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Volume Nro. 31, Dienstag, den 12. Februar 1805

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

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Nicht-politische Zeitung. Nro. 31. 
<^«rt von Humboldt, Mitglied der Akademie der WW. 
|u Berlin, hat dem National - Institute drei neue Abhandlungen 
vorgelegt: Ueber die S-bne-linle der Berge in verschiedenen Brei 
ten , insofern man sich ihrer zur Beurtheilung der Berghohe be 
dienen kan»; über die Stimmwertzeuge der Thiere; über die 
Schwingungen der Magnetnadel in verschiedenen Breite». — Diese 
merkwürdige Untersuchungen u»n einem Deutschen, wird «ls» sein 
Vaterland eist bon dem Auslande erhalten. — Nachrichten von 
»en Versuchen, die er mit dem elektrischen Aalt, »er durch einen 
Schlag ein Pferd zu todten vermag, angclieüt hat, so wie die 
Beschreibungen der von ihm entdeckten Pstanzen, wird er dem Na 
tional - Institute nächsten« übergeben. Er har den Plan. zunächst 
«ine Reise in den nördlichen Polarkreis anzustellen, um dort die 
Versuche, die er unter dem Aequator machte, fortzusetzen. 
— Der Kurfürst-Srzkanzler von Deutschland beschäftigt üch 
in PariS eifrig mir dem Plan zu einer liibliottie^ue ßrimk»ii-;ire, 
»ie für die Kenntniß der Deutsche» Literatur eben daS werden sott, 
waS die tjibiioktii-gue brnaaimjue für die Kenntnis der Engli 
schen Literatur ist. Charles Viller», der berühmte Persasser der 
Schrift über »ie Resormation wird der Hauor-Redakteur, und der 
Kurfürst seid« Mitarbeiter ftnn. 
A u s r e i p z i g. 
folgender schöne Zug unsere« »erstorbenen Weisst verdient be 
kannter ln werden, al« er eS wirklich ist. 
Langst schon fühlten Leipzig« Bewohner da« Bedürfniß ei 
ner Erweiterung ihre« Gottesacker«, dessen Raum, im Verhält 
niß der seit einigen Jahren sehr angewachsenen DolSmenge, zu 
beengt war. Der Magistrat gab zur Vergrößerung desselben 
«In große« Stück Feld her, daß ü» dicht an die Gränze» des 
altere» Begrabiiißplaye« anschloß. Dir« wurde nun mit einer 
Mauer umgeben. und ist jetzt nur durch eine Thüre mir jencm 
verbunden. Diesen ne«en Platz nennt aber da« Volk verächt 
lich : „ Franzose» - Acker " und deshalb , weil nach der Schlacht 
bei Roßbach rin Theil der daselbst schwer verwundete, Frauj»- 
sen, die man zur Kur nach Leimig in die Spitaler geschaft 
hatte, und die darinnen gestorben waren, aus diesem Felde, in 
gegrabene Locher, Hauftnwei« geworfen wurde. Wer e« nur 
irgend bezahle» konnte ließ seine verstorbenen Angehörigen auf 
Viesen neuen Play nicht begraben; nur Arm- mußte» damit 
vortied nehme«. Diese« s» schädliche Vorurtheil lag unserm 
Weisst schiver »m Hellen, um nun selbst ein gute« Bei- 
sviel lu geben und Mehrern Nutzen in stiften, bat er, «och auf 
den, Sterbebette, seiue weinende Familie wirderh» end: ihn 
doch ja -ach seinem Tode, aus diesen, so verachtete» Play be 
graben zu lassen. 
Das kleine Gedicht auf »en unvergeßlich«» Wrisse, da« Sie 
in Nr. r». mittheilten , gewiß halte» Sie die Aeußernngen des Ein 
sender« gemildert, kenneten Sie den Verfasser;) ist freilich nichts weni 
ger als gelingen, indeß doch eigentlich eine Griechische, nur umgestal 
tete Blüthe. Jacob« hat sie in seinem T-mv e zBd.,. E. iyj so 
übersetzt: 
Alkaios aus Messene I. 490. XVII. 
Nvmvhen »er heiligen Quelln benetzte» H-siodo« Leichnam 
Mit dem eigene» Naß hier in dem lokrifchrn Ha,,», 
Und erhöhten ihm selber da« Grab. Nun bringen der Ziege» 
Hüter ihm 0»ftr von Milch, goldenem Honig gemischt. 
Denn so strömte da« Lied von »en Livoe, ihm. welche der Alt« 
Mit de« »ierischen Quell« reinem Krystalle genetzt. 
Au« Dresden, am -len Februar. 
Den Ilten diese« Monat« kommt Jfsland hierher. Er 
giebt ftch« Vorstellungen, den Essig h >>«» >er, Langsalm, 
L'E »o e, Loren« Stark, den alten Baron in der beschäm 
ten Eifersucht, den Gutherzigen und den Ba 
ron Henningiu den Erben. Madanie H a r r w i ch hat 
«,n Deciamatorinm gegeben und viel dabei gewonnen; jeyl wist 
«« ihr Elise Bürger nachthu» und aUe« freut stch schon 
darauf, wie auf — ei« Lachse». 
_. Ein anderes Schreiben au« Leipzig. 
