— Z»7 —
kung verrathen, als der Wahn gemeiner Leute, daß
einer, der viele Bücher hat, ein recht gelehrter Mann
seyn muffe, oder als das Mitleiden, welches manche
mit mir Hoden, weil sie glauben, ich müßte alle Bü
cher, die mir anvertraut sind, vom Anfang bis zum
Ende durchlesin. Aber man wollte mich als einen
Geheimniß--Krämer darstellen, und dazu hatte man
die Berufung auf das Griechische Feuer nöthig.
Lessing,, Leibnih, und die vielen gelehrten Männer,
die »ach unbekannten Schriften forschten, und sie
uns mittheilten, waren also auch Geheimniß Krämer.
Zn diesem Sinne einer zu seyn, schäme ich mich
nicht; ich bin vielmehr stolz darauf, weil ich es für
die erste Pflicht eines Bibliothekars halte, die ihm,
anvertrauten Schätze zu durchforschen, und das, was
wichtig ist, dekmnt zu machen. Hätte es keine solche
Aussucher von Arcani» gegeben, wie der Freimüthige
mich nennt, so würbe es mit unserm Gesichts-,Stu
dium, und mit vielen andern Wiffenfchaften noch
sehr schlimm aussehen. Daß übrigens das Aufsuchen
verborgener GeschichtS-Quellen u. f. f. nicht meine
einzige Beschäftigung sey, und daß ich überhaupt
meine Pflichten, als Vorstand der Bibliothek, pünkt
lich erfülle: Darüber kann ich mich getrost auf das
Zeugniß meiner Regierung und aller meiner Mitbür
ger, ja sogar vieler Ausländer berufen, und kühn
die ganze Welt auffordern, da» Gegentheil zu be
weisen.
Soll endlich der Ausdruck „ Geheimnißkrämer"
nebst dem bereits widerlegten bösen Sinn, einen noch
bösern haben, und meinen Charakter noch empfind
licher angreifen wollen, so wird es mir leicht seyn
mich auch hierüber zu rechtfertigen. Das Recept des
Griechischen Feuers machte ich zu keinem Gegen
stände des Handels, sondern übergab es der Akademie,
welche damit Versuche anstellte. Auch die Mnemonik
betrachte ich nicht au« einem merkantilischen Gesichts
punkte. Die Reise des Herrn Düchet hat die Ab
sicht, das Publikum persönlich von einer Sache
zu überzeugen, welche es außerdem nicht leicht für
möglich halten würde. Für meine vielen damit ver
bundenen Auslagen, und selbst für di« Ausarbeitung
de« Werks, gebührt mir eine Entschädigung. Wenn
ich nun den Preis von 4 Dukaten für ein Buch
festsetze, das noch überdies, wohl zu merken, kein
Buchhändler in dieser Form und Bogenzahl wohlfei
ler liefern würde, so wird man mir gewiß den Vor
wurf von Krämerei nicht mit Billigkeit machen kön
nen, der ohnehin bei denjenigen wegfällt, die mich
persönlich keimen.
. Was übrigen« die Spekulationen gewinnsüchti
ger Buchhändler betrifft, so wird da« gelehrte Pu
blikum ihre Erzeugnisse in Vergleichung mit einem,
auf allgeniein bekannte Erfahrungen und Versuche
gegründeten Werke, gehörig zu würdigeu wissen.
München, den 8. Oktober.
Christ. Freih. v. Aretin.
Anmerkung des Red. Den Grundsätzen
der Unparteilichkeit gemäß, welchen ich bei dieses
Schrift immer treu geblieben bin, hab' ich diese Be
richtigung eben so bereitwillig aufgenommen, wie die
Aufsähe , gegers die sie gerichtet ist, aber wie bei die
sen, halt' ich mich auch bei jener berechtigt, einig«
Bemerkungen zuzufügen.
Gegen die Beantwortung der ersten und zwei
ten aus Nr. 185 des Freim. gehobene Beschuldigung
läßt sich, wie mich dünkt, nichts einwenden, wohl
aber gegen die, der dritten. Herr von Aretin be
hauptet: „ seine Ausflucht sei es nicht gewesen, was die
Wette hintertrieben habe," gleichwohl gesteht er, gegen'
einen Mann, der ein sehr vorzügliche« Gedächtniß
besitzen soll, protestirt zu haben. Warum? Er verlor
Nichts dabei, wenn ein Mann von starkem Ge-'
dachtniß sich zu der Probe verstand, — wohl aber
seine Gegner. Wenn diese sich den Herrn von D.
gefallen ließen, so hatte Herr von Aretin keinen
Grund zur Weigerung, — die demnach doch eine
Ausflucht zu seyn scheint.
Die erste Berichtigung gegen Nr. 192 des Freim.
(nicht Nr. 191) trifft nicht, da Herr Düchet noch
keine Proben in Berlin abgelegt hat.
Die zweite ist darin übereilt, daß sie die ungün
stigen Berichte für nichtsbeweisend erklärt, weil Par
teilichkeit und Leidenschaft au« ihnen spräche. Wäre
das auch der Fall, so laßt sich eben so gut gegen die
günstigen Berichte einwenden, daß (vielleicht zu weit
getriebene) Gefälligkeit in denselben sichtbar ist.
Der dritten gebührt gar nicht der Name einer
Berichtigung, denn sie gesteht, was man gerügt
hatte, nehmlich: daß die Münchner Akademie ihr
Attestat leichthin, bloß auf da« Hersagen der Bibel
summarien ausgestellt habe, — daß es also auf
keine sonderliche Autorität Anspruch machen könne.
Die vierte führt die Stelle au« dem Freim. un
richtig an, und läßt die Berufung auf die Nachfor
schungen in Paris, an«. Darin hat Hr: von Aretii,
ftnlich Recht, daß er versprochen habe, da« Recept
zum Griechischen Feuer bekannt zu machen, aber —
er will ja seine" Mnemonik auch bekannt machen,
nur aber zu einem hohen Preise: daher war ee sehr
am rechten Orte, daran zu erinnern, daß seine frü
here Merkwürdigkeit eine Bagatelle sey. Die ange