Path:
Volume Nro. 41, Dienstag, den 26. Februar 1805

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

Ermordung Alexanders von MediciS durch seinen 
Bruder Lorenz, — und hundert andere dergleichen 
einzelne Schriften. Ich habe natürlich keine Zeit 
gehabt, sie alle durchzugehen; ihr Werth mag sehr 
verschieden seyn; doch habe ich genug gesehen, um 
bebaupten zu können, unter dreien werde Eins die 
Mühe des Durchblättern« belohnen. Zum Beweis 
will ich nur noch einen Augenblick bei dem zuletzt 
genannten Manuskript stehen bleiben. Die That des 
Brudei morders wird darin vertheidigt, und zwar hin 
»nd wieder ein wenig im Stil der Jakobiner. Daß 
man Fürsten gehorchen müsse wird zwar zugegeben, 
„aber — heißt e«, — soll man auch Tyrannen zugr- 
„than bleiben, die selbst alle Gesetze verdrehen, aller 
„guten Gewohnheiten spotten? Nein, dann sind die 
„Menschen, allen Gesehen und Gewohnheiten zum 
„Trotz, verbunden, den Tyrannen von der Erde 
„wegzuschaffen, und zwar. je eher sie es thun können, 
„desto verdienstlicher und lobenswerther ist es." — 
Noch eine Merkwürdigkeit dieser Handschrift ist ein 
Brief des Brudermörders, den er, bald nach der 
That, aus Venedig an einen Freund geschrieben. 
Er hebt damit an: daß ihm da« Urtheil seiner Feinde 
gleichgültig sey, er halte es nicht der Mühe werth 
sich gegen sie zu vertheidigen; aber sein Freund soll 
erfahren, daß er sich des Freundes nicht zu schämen 
habe, und daß dieser eine löbliche That verrichtet. 
Hierauf vertheidigt er sich selbst mit vieler Geschick 
lichkeit und sichtlicher Ueberzeugung, daß er recht ge- 
— Demselben Todex ist eine Liste angehängt, 
die gleichfalls in mancher Hinsicht merkwürdig ist, 
nehmlich eine Liste aller derjenigen Personen, die seit 
dem Jahr 142» bis iöoo zu Florenz hingerich 
tet worden, mit Bemerkung ihrer Verbrechen. Sie 
trägt das Gepräge der größten Authencität, denn sie 
ist aus den Registern der schwarzen Brüder 
schaft gezogen, welche zu Florenz (wie es überhaupt 
in Italien üblich) die Verbrecher zum Tode bereitet 
und zur Richtstäkte führt. E« sind sonderbare Fälle 
darunter. Al« zum Exempel 1523 der päbflliche 
Stuhl Adrian VI. erledigt war, wettete rin gewisser 
Pietro Orlandini mit einem Manne, Namens Be- 
nintenti um 100 Scudi, das der Kardinal Mrdlcis 
nicht Pabst werden würde. Es geschah aber doch. 
Die Nachricht kam nach Florenz; Benintenti begeg 
nete dem Orlandini auf der Straße, rief ihm schon 
von ferne dir Neuigkeit entgegen und mahnte ihn 
um die iciv Scudi. „Du sollst lie haben" versetzte 
Orlandini, „koch muß man erst abwarten, ob dieser 
Kardinal auch Pabst seyn kann?" womit er auf 
dessen unehliche Geburt anspielte. Deninkenti wider- 
holte laut das Mott: Bastard? — Vorübergehende 
belauschten dies Gespräch, rapportirten es, und Or 
landini wurde auf der Stelle arrctirt und enthaup 
tet, wobei man ihm kaum Zeit ließ, das Heil seiner 
Seel« zu besorgen. Eine im Geist der Zeit gerechte 
Bemerkung ist hinzugefügt: Orlandini sey nehmlich 
vormals dem bekannten Savanarola begegnet, als 
dieser eben in« Gefängniß geführt worden, und habe 
ihm lieblos zugerufen: Du gehst wohin Du zu gehen 
verdienst; worauf Savanarola geantwortet: „ich habe 
doch wenigstens Zeit zu Reue und Buße, Dir aber 
wird es so gut nicht werden." — Einen zweiten 
auffallenden Beweis des Blutdurstes der Familie 
Medici«, liefert da« unglückliche Schicksal eines 
Bernardino Antinori, der blos einen Brief an 
Eleonore von Toledo, Gemahlin Perers von MediciS 
schrieb, (es steht nicht dabei, welches Inhalts, ver 
muthlich verliebten) und der zwei Stunden nach 
her strangulirt wurde. — Ein Arzt verlor den Kopf, 
weil er den Roman mit einer hübschen Nonne ganz 
ausgespielt hatte, und einAnderer, weil er seiner 
Magd zumuchete, was sonst, u. s. w. 
Kotzebue. 
(Die Fortsetzung folgt.) 
Auch etwas über Holzschneidekunst. 
Ä?e>n ganzes Leben war her Hvlzschneidekvnst ge- 
wibmet. Sie war mein Studium, meine Freude, 
mein Alles. Mein einziges Bestreben war ihre Ver 
vollkommnung, jeder Schritt näher dem Ziel meiner 
Belohnung. Wie in vielen Künsten, besaßen auch 
hier die Engländer Meister, zu denen sich kein Deut 
scher erheben konnte. Mir rühmte man nach, es sey 
mir gelungen: denn unermüdet, vom Nationaisiolz 
ermuntert, arbeitete ich, und jetzt nach fünfjähriger 
Anstrengung: — sollte man mir es wohl übel neh 
men, wenn ich lieber mir selbst als meiner Kunst zu 
nahe treten lasse? 
Zm ersten Stück der eleganten Zeitung befindet 
sich ein Aufsatz: Ueber Holzschnitte, worin dies der 
Zweck zu seyn scheint. Unerörtert lasse ich den Ein 
gang, und eile zu den Hauptpunkten. 
„Landschaften, sagt der anonyme Verfasser sind 
für den Holzschnitt völlig unausführbar. Ferner, 
schwimmender Hintergrund und duftendeSeen 
(eigne Worte des Vers.) sind gc-r nicht zu erreichen." 
Ich will ee übergehen, daß ein Theoretiker nie 
mals völlig absprechen sollte und nur bemerken, baß 
diese Gegenstände von Kupferstechern noch nie vorge 
stellt sind. ibre Darstellung vielleicht auch nicht ins 
Reich der Möglichkeit gehört. Auf den Meisterwer 
ken eines Wovlet, Zingg. ist davon nichts zu fin 
den, und mehr als von diesen zu erwarten ist, wird 
man doch wohl vom Holzschnitt nicht verlangen?
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.