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nung auf dunkelgelbem Papier mit schwarz» Kreide.
Klessamor und Karthon, Vater und Sohn, kämpften
mit einander, ohne sich zu kennen. Karthon siegt,
aber Klessamor stößt ihm meucheimörderisch den Dolch
in die Seite; jetzt da der Jüngling sinkt, erkennt er
seinen Sohn in ihm und stürzt verzweifelnd auf ihn
hin; Fingal, ein Barte, und zahlreiche Gruppen —
oder vielmehr einzelne Akademien — von Kriegern
stehn umher. Das Bild ist. wie man sieht, gut ge-,
dacht; dir Zeichnung der Hände, Arme, Beine, (wie
wohl diese meistentheils gegen die ersten zu kurz sind,)
der Waffen u. s w. ist unverbesserlich, aber die §om-
pvsition ist verwirrt, die Köpfe sind wunderlich mis-
rathen, die Haltung der Körper ist fast durchgängig
unnatürlich. Der sterbende Karthon hat gegen die
andern Gestalten ein zu kurzes Verhältniß, doch ist
er die beste Figur. Don Klessamor hingegen würd'
es dem Künstler lchwer werden, Rechenschaft abuile-
gen. Der Kopf, den er ganz auf den Sterbenden
legt, zcheint vom Rumpfe getrennt und dieser, durch
seine unnatürlicke Biegung, in der Mitte zerbrochen.
Nächst diesen ist Finaal die Hauptfigur: in dieser sind
die meisten Fehler der Verhältnisse. Brust und Arme
sind sehr breit, die Arme klein, die Beine zu schwach;
der Kopf scheint kein Menschenhaupt. Der Barde,
der sich mit gefallenen Händen auf eine Harfe stüzt»
hat etwas sehr Gemeines. Die Köpfe der Soldaten
sehen einander alle ähnlich, und der Wind haust in
ihren Bärten saus rirae et sans raison. Auch dir
Beleuchtung ist verfehlt: die hintersten Figuren sind
grade so hell und dunkel gehalten, als die vorder
sten. — Hr. Wolf ist ein so geübter und geistvoller
Zeichner, — das geht aus dein Bilde, trotz seinen
Fehlern hervor. — daß es sehr zu wünschen ist, er
möge nur dir Natur fleißiger zu studiren.
Don Hrn. Professor Lütke, diesem trefflichen Land
schaftsmaler, sind vier Arbeiten in Oel, aufgestellt.
Eine Aussicht ins Okerthal am Harzgebirge: sehr
groß, sauber und fleißig vollendet; alle Holzarten gut
charakterisirt; der Ton ein wenig Okkerfarbig, das
Wasser im Dorgrunde nicht — naß genug; dir
Staffage wohl angebracht und auch nicht übel aus
geführt. Der Horizont wird durch hohe Berge be
schränkt, wovon zwei Rücken ein Thal umgeben, das
sich in diagonaler Richtung vom Auge entfernt: dies
schien mir schön gedacht. Der Dorgrund ist sehr sau
ber, da« Ganze ein herrliches Stück: — indeß macht
es, was wohl bei den meisten Landschafts-Gemälden,
die treu nach der Natur ausgeführt sind, der Fall ist.
keinen bestimmten Eindruck; man vergißt die schöne
Ausführung keinen Augenblick über den Sinn
des Dargestellten, denn es hat wohl hohe malerische
Schönheit, aber keinen Dichter-Gedanken. — Zwei
andre Landschaften desselben Meisters, der Morgen
und der Abend, sind im gewöhnlichen, sogenannten
idealischen Stile, aber äußerst grariö» ausgeföbrt. —
Das vierte Gemälde von Hrn. Lütke, die Mühle zu
Glienrke bei Potsdam, hat sehr hohe Naturwahr
heit, — nur dir Wäscherinnen, vorn am Teiche, sind
mislungen.
