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Volume Nro. 234., Freitag den 23. November

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue2.1804 (Public Domain)

1804- 
Nro. 254. 
.AE1ST1DE& 
Freimüthige 
■■ oder —i den 2Z. November. 
und Scherz. 
D e r 
Freilag, 
Ernst 
»MWW> 
Literatur. 
Taschenbuch für das Jahr 1805. Egeria. 5?eraus- 
gegebcn von Karl Müchler. Berlin, bei Uiiger. 
chon vor ein Paar Jahren gab Herr Müchler 
eine Egeria heraus, die ater kein Glück machte, und 
jetzt für 6 Groschen in der Sommerschen NichtTrö- 
delhandlunz mit alten Büchern, zu haben ist. Um 
dieses Schicksals willen würde Hr. Müchler, glaub' 
ich, wohl gethan haben, seinem diesjährigen Taschen 
buche einen andern Namen z« geben, besonders da 
es in der Thar viel besser ausgefallen ist, als dar erste. 
Es enthält drei prosaische Artikel. „Der Zau 
berbrunnen, ein Lustspiel in Einen, Akt, von I. S. 
Schütz," fiel auf der hiesigen Bühne vor einem 
Jahre durch, wiewohl nicht ganz verdient. Es hat 
Leben und einiges Interesse, nur freilich ist die Hand 
lung gar zu armiich, und feine Naivetäten find oft 
Plattheiten. — „ Diego Manzanares," eine Erzäh 
lung nach dem Spanischen von Frau von Krosigk, 
ist gefühlvoll und in einer blühenden Sprache vorge 
tragen. — „Wohin?" Bruchstück aus einem Rel- 
sejsurnal, von M. ist ein hier und dort rin wenig 
überspannt geschriebener Aufsatz, aber im Ganzen 
sehr anziehend und unterhaltend. Es beschreibt eine 
noch wenig bekannte Insel im Bodensee. 
Der poetische Theil enthält ein sehr gefühlvolles 
Lied von Karl Graß, einige treffliche kurze Gedichte 
von dem genialischen Sonncnberg, ein Paar sehr ge 
lungene von Gramberg, John, Dogurlawsky; ein 
oder zwei recht artige von Schink und dem Heraus 
geber; eine interessante, aber nicht genug gefeilte 
Erzählung von Giktermann. Das übrige ist unbe 
deutend, vieles sehr fehlerhaft versificirt, noch mehre 
re« matt gefühlt und gedacht. — Auch die besten sind 
nicht ganz fleckenfrei und unter den misrathenen sind 
manche, die nur einer geringen Umgestaltung, einiger 
Feile bedürften, um schön zu werden. Wer eine 
Sammlung von gemischten Gedichten anstellt, sollte 
durchaus selbst Kritiker seyn, damit er Kleinigkeiten 
selbst abhelfen und über wichtigere Verstöße den Ver 
fassern Rath ertheilen, Vorschläge thun könnte. Weil 
Bürger selbst strenge feilte, weil Voß und Schiller 
r« thaten: daher fielen ihre Musenalmanache so reich 
an schönen Gedichten au«, llm sich aber zu überzeugen, 
daß Hr. Müchler nicht der Mann dazu ist, seinen 
Beiträgern freundlich - hülfreiche Hand zu leisten, 
braucht man nur S. »86 von ihm zu lesen: 
Ihn lehnt nicht falsche Ehre, 
Nicht schachtberaubtes Gold, 
und S. 25z in einem sonst artigen Gedichte: 
Kömmst du? durst' ich dich doch nicht fragen. 
R. L. 
WestpreußischeS CorrektionS-Haus. 
Aer Polizei des platten Lande« eine zweckmäßige 
Einrichtung zu geben, gehört sicher zu den ersten und 
nothwendigsten Bedürfnissen eine« wohlpolicierten 
Staats. Preußen fühlt feine glückliche Verfassung
	        
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