaupt
in Italien üblich) die Verbrecher zum Tode bereitet
und zur Richtstäkte führt. E« sind sonderbare Fälle
darunter. Al« zum Exempel 1523 der päbflliche
Stuhl Adrian VI. erledigt war, wettete rin gewisser
Pietro Orlandini mit einem Manne, Namens Be-
nintenti um 100 Scudi, das der Kardinal Mrdlcis
nicht Pabst werden würde. Es geschah aber doch.
Die Nachricht kam nach Florenz; Benintenti begeg
nete dem Orlandini auf der Straße, rief ihm schon
von ferne dir Neuigkeit entgegen und mahnte ihn
um die iciv Scudi. „Du sollst lie haben" versetzte
Orlandini, „koch muß man erst abwarten, ob dieser
Kardinal auch Pabst seyn kann?" womit er auf
dessen unehliche Geburt anspielte. Deninkenti wider-
holte laut das Mott: Bastard? — Vorübergehende
belauschten dies Gespräch, rapportirten es, und Or
landini wurde auf der Stelle arrctirt und enthaup
tet, wobei man ihm kaum Zeit ließ, das Heil seiner
Seel« zu besorgen. Eine im Geist der Zeit gerechte
Bemerkung ist hinzugefügt: Orlandini sey nehmlich
vormals dem bekannten Savanarola begegnet, als
dieser eben in« Gefängniß geführt worden, und habe
ihm lieblos zugerufen: Du gehst wohin Du zu gehen
verdienst; worauf Savanarola geantwortet: „ich habe
doch wenigstens Zeit zu Reue und Buße, Dir aber
wird es so gut nicht werden." — Einen zweiten
auffallenden Beweis des Blutdurstes der Familie
Medici«, liefert da« unglückliche Schicksal eines
Bernardino Antinori, der blos einen Brief an
Eleonore von Toledo, Gemahlin Perers von MediciS
schrieb, (es steht nicht dabei, welches Inhalts, ver
muthlich verliebten) und der zwei Stunden nach
her strangulirt wurde. — Ein Arzt verlor den Kopf,
weil er den Roman mit einer hübschen Nonne ganz
ausgespielt hatte, und einAnderer, weil er seiner
Magd zumuchete, was sonst, u. s. w.
Kotzebue.
(Die Fortsetzung folgt.)
Auch etwas über Holzschneidekunst.
Ä?e>n ganzes Leben war her Hvlzschneidekvnst ge-
wibmet. Sie war mein Studium, meine Freude,
mein Alles. Mein einziges Bestreben war ihre Ver
vollkommnung, jeder Schritt näher dem Ziel meiner
Belohnung. Wie in vielen Künsten, besaßen auch
hier die Engländer Meister, zu denen sich kein Deut
scher erheben konnte. Mir rühmte man nach, es sey
mir gelungen: denn unermüdet, vom Nationaisiolz
ermuntert, arbeitete ich, und jetzt nach fünfjähriger
Anstrengung: — sollte man mir es wohl übel neh
men, wenn ich lieber mir selbst als meiner Kunst zu
nahe treten lasse?
Zm ersten Stück der eleganten Zeitung befindet
sich ein Aufsatz: Ueber Holzschnitte, worin dies der
Zweck zu seyn scheint. Unerörtert lasse ich den Ein
gang, und eile zu den Hauptpunkten.
„Landschaften, sagt der anonyme Verfasser sind
für den Holzschnitt völlig unausführbar. Ferner,
schwimmender Hintergrund und duftendeSeen
(eigne Worte des Vers.) sind gc-r nicht zu erreichen."
Ich will ee übergehen, daß ein Theoretiker nie
mals völlig absprechen sollte und nur bemerken, baß
diese Gegenstände von Kupferstechern noch nie vorge
stellt sind. ibre Darstellung vielleicht auch nicht ins
Reich der Möglichkeit gehört. Auf den Meisterwer
ken eines Wovlet, Zingg. ist davon nichts zu fin
den, und mehr als von diesen zu erwarten ist, wird
man doch wohl vom Holzschnitt nicht verlangen?