O a n ch » n, die am ryste» Jan, endstch rr chic» gefallt Wer 'Ußer»o- 
dentlich. Es Ist bi« letz! die cinjige Vorstellung, wo unsere Schausoie- 
ler leigten, daß ste da« fein können, wa« sie heißen, — mchi bto« 
Singer, sondern Schausvieler. Hensen, Ströbel, die bei 
den Köhl«. L a n i u i zeichnelen sich in der leßtern Hin licht sehr 
au«. Nur der lUlfe Uhink »erdarb »en vollen Eindruck. W i ll 
er,oder kau» er nicht wenigste»« dar Einförmig«, Puppenartige 
seine« Sviki« entfernen? Er sehe aus seine College». Wahr 
scheinlich wariekc» diese nur ans eine Fan choo, um eine» Ta 
del von stcd abzuweisen, den ihnen Ez»ftnder diele« kürzlich 
leibst machte und »an gern mit der Bitte zurückninimr, die 
Ehre ihre« Sviel« auch andern Opern widerfahren «u lassen. 
~ Vertheidigung. 
Jk) habe (feit 30 Jahren; die ersten Schausvieler Deutschiaude« 
gesehen und bewundert, aber auch die elendesten Bühnen gesehen, 
doch überall noch keinen Echanspjeler, welcher nicht rede«, nicht 
stehen, nicht gehen, und nicht fehen gekonnt hatte. Aber au« die 
ser »oilftnnkatischen, überladenen Schilderung, womit ein Corre- 
svondent der Ztng s. ». eleg. Wett in, IgZtieii Stücke de« Jahr 
gange« 1804 »tu wacker», und — wirklich denkenden Schauspieler 
Herbst zu BreSlau schmähet, habe ich authentisch eine» Kritiku« 
kenne« gelernt, welcher nichk sehen, nicht höre«, — nicht denke», 
nicht empfinden kann. Wenigsten« nicht menschlich! Vielleicht, 
daß einmal Herr Herbst, welcher alle Uebertreibung fast ängstlich 
vermeidet, in einer Rolle, wie die de« König« Karl VU., welche 
nur der vollendete Schauspieler mit einer gewissen Lebendigkeit ge 
ben kan», ohne mehr i» st« zu legen, al« der Dichter gewollt hak, 
au« Furcht vor dem Plus, in ein Minus verfallen ist: Aber wo 
her ei» solches Urtheil 7 Es sind vielleicht «i» »aar Jahre, feit ich 
den Schauspieler Herbst al« Graft» Beniowskv gesehen habe. Aber 
noch heute steht er lebhaft vor meinen Augen, wie er fernher mit 
svrechendem mir »rufendem Blick auf die Gesichter de« Gouver 
neur« und re« Hettmann« trist, wie er mit männlichem Tritt, nnd 
in edler Stellung ihrem Svieie stch nähert, uud ehe er noch 
svrichk, — ehe noch der Dichter r« thut, — durch stch selbst an 
kündigt, daß er Gefangner ie», aber ei» Mann, — ein Man« 
VON Selbstgefühl, von Würde. Hier wäre »ifo von jener Schil 
derung das ger>rde Gegentheil, da« stch aber mein gesunde« und 
(ich darf sagen > niein geübtes Auge nie abstreiten laßt. Nur diese 
paar Worte, ;ur Ehreu-Rertung eine« Schauspielers, dessen Werth 
in mannigsalligeii Rollen, und „och «ehr, dessen Küustier-Flciß, 
und warme Liebe ftir seine Kunst, nicht verdient, dag er so miß 
handelt, »der wohl gar ,« seiner außer» Laufrahn schändlich ge 
hindert werde. Ich kenne zwar manche »er Direktoren de« Bres 
lauer Theater« al« ,u gebildete uud felbstsentende Männer al« 
daß ich nichk stcher wäre, «aß wenigstens diese ein solche« anonv- 
mische«, grobe«, sichtbar boshafte«, vielleichr Knaben-llrlheil nicht 
beachten; eben so wenig wird es das Breslauer Publikum! Aber 
wie unter Fremden? M . . k. 
Nachjch-ilt des Red. Indem ich dem dringenden Wunsche 
eine« sehr hochachkungswnrdigen Gelehrten der seit Jahren me« 
Freund ist, nachgebe, und den vorstehenden Aufsatz einrücke, halte 
ich e« zugleich für nothwendig, die ausdrückliche Bitte ;u thun, daß 
man mich Iii-ik allen Vcriheidzgungen gegen Angriffe. die in dkr 
Ztng f. ». eleg. Welt geschahen, verschonen möge. Ich hadejver- 
gleichen und »war bogeniange, au« BreSlau, Töuntngen, Frank 
furt a. d. Oder und vielen andern Städten liegen: aber — die 
Bestimmung de« Freim. ist ja nicht, mit einem andern Platte zu 
zanken. — Auch kaun man wohl vorjetzi um so eher alle Em- 
»stndlichkeit wegen des Vergangene« unicrdriicken, da die Redak 
tion der Ztng f. d. eleg. Welt in die Hanse eüies Manne« ge 
fallen ist, dessen Charakter vor ähnlichen Angriffen stnierk. 
r» r u ®- 
Versehen. 
Da« in Nr. r;. de« Freim. angeführte Spriichwort heißt 
eigentlich: Qui trop tmb lasse, mal eii eint. — Indeß 
«st enttarne, »cm Sinne nach, nicht unrichtig.
	        
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