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Volume Nro. 212., Dienstag den 23. Oktober

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue2.1804 (Public Domain)

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kung verrathen, als der Wahn gemeiner Leute, daß 
einer, der viele Bücher hat, ein recht gelehrter Mann 
seyn muffe, oder als das Mitleiden, welches manche 
mit mir Hoden, weil sie glauben, ich müßte alle Bü 
cher, die mir anvertraut sind, vom Anfang bis zum 
Ende durchlesin. Aber man wollte mich als einen 
Geheimniß--Krämer darstellen, und dazu hatte man 
die Berufung auf das Griechische Feuer nöthig. 
Lessing,, Leibnih, und die vielen gelehrten Männer, 
die »ach unbekannten Schriften forschten, und sie 
uns mittheilten, waren also auch Geheimniß Krämer. 
Zn diesem Sinne einer zu seyn, schäme ich mich 
nicht; ich bin vielmehr stolz darauf, weil ich es für 
die erste Pflicht eines Bibliothekars halte, die ihm, 
anvertrauten Schätze zu durchforschen, und das, was 
wichtig ist, dekmnt zu machen. Hätte es keine solche 
Aussucher von Arcani» gegeben, wie der Freimüthige 
mich nennt, so würbe es mit unserm Gesichts-,Stu 
dium, und mit vielen andern Wiffenfchaften noch 
sehr schlimm aussehen. Daß übrigens das Aufsuchen 
verborgener GeschichtS-Quellen u. f. f. nicht meine 
einzige Beschäftigung sey, und daß ich überhaupt 
meine Pflichten, als Vorstand der Bibliothek, pünkt 
lich erfülle: Darüber kann ich mich getrost auf das 
Zeugniß meiner Regierung und aller meiner Mitbür 
ger, ja sogar vieler Ausländer berufen, und kühn 
die ganze Welt auffordern, da» Gegentheil zu be 
weisen. 
Soll endlich der Ausdruck „ Geheimnißkrämer" 
nebst dem bereits widerlegten bösen Sinn, einen noch 
bösern haben, und meinen Charakter noch empfind 
licher angreifen wollen, so wird es mir leicht seyn 
mich auch hierüber zu rechtfertigen. Das Recept des 
Griechischen Feuers machte ich zu keinem Gegen 
stände des Handels, sondern übergab es der Akademie, 
welche damit Versuche anstellte. Auch die Mnemonik 
betrachte ich nicht au« einem merkantilischen Gesichts 
punkte. Die Reise des Herrn Düchet hat die Ab 
sicht, das Publikum persönlich von einer Sache 
zu überzeugen, welche es außerdem nicht leicht für 
möglich halten würde. Für meine vielen damit ver 
bundenen Auslagen, und selbst für di« Ausarbeitung 
de« Werks, gebührt mir eine Entschädigung. Wenn 
ich nun den Preis von 4 Dukaten für ein Buch 
festsetze, das noch überdies, wohl zu merken, kein 
Buchhändler in dieser Form und Bogenzahl wohlfei 
ler liefern würde, so wird man mir gewiß den Vor 
wurf von Krämerei nicht mit Billigkeit machen kön 
nen, der ohnehin bei denjenigen wegfällt, die mich 
persönlich keimen. 
. Was übrigen« die Spekulationen gewinnsüchti 
ger Buchhändler betrifft, so wird da« gelehrte Pu 
blikum ihre Erzeugnisse in Vergleichung mit einem, 
auf allgeniein bekannte Erfahrungen und Versuche 
gegründeten Werke, gehörig zu würdigeu wissen. 
München, den 8. Oktober. 
Christ. Freih. v. Aretin. 
Anmerkung des Red. Den Grundsätzen 
der Unparteilichkeit gemäß, welchen ich bei dieses 
Schrift immer treu geblieben bin, hab' ich diese Be 
richtigung eben so bereitwillig aufgenommen, wie die 
Aufsähe , gegers die sie gerichtet ist, aber wie bei die 
sen, halt' ich mich auch bei jener berechtigt, einig« 
Bemerkungen zuzufügen. 
Gegen die Beantwortung der ersten und zwei 
ten aus Nr. 185 des Freim. gehobene Beschuldigung 
läßt sich, wie mich dünkt, nichts einwenden, wohl 
aber gegen die, der dritten. Herr von Aretin be 
hauptet: „ seine Ausflucht sei es nicht gewesen, was die 
Wette hintertrieben habe," gleichwohl gesteht er, gegen' 
einen Mann, der ein sehr vorzügliche« Gedächtniß 
besitzen soll, protestirt zu haben. Warum? Er verlor 
Nichts dabei, wenn ein Mann von starkem Ge-' 
dachtniß sich zu der Probe verstand, — wohl aber 
seine Gegner. Wenn diese sich den Herrn von D. 
gefallen ließen, so hatte Herr von Aretin keinen 
Grund zur Weigerung, — die demnach doch eine 
Ausflucht zu seyn scheint. 
Die erste Berichtigung gegen Nr. 192 des Freim. 
(nicht Nr. 191) trifft nicht, da Herr Düchet noch 
keine Proben in Berlin abgelegt hat. 
Die zweite ist darin übereilt, daß sie die ungün 
stigen Berichte für nichtsbeweisend erklärt, weil Par 
teilichkeit und Leidenschaft au« ihnen spräche. Wäre 
das auch der Fall, so laßt sich eben so gut gegen die 
günstigen Berichte einwenden, daß (vielleicht zu weit 
getriebene) Gefälligkeit in denselben sichtbar ist. 
Der dritten gebührt gar nicht der Name einer 
Berichtigung, denn sie gesteht, was man gerügt 
hatte, nehmlich: daß die Münchner Akademie ihr 
Attestat leichthin, bloß auf da« Hersagen der Bibel 
summarien ausgestellt habe, — daß es also auf 
keine sonderliche Autorität Anspruch machen könne. 
Die vierte führt die Stelle au« dem Freim. un 
richtig an, und läßt die Berufung auf die Nachfor 
schungen in Paris, an«. Darin hat Hr: von Aretii, 
ftnlich Recht, daß er versprochen habe, da« Recept 
zum Griechischen Feuer bekannt zu machen, aber — 
er will ja seine" Mnemonik auch bekannt machen, 
nur aber zu einem hohen Preise: daher war ee sehr 
am rechten Orte, daran zu erinnern, daß seine frü 
here Merkwürdigkeit eine Bagatelle sey. Die ange
	        
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