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Der
Sonnabend,
Ernst
Nr«. 22o.
h i g e
den z. November.
ch e r z.
l
oder
Literatur.
Jriö. Ein Taschenbuch für 1805. Herausgege
ben von I. G. Jacobe (Zürich, bei Orel,
Füßli und Compagnie.)
Zweimal stralte schon der Jri« vielfarbiger Dogen
durch die — leider! so regenhafte — Atmosphäre un
serer schonen Literatur wohlthuend, herzerfreuend
für jeden ächten Verehrer, de« Schönen und Gu
ten. — Auch dieses Jahr erfreut sie durch ihren
Reickthum.
Sie beginnt mit der Schilderung einer Reise
von Freiberg nach Karlsbad, und von dort überTöp-
liz und den Eibstrom nach Dresden. In einer
Note schreibt der Herausgeber diese Reise-Beschrei
bung einer weiblichen Hand zu. Auch ohne dies
würde man «s gleich verglühet haben; denn in je
dem Federzuge erkennt nian die Zartheit eine« schö
nen weiblichen Sinne«.
Der zweite größere Artikel ist die Geschichte Jo
hanna der Ersten. Königinn von Neapel, von Karl
von Rottek erzählt, und zwar weder seicht-roman
tisch noch schwerfällig-historisch. Er gewährt sehr an
genehme Unterhaltung.
Noch lieblicher ist der in Jacobi's bekannter,
idyllischer Manier verfaßte Aufsatz: i>' r Poeten, ih,
den er seinem würdigen — unglücklichen und doch
höchst glücklichen, — Freunde P f rffel reicht. Das
reine Naturgefühl, das zarte Auffassen des innern,
geistigen Lebens, das Jabobi's Gedichten und frü
hern Schriften bleibenden Zauberreij' verieihk, schmückt
auch diese« Gemälde. Möge uns der ehrwürdige Dich
ter noch oft mit dergleichen Schilderungen erfreuen,
und oft noch feine jährliche Wanderung zum Pveien-
sitze, den ihm sein Freund J ttner widmete, feiern!
In einem Schreiben an den Hrn. Geheimerath Ja
cob i in Düsseldorf, erzählt der verewigte H« i n se,"der
geniale Verfasser des Ardinghello, die Abentheuer einer
kleinen Schweizerreise. Man kennt Heinse'o Stil, und
die Kraft, mit welcher er imposante Natur-Schönheiten
zu beschreiben pflegt, zurGnüge. Auch hier vermißt man
den talentreichen Mann, den immer begeisterten Dichter
nirgend, und der Leser folgt ihm mit Vergnügen über die
schreckliche Furca, den Grinselberg, an di« klaren Quellen
des SilberströmendenRhodan, der lustigen Aar, und an
diejäh abstürzendeReuß. Den Aufsatz beschließt ein herzli
ches Wort vom Herausgeber, über den verstorbnen Ver
fasser. Glücklicher Heins,! daß Du einen solchen Pane
gyriker fandst — und verdientest!
Die Anekdote: „H e i n r i ch der S ch wa r z e," rührt
von zwei Schriftstellern her. Den prosaischen Theil lie
ferte ein Herr S ch nezler, den poetischen aber — und
zwar den bedeutenderen, — ein Herr Ufleri. Dieser
Aufsah liest sich sehr angenehm.
Eben so der Brief an D.. zu L.. von C. R. und —
,. die Beschreibung einer Reise von Rom nach Pale-
strina"— von der geschätzten Dichterin Friederike
Brun, geb. Munter. Sieist ganz in dem Tone ge
schrieben, indem ihrTagebuch über Ron, abgefaßt ist; ich
brauche also wohl nicht erst hinzuzusetzen, daß rege, aber
sanfte Phantasie und zaneo Gefühl in diesem Gemälde
Geist und Herz reiche Nahrung gewähre.
Von geringerem Gehalt, aber keineswege« uninte
ressant, — ist der Brief an die Frau von Z e g, von
der liebenswürdigen Ungarischen Dichterin Throne
die vor einigen Jahren mit ihrer Freundin Nina
zwei Bändchen Gedickte herausgab. ')
Der poetische Theil der Iris ist nicht minder
gewählt. Pfeffel, Zacodi, Buri, Friederike
*) Jena bei Voigt.