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No- III- besteht aus Briefen über die
Schwärmerei an einen Freund, wahrscheinlich
vom Herausgeber selbst. Dieser Aussah ist vortreff
lich, voll Klarheit, und ein Wort zu rechter Zeit ge
sprochen. Ich schriebe gar zu gern wenigstens einige
Stellen daraus ab, oder noch lieber das Ganze.
Ta der Raum dies nicht erlaubt, so empfehle ich es
wenigstens dringend der Beherzigung unsrer jungen
Schwächlinge, die noch immer nicht aufhören kön
nen, mit gottselig verdrehten Augen fromme — So
nette zu beten. Der Verfasser sagt: Schwärmer
nehmen keine Vernunft gründe an; also ist Spott
das einzige Mittel, sie zu bekämpfen. Aus Gut
müthig keit modificirt er aber nachher, und gegen
das End« der Abhandlung sucht er gar jene Thoren
zu entschuldigen. Das ist nicht». Schwärmerei steckt
an, wie der Schnupfen, ist vom Enthusiasmus für
das Gute und Wahre himmelweit verschieden und
»ine gar zu gefährliche Sache, und: Salus reipublicae
suprema lex esto; also bin ich der Meinung, daß
man um de» gemeinen und selbst um ihres eigenen
Besten willen, einzelnen Narren durchaus keinen Par
don geben müsse. Dir Satire ist eine schmerzhafte,
aber wohlthätige Operation, und am rechten Orte
angewandt, aller Ehren werth.
No. IV. Der Troubadour, oder die feier
liche Sihung des Gerichtshofes der Liebe. Eine
Dichtung, zum Theil nach dem Provenzalifchen. Den
Stoff dieses Gedichts nahm der Verfasser größten-
theils aus dem Troubadour par Fahre d’Olivct
(Paris 1Ü04); er bearbeitete ihn aber sehr frei, und
wie ich hinzusehen muß, mit Einsicht und wahrhaft
dichterischem Geiste. Die kleine romantische Rhap
sodie ist vortrefflich.
No. V. oder Familiengespräche, enthalten
die sehr rührende Geschichte einer alten Jungfer
von — August Mahlmann. Der Derf. des Herode»
und der Maske, scheint sich also bekehrt, und seine
Kreuz- und Queerzüge zu Vertilgung des Rührenden
in der Literatur, eingestellt zu haben. Ich gratulire.
Indeß steht ihm da» Sentimentalisiren weniger, als
da» Scherzen. Beide unterscheiden sich, bei ihm,
wie Krankheit und Gesundheit. Zudem ist seine alte
Zungftr, die aus Ehrfurcht gegen den Willen eines
todten, und noch dazu einst w ah n sin n igen Vaters,
ihr ganze« irdisches Glück aufopfert, nicht eine Hel
din, sondern eine Närrin. — Zwecklose Opfer
haben keinen Werth und beweisen blos, daß der Dar
bringende seine« Verstandes nicht recht mächtig ist.
Noch ein Wort zu rechter Zeit spricht in No.
VI. ein Ungenannter über die neuesten Theorien der
Erzirhungskunst. Er behauptet oder vielmehr er be
weist: Pestalozzi'« Methode sey blos anwendbar für
Kinder der Landleute, die in Masse erzogen werden
müssen, und keiner Talente bedürfen, deren Gegen
stand etwas Höheres ist, als Broderwerb. —
Die letzt« Nummer, Züge aus der Geschichte
de« weiblichen Geschlecht« enthaltend, ist eine
wahre böse VII. Der Verf. versucht spaßhast
zu seyn, weiß aber nicht recht, wie er das anzufan
gen hat; auch sind die Dinge, die er verhandelt,
eben nicht sonderlich bedeutend. Schlecht ist indeß
auch dieser Aufsatz nicht grade, nur weniger gut, al«
die übrigen. K. Heinr. Leop. Reinhardt.
Bericht über die Kunstausstellung
jir Berlin.
(Fortsetzung.)
err Kimpfrl hat eine colorirte Zeichnung, die Figu
ren 8 Zoll Proportion, aufgestellt, das unter Oelge-
mäwen ziemlich nachtheilig erscheint, aber in der That
mancherlei Verdienste hat. Der Inhalt ist: Kaiser
Karl V., vom Cardinal Granvella, dem Herzog Alba
und vielen Deutschen Fürsten umgeben, sitzt im freien
Lager zu Gericht. Er hat eben das Todes-Unheil
über den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen
gesprochen, und Kurfürst Joachim von Brandenburg
steht auf und protestirt dagegen. Dir Figuren sind
all« recht brav, voll Charakter und Leben: — kräftige
Deutsche Männer. Die Köpfe sind besonder» sauber
ausgeführt, nur stecken sie bei manchen zu tief
zwischen den Schultern. Der Kurfürst Joachim ist
eine schöne Erscheinung. Dem Cardinal sieht man
dir lebhaftere südliche Natur an. Die Anordnung ist
meistentheilr gut, dir Linien - Perspektive scheint mir
richtig, aber Abstufung von Licht und Schatten, nach
dem Maaße der Entfernung, ist nicht vorhanden.
E« ist sehr viel Imagination in dem Bilde, — da«
Vollkommenste was Herr Kimpfel noch geleistet hat.
Petrus wird von dem Engel, der allein das Ge
fängniß erleuchtet, an den schlafenden Wächtern vor-
übergesührt, — von Hrn. Kuhbeil. Da» Ganze macht
eine angenehme Wirkung, aber da der Engel und Petrus
ziemlich weit im Hintergründe stehn, folglich die dunkeln
Gewölbe als Hauptgegenstände hervortreten, glaubt man
fast nur eine gut berechnete und geschmackvoll ausge
führte Theater - Dekoration zu sehn. Bei der großen
Hondhorstischen Ausführung desselben Süjet«, das
zu Wien im zweiten Saal der Niederländischen
Schule hänge, stehn dir Figuren ganz im Vorder
gründe folglich sieht man die Gesichter deutlich, da«
Gemälde wird historisch und da« Forkdrechen der Licht-
stralen in den weiten Gewölben, thut einen wunder
baren Effekt.
Karthon und Klessamor, von Hrn. Wolf, eigne
Composition nach Ossian;— eine sehr große Zeich-