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Nicht-politische Zeitung. Nro. 31.
<^«rt von Humboldt, Mitglied der Akademie der WW.
|u Berlin, hat dem National - Institute drei neue Abhandlungen
vorgelegt: Ueber die S-bne-linle der Berge in verschiedenen Brei
ten , insofern man sich ihrer zur Beurtheilung der Berghohe be
dienen kan»; über die Stimmwertzeuge der Thiere; über die
Schwingungen der Magnetnadel in verschiedenen Breite». — Diese
merkwürdige Untersuchungen u»n einem Deutschen, wird «ls» sein
Vaterland eist bon dem Auslande erhalten. — Nachrichten von
»en Versuchen, die er mit dem elektrischen Aalt, »er durch einen
Schlag ein Pferd zu todten vermag, angclieüt hat, so wie die
Beschreibungen der von ihm entdeckten Pstanzen, wird er dem Na
tional - Institute nächsten« übergeben. Er har den Plan. zunächst
«ine Reise in den nördlichen Polarkreis anzustellen, um dort die
Versuche, die er unter dem Aequator machte, fortzusetzen.
— Der Kurfürst-Srzkanzler von Deutschland beschäftigt üch
in PariS eifrig mir dem Plan zu einer liibliottie^ue ßrimk»ii-;ire,
»ie für die Kenntniß der Deutsche» Literatur eben daS werden sott,
waS die tjibiioktii-gue brnaaimjue für die Kenntnis der Engli
schen Literatur ist. Charles Viller», der berühmte Persasser der
Schrift über »ie Resormation wird der Hauor-Redakteur, und der
Kurfürst seid« Mitarbeiter ftnn.
A u s r e i p z i g.
folgender schöne Zug unsere« »erstorbenen Weisst verdient be
kannter ln werden, al« er eS wirklich ist.
Langst schon fühlten Leipzig« Bewohner da« Bedürfniß ei
ner Erweiterung ihre« Gottesacker«, dessen Raum, im Verhält
niß der seit einigen Jahren sehr angewachsenen DolSmenge, zu
beengt war. Der Magistrat gab zur Vergrößerung desselben
«In große« Stück Feld her, daß ü» dicht an die Gränze» des
altere» Begrabiiißplaye« anschloß. Dir« wurde nun mit einer
Mauer umgeben. und ist jetzt nur durch eine Thüre mir jencm
verbunden. Diesen ne«en Platz nennt aber da« Volk verächt
lich : „ Franzose» - Acker " und deshalb , weil nach der Schlacht
bei Roßbach rin Theil der daselbst schwer verwundete, Frauj»-
sen, die man zur Kur nach Leimig in die Spitaler geschaft
hatte, und die darinnen gestorben waren, aus diesem Felde, in
gegrabene Locher, Hauftnwei« geworfen wurde. Wer e« nur
irgend bezahle» konnte ließ seine verstorbenen Angehörigen auf
Viesen neuen Play nicht begraben; nur Arm- mußte» damit
vortied nehme«. Diese« s» schädliche Vorurtheil lag unserm
Weisst schiver »m Hellen, um nun selbst ein gute« Bei-
sviel lu geben und Mehrern Nutzen in stiften, bat er, «och auf
den, Sterbebette, seiue weinende Familie wirderh» end: ihn
doch ja -ach seinem Tode, aus diesen, so verachtete» Play be
graben zu lassen.
Das kleine Gedicht auf »en unvergeßlich«» Wrisse, da« Sie
in Nr. r». mittheilten , gewiß halte» Sie die Aeußernngen des Ein
sender« gemildert, kenneten Sie den Verfasser;) ist freilich nichts weni
ger als gelingen, indeß doch eigentlich eine Griechische, nur umgestal
tete Blüthe. Jacob« hat sie in seinem T-mv e zBd.,. E. iyj so
übersetzt:
Alkaios aus Messene I. 490. XVII.
Nvmvhen »er heiligen Quelln benetzte» H-siodo« Leichnam
Mit dem eigene» Naß hier in dem lokrifchrn Ha,,»,
Und erhöhten ihm selber da« Grab. Nun bringen der Ziege»
Hüter ihm 0»ftr von Milch, goldenem Honig gemischt.
Denn so strömte da« Lied von »en Livoe, ihm. welche der Alt«
Mit de« »ierischen Quell« reinem Krystalle genetzt.
Au« Dresden, am -len Februar.
Den Ilten diese« Monat« kommt Jfsland hierher. Er
giebt ftch« Vorstellungen, den Essig h >>«» >er, Langsalm,
L'E »o e, Loren« Stark, den alten Baron in der beschäm
ten Eifersucht, den Gutherzigen und den Ba
ron Henningiu den Erben. Madanie H a r r w i ch hat
«,n Deciamatorinm gegeben und viel dabei gewonnen; jeyl wist
«« ihr Elise Bürger nachthu» und aUe« freut stch schon
darauf, wie auf — ei« Lachse».
_. Ein anderes Schreiben au« Leipzig.
