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Volume Nro. 258, Freitag den 27. December

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

36» f«wl ibn M, der frofitmm sie»- G*w«ä, 
ihr habt ja oft mein näeblliL silües Klagen, 
habt meine Thränen mu »sr E»tt gr-ragea, 
ihr gabt ihn mir; und «ed-r Tod/ no* Leiden, 
soll mich von ihm, von dem Geliebten scheide»! 
Wie? ich feiste von ihm lasse» 7 
Sbn« Freund in fernem Land 
soll der Liebliche erblassen; 
nnbeklagt, auf chewd-n Strand 
soll »er kalte Tod ihn fassen, 
«nd «et» Weib soll ihn verla,seih 
»einend und »eit seiger Hand 
»eben fern am Sr«t>gewa»d! 
Nur mit Thränen und Gebet» 
soll di« träge Weiblichkeit 
»vr den Altar Gotte« treten, 
folge« nicht in Kampf und Streit? 
Muthlos so« die Liebe klage», 
einsam «einen,, einsam zage» 
in der Nonnen düsterm Shor» 
Stets mit furcht-rsiilltem Shr 
fedem Lank entgegenbeben, 
»des jungen Tage« Strahle, 
ttdc« Abends Niederfchweben 7 
Nicht mit ihm im Panzerftahle 
dort i« blutgen Waffen«»»!« 
kämpfen mit den stnftern Mächten 
in de« Treffens lieißier Glut? 
nicht an Alains Seite fechten, 
stillen nicht fein rieselnd Blut! 
Ha! ich seh die S»>verdter blinkt», 
»nd die scharfe Lame droht; 
Speere splittern, Fahnen sinken; 
durch di« Reihen rast» der To»; 
Schatten schwtrreudrr Geschoß« 
hüllt das goldne Licht in Nacht; 
»rausend siür,en dlüt'g« Rosse 
ins Gebrüll der tiefsten Schlacht. 
»lat« , Alain an der Spi,« — 
Gott! fein rother Helmbuf» schwankte 
Schütt ihn, schüjt ihn, Gottes Blipef 
feimit ihn Engel — er wankt: 
Seine Tapfer» sind gefallen, — 
«nd ich sollte zitternd steh» ? 
Nein! tum Tod« muß vor allen 
«it dem Held sei» Mädchen grhn: 
Fritdr. KinS. 
f'lUtli 
nsssl 
Alles durch Liebe, nichts ohne sie. 
.. (Fortsetzung.) 
-P<rr Kuox brachte seine Worte mit gehöriger Breite 
an den Mann, »vodei er das Stockband um den por- 
cellainenen Knopf wohl zwanzigmal auf- und abwik- 
kelte. Der Vater, der aus feinen Zollregiffern wußte, 
daß der Handel dieses ehrenfesten Freiwerbers sehr 
beträchtlich war, entließ auch ihn mit der freund 
lichen Versicherung, daß sein Gesuch in reifliche 
Erwägung gezogen werden solle. Mehr hatte Herr 
Knox nicht erwartet; er würde im Gegentheil sehr 
heftig erschrocken seyn, wenn man ihm m't dem Zr- 
»Dort ins Haus gefallen wäre. denn gut Ding will 
Weile haben. Er gieng daher fthr vergnügt nach 
Hause, bestellte sich Nachmittags Levanrifthen Kaffee, 
was er sonst nur an hohen Festen zu thun pflegte, 
rauchte eine Pfeife Knaster zum Fenster hinaus, und 
erwiederte die Grüße der Vorübergehenden mit sehr 
freundlichem Kopfnickens. 
Constanzens Vater hatte, nachdem Herr Knox 
von ihm geschieden, kaum einigemal hm! hm! hm! 
gebrummt, und feine Nachtmütze ivon der Scheitel 
auf die Stirn geschoben, als schon wieder ein ge 
krümmter Finger draussen an seine Thür klopfte. — 
Herein! — Da öffnete der Klopfer so vorsichtig, 
«IS ob er fürchtete, re würden Vögel herausfliegen, 
und es erschien eine sehr freundliche Jammergestalt, 
dir dem Magister Pancrazius zugehörte, einem ent 
setzlich gelehrten Manne, der unter andern mit unge 
heurem Aufwand von Belesenheit, durch einige tausend 
Citate gründlich erwiesen hatte daß Kaiser Karl des 
Giwßen Schuhschnallen rund und nicht diereckigt ge 
wesen. Seine Nase verlängerte sich in eine blaffe 
Spitze, seine Augen trugen die Spuren der gelehr 
ten Nachtwachen, «nd sein ganzes KnochengHbäude 
schien »it einem trockenen Pergament überzogen, 
klebrigen« war er ein schüchterner, höflicher Mann» 
der nicht allein keinem Kind« etwas zu leide 
that (wie man sehr drollig zu sagen pflegt) sondern 
auch keinem erwachsenen Menschen. Sein Vater, ein 
Kaufmann, hatte ihm ein Vermögen von 50C00 
Thalern hinterlassen, dessen Interesse» er jährlich in 
seltne Ausgaben von Claffikern verwandelte. Sonst 
brauchte er zu seines Leibes Nahrung und Nothdurft 
sehr wenig, fühlte sich bei seinen geringen Bedürf 
nissen glücklichund hatte, bis in das vierzigste 
Zahr, die Mutter der Gracchen ausgenommen, an 
keine Frau gedacht. Sei» kurzem erst — da seine 
Augen anfiengen das Licht zu scheuen, und an lan 
gen Winterabenden ein stechender Schmerz ihn hin 
derte di« Zerstörung Troja'« von Tryphiodo- 
tu«, oder Sppian's griechische« Lehrgedicht vom 
Fisch- und Vogelfänge zu Itfen, — war er 
auf den Gedanken gerathen, eine Lebensgefährtin, 
oder vielmehr eine Stunden - Gefährtin zu su 
chen. Denn seine eigentlichen Lebensgefährten waren 
die Todten. Seine Frau sollte weiter nicht« mit ihm 
zu schaffen haben, als ihm durch heitre Laune einige 
Abendstunden weggauckeln, während er ganz ruhig, 
mit dem grünen Schirm über dir Augen, ihrem 
muntern Geschwätz zuhorchen wollte. Die übrige 
Zeit sollte sie still und eingezogen in ihrem Gyna- 
ceum verleben. Diesen christlich gelehrten Plan er 
öffnete er im Vertrauen einer Base, die selbst ein 
paar artige Töchter hatte, und in deren Hause sich 
wöchentlich Einmal die muntern Freundinnen ihrer 
Töchter zu versammeln pstegten. „Kommen sie auf 
„den Sonnabend zu mir" sagte die Base, „da haben 
„Sie das 'Aussuchen unter acht oder neun hübschen 
„Mädchen." 
„Sehr wohl" erwiederte Herr Pancrazius, „aber 
„muß ich auch mit ihnen reden?" 
„Das ist nicht vonnökhen", beruhigte ihn die 
Base! „Sie mögen sich in eine Ecke setzen, den 
„muthwilligen Kindern zuhören, und am Ende dic- 
„jenige wählen, deren Unterhaltung Zhnen am an 
genehmsten scheint." — Herr Pancrazius fand sich 
am nächsten Sonnabend richtig ein, laß in einer 
Ecke, wurde von den muntern Mädchen gar nicht
	        
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