scheidenheit, oder ncr der Schein davon, anfangs
weigerte, diese Würde anzunehmen.
Nichts lag nun unserm Zgnaz mehr am Herzen,
«IS seinem Orden die mbglichflen Vorrecht zu ver
schaffen, und denselben überall auszubreiten. Pabst
PaulIII., der sehr wohl einsah, wie nützlich der
wankenden Macht der päbstlichen Stuhls eine ihm
sclavisch ergebene Gesellschaft leyn könnte, der jedes
Mitrel gerecht war, um mm Ziele zu kommen, ertheilte
den Jesuiten in zwei Bullen sehr verfänglichen Vor
rechte: „die Zahl der Mitglieder darf willkührlich
vermehrt werden; jede beliebige Veränderung io ih
rer OrdenSeonstitukion vorgenommen werden, ohne
pLbstliche Bewilligung; der Ordensgeneral hat un
beschränkte Gewalt über die Mitglieder der Gesell
schaft, und steht, nebst sämmtlichen Ordensgliedern,
einzig nur unter dem Pabste; kein Jesuit darf den
Orden verlgffen, ausgenommen, wenn er Karthäujer
werden will, und es steht dem General frei, selbst
mit Gewalt, den Abtrünnigen zurück zu führen, und
ihn zu bestrafen; der Orden hat die Befugniß, Ver
brecher als Mitglieder aufnehmen zu können , wenn
sie sich keinen absichtlichen Mord haben zu Schulden
kommen lassen; mit Bewilligung des Generals ist
allen Ordensgliedern vergönnt, in den Ländern der
Ketzer und Ungläubigen zu wohnen u. f. w." Es
bedarf wohl kaum eines Fingerzeiges, wie gefährlich
»ine solche Gesellschaft jedem Staate werden muß,
die außer der päbstlichen Macht keine Gewalt über
sich erkennt, und jede beliebige Veränderung in ihrer
Verfassung vornehmen kann, ohne jemanden Rechen
schaft davon zu geben, also einen Staat im Staate
bildet! Wie listig berechnet ist es, daß die Glieder
des Ordens unter Ketzern leben können, um — die
verirrten Schafe in den Mutterschoß der Kirche zu
rück zu fübren! Auch Verbrecher sind nicht ausge-
gesch offen denn zu einem Verbrechen gehört gewöhn
lich List und Verschlagenheit und solche Leute weiß
der Or en zu gebrauchen.
Zg.iaz und seine Genossen waren übrigens un
unterbrochen überaus thätig, den Orden zu vergrösi
sern, und da sie sich oller möglichen Kunstgriffe
bedienten, so gelang es ihnen nur zu gut damit.
Zn Portugall wurden laute Klagen gegen die Je
suiten erhoben , daß sie sich der niedrigsten Ranke
und selbst der Gewaltthätigkeiten bedienten, um Mit
glieder an sich zu ziehn, aber König Johann III.
stand bereits so «ehr unter der jesuiki'chen Botmäßig
keit, daß alle Klagen vergebens waren.
Neben seinen Ordensgeichäften bemühctr sich
Zgnaz noch, die Römsichen öffentlichen Matchen zu
bekehren, und für sie eine Besserungsanstalt zu stif
ten, wohin er oft am Tage ganze Scharen solcher
Mädchen führte. Don seinem zu großen Bekehrungs-
eifer ließ er sich einst verleiten, eine verheirathetr
Frau, die eben nicht im Ruft der Ehrbarkeit stand,
in diese Anstalt zu führen, und dies zog ihm und
feinen Gesellschaftern von der bösen Welt die üble
Nachrede zu, daß es mit der belobten Stttenreinheit
der Zesiiiten nicht so ganz richtig seyn möchte, und
sie sich wohl selbst der Sünde theilhaftig machten,
gegen die sie so mächtig eiferten.
So vielerlei Beschäftigungen, das vormalige
barbarische Wüthen gegen seinen Körper, der Eifer,
mit dem er die Ausbreitung seines Ordens bettieb,
und die damit verknüpften Unannehmlichkeiten, zo
gen endlich Zgnaz zu spät für die Welt, — den Tod
zu. Er starb am zrsten Zuiius 1556» an einer
völligen Entkräftung, aber er hinterließ feinen neuge
stifteten Orden in voller Kraft und Blüthe. — Ein
jährlich »euer, ein unaustilgbarer Ansiug von Gift-
pfianzen bedeckt die beklagenswerthe Gegend, in wel
cher einmal Lolch und Schierling rei-ftem R.
Randglossen.
Nil admirari.
as „Nichts bewundern," sagt Horaz, Mache den
Weisen und Glücklichen. Pythagoras äußert die«
selbe Meinung. Es ist aber mit diesem Satze, wie
mit — jedem Dinge, wovon Epiktet sagt, daß es
zwey Henkel habe; es komme darauf an. bey wel
chem man es anfasse. Plato nehmiich behauptet, wie
auch Wieland angemerkt hat, von dem Bewun
dern eben die schönen Dinge, die Horaz aus dem
Nichtbewundern herzuleiten sucht. Unstreitig einleuch
tender und bestimmter wäre die Wahrheit des Saz-
jes, wenn er hieße: Sich nicht bewundern mache
den Weisen und Glücklichen. Sokrates bekannte,
daß er nichts wisse, und seinem eigenen Geständniß
zufolge war die Einsicht, die ihn das bekennen
hiess, die Summe seiner Weisheit.
Derschwiegenheik.
„Die Tugend genügt sich selbst" —? Warum
ist denn Geduld eine so schwere Tugend, und warum
ist Verschwiegenheit so äußerst selten? Wenn doch
jemand die Kunst erfänoe, wodurch man Andern
offenbaren könnte, welche Geheimnisse man vor ih
nen geheim halte!! Nun heißt es immer, wenn das
arme Herz unter dem Drucke des Geheimnisses nach
Luft schnappt: „Wenn man wüßte, was ich weiß!"
Was gilt die Wette? Drei Minuten nach dieser
Ankündigung, daß ein Geheimniß da sey, hat eben
dieses Geheimniß seine Existenz überlebt. S ch I—f