Der Donaustrudel zwischen Gravn und Ipe, —
und der Bartholomaei - See bei Brrchtolsgaden, zwei
große vortreffliche Zeichnungen mit Sepia von Hrn.
Prof. Rösel. Poetischer Geist athmet in derCom-
position. Die einfallenden Lichter auf den Höhen der
Berge, das Transparente des Laubes, — alles, alles
außerordentlich schön. Besonders grandios ist die
Donau mit einem schroffen Felsen in der Mitte, und
dem Strudel unten, wo Menschen mit großer An
strengung einen Kahn lenken. — Einige andre
Landschaften von demselben Meister, sind flüchtiger
gearbeitet und von geringerm Effekte. R.
lDie Fortsetzung folgt.)
Ausführliche Schilderung von Zambeccari's
Luftfahrt.
^ (Aus Bologna.)
Hambeccari, der eiserne Mann mit dem uner
schütterlichen Muthe, ist wahrhaftig merkwürdig. Cr
hat Alles, fast mehr gelitten, als ei» Sterblicher lei
den kann: er har, im eigentlichen Wortverstande, mit
allen Elementen gekämpft; er liegt in diesem Augen
blicke verstümmelt, krank darnieder, und dennoch denkt
er an nichts, spricht von nichts, als von neuen hals
brechenden Versuchen. Da seine letzte Luftfahrt, (am
22sien August dieses Jahrs) theil« in wissenschaftli-
cher Rücksicht Aufmerksamkeit verdient, vorzüglich aber
einen Menschen bei der größtmöglichen Gefahr in
seiner ganzen Kraft darstellt, za, da man kühn be
haupten darf: in einer solchen verzweifelten Lage
befand sich, seit es Menschen giebt, noch kein sterb
licher; so glaube ich, man werde gern mehr darüber
lesen, als die magern Zeitungsberichte geliefert haben.
Hier ist ein getreuer Auszug aus der Relation, wel
che die hiesige Gesellschaft der Wissenschaften, (die
eifrige Beförderen» jener Experimente,) mit ihrer
und Zambeccari's Unterschrift hat drucken lassen. —
Am 2isten August um Mitternacht verkündeten drei
Canonenschüsse den Anfang des Versuchs. Der Ball
wurde aus der Kirche stelle Acque, wo er verfer
tigt worden, nach der nahe gelegenen Wiese gebracht.
Er hatte zo Bologneser Fuß im Durchschnitt, welche
etwas über zz Pariser Fuß ausmachen. Eine cirkel-
förmige Lampe mit Weingeist war angebiacht; sie
hatte ringsum 24 Löcher, sämmtlich mit Klappen
versehen, um sie schnell zu öffnen, oder zu verschlie
ßen, je nachdem die Flämmchen verlöschen oder sich
wieder entzünden sollten. Das Gewicht der ganzen
Maschine, sammt den beiden Reisenden und den Ge
rathen , betrug 850 Bologneser Pfunde, wozu man
noch so viel Ballast nehmen mußte, als nöthig war,
um die Maschine fa st im Gleichgewicht zu erhalten,
jedoch mit einem ganz kleinen Uebergewicht, und folg
lich einer Neigung zum Fallen. Um drei Uhr Mor
gens wurde der Anfang mit dem Füllen gemacht.
Aus ftchszehn Tonnen, die im Kreise um zwei große
mit Wasser gefüllte Kufen standen, entwickelte sich
der Ga« und stieg gereinigt in den Ball hinauf.
Die Direktion des chemischen Apparats war den bei-
den wackern Brüdern, Domenico undGaetano Sgarzi
anvertraut; durch ihre Geschicklichkeit und mit Hülfe
der Herren Tartai ini und Fratta, gieng dieses Ge
schäft schnell und glücklich von statten. E« war vor
aus bestimmt, den Luftbatt bis auf zwei Drittel zu
füllen; man brauchte tazu 3548 Pfund Zink, mit