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lehrten *) Jungfrau Catharina, als Braut Christ,,
indem das Chrisiuskind ihr einen Ring an den Finger
steckte, oder ob es Catharinas Aufnahme und Beloh
nung im Himmel darstellen soll, veraiaz ich nicht zu
entslyeiden. Maria schwebt sitzend auf einer Wolke,
und das auf ihrem Schooße ruhende Christuskind
steckt der vor ihm knienden Catharina an einen Fin
ger der ihm dargereichten Hand einen Ring. Zur
sinken dieser Gruppe stehen drei, zur Rechten ein
Engel, die der Handlung mit Anbetung, Verwunde
rung und Ehrfurcht zusehn, oben in den Lüften
schweben noch fünf andere, und im Vorgrunde rechts
liegen Rad und Schwert, als Attribute von ^Catha-
rina's Manyrihur», die es andeute.», daß Sie es
ist, die hier kniet. Wahrscheinlich waren beiden Künst
lern die Gegenstände, die sie behandeln sollten, höhe
ren Ortes angegeben, und man sieht leicht, daß schon
in dieser Hinsicht Fügern der beste Theil ward.
Maurers Idee bei der Darstellung scheint
sehr gut gedacht, und in Gruppirung der Hauptfigu
ren auf die gefällige Pyramidalform berechnet gewe
sen zu seyn, wodurch, wenn der Künstler dabei ge
blieben wäre, das Ganze gewiß gewonnen, und der
Charakter der gefälligen edlen Einfachheit hervorste
chender geblieben wäre; ich meyne, wenn bloß Maria
mit dem Kinde, Catharina, und zu jeder Seite ein
Engel den Grund ausgefüllt hätten, und oben allein
die Gruppe der drei schwebenden Engel geblieben
wäre. Die dreiEnael zur Linken, besonders der große
mit den großen Flügeln stören den Anblick, und he
ben das schöne Einfache jener Gruppirung auf. Die
kniende Catharina selbst ist eine treffliche Figur, tag
Gesicht sehr schön, Anbetung, Ehrfurcht und stilles