O a n ch » n, die am ryste» Jan, endstch rr chic» gefallt Wer 'Ußer»o-
dentlich. Es Ist bi« letz! die cinjige Vorstellung, wo unsere Schausoie-
ler leigten, daß ste da« fein können, wa« sie heißen, — mchi bto«
Singer, sondern Schausvieler. Hensen, Ströbel, die bei
den Köhl«. L a n i u i zeichnelen sich in der leßtern Hin licht sehr
au«. Nur der lUlfe Uhink »erdarb »en vollen Eindruck. W i ll
er,oder kau» er nicht wenigste»« dar Einförmig«, Puppenartige
seine« Sviki« entfernen? Er sehe aus seine College». Wahr
scheinlich wariekc» diese nur ans eine Fan choo, um eine» Ta
del von stcd abzuweisen, den ihnen Ez»ftnder diele« kürzlich
leibst machte und »an gern mit der Bitte zurückninimr, die
Ehre ihre« Sviel« auch andern Opern widerfahren «u lassen.
~ Vertheidigung.
Jk) habe (feit 30 Jahren; die ersten Schausvieler Deutschiaude«
gesehen und bewundert, aber auch die elendesten Bühnen gesehen,
doch überall noch keinen Echanspjeler, welcher nicht rede«, nicht
stehen, nicht gehen, und nicht fehen gekonnt hatte. Aber au« die
ser »oilftnnkatischen, überladenen Schilderung, womit ein Corre-
svondent der Ztng s. ». eleg. Wett in, IgZtieii Stücke de« Jahr
gange« 1804 »tu wacker», und — wirklich denkenden Schauspieler
Herbst zu BreSlau schmähet, habe ich authentisch eine» Kritiku«
kenne« gelernt, welcher nichk sehen, nicht höre«, — nicht denke»,
nicht empfinden kann. Wenigsten« nicht menschlich! Vielleicht,
daß einmal Herr Herbst, welcher alle Uebertreibung fast ängstlich
vermeidet, in einer Rolle, wie die de« König« Karl VU., welche
nur der vollendete Schauspieler mit einer gewissen Lebendigkeit ge
ben kan», ohne mehr i» st« zu legen, al« der Dichter gewollt hak,
au« Furcht vor dem Plus, in ein Minus verfallen ist: Aber wo
her ei» solches Urtheil 7 Es sind vielleicht «i» »aar Jahre, feit ich
den Schauspieler Herbst al« Graft» Beniowskv gesehen habe. Aber
noch heute steht er lebhaft vor meinen Augen, wie er fernher mit
svrechendem mir »rufendem Blick auf die Gesichter de« Gouver
neur« und re« Hettmann« trist, wie er mit männlichem Tritt, nnd
in edler Stellung ihrem Svieie stch nähert, uud ehe er noch
svrichk, — ehe noch der Dichter r« thut, — durch stch selbst an
kündigt, daß er Gefangner ie», aber ei» Mann, — ein Man«
VON Selbstgefühl, von Würde. Hier wäre »ifo von jener Schil
derung das ger>rde Gegentheil, da« stch aber mein gesunde« und
(ich darf sagen > niein geübtes Auge nie abstreiten laßt. Nur diese
paar Worte, ;ur Ehreu-Rertung eine« Schauspielers, dessen Werth
in mannigsalligeii Rollen, und „och «ehr, dessen Küustier-Flciß,
und warme Liebe ftir seine Kunst, nicht verdient, dag er so miß
handelt, »der wohl gar ,« seiner außer» Laufrahn schändlich ge
hindert werde. Ich kenne zwar manche »er Direktoren de« Bres
lauer Theater« al« ,u gebildete uud felbstsentende Männer al«
daß ich nichk stcher wäre, «aß wenigstens diese ein solche« anonv-
mische«, grobe«, sichtbar boshafte«, vielleichr Knaben-llrlheil nicht
beachten; eben so wenig wird es das Breslauer Publikum! Aber
wie unter Fremden? M . . k.
Nachjch-ilt des Red. Indem ich dem dringenden Wunsche
eine« sehr hochachkungswnrdigen Gelehrten der seit Jahren me«
Freund ist, nachgebe, und den vorstehenden Aufsatz einrücke, halte
ich e« zugleich für nothwendig, die ausdrückliche Bitte ;u thun, daß
man mich Iii-ik allen Vcriheidzgungen gegen Angriffe. die in dkr
Ztng f. ». eleg. Welt geschahen, verschonen möge. Ich hadejver-
gleichen und »war bogeniange, au« BreSlau, Töuntngen, Frank
furt a. d. Oder und vielen andern Städten liegen: aber — die
Bestimmung de« Freim. ist ja nicht, mit einem andern Platte zu
zanken. — Auch kaun man wohl vorjetzi um so eher alle Em-
»stndlichkeit wegen des Vergangene« unicrdriicken, da die Redak
tion der Ztng f. d. eleg. Welt in die Hanse eüies Manne« ge
fallen ist, dessen Charakter vor ähnlichen Angriffen stnierk.
r» r u ®-
Versehen.
Da« in Nr. r;. de« Freim. angeführte Spriichwort heißt
eigentlich: Qui trop tmb lasse, mal eii eint. — Indeß
«st enttarne, »cm Sinne nach, nicht unrichtig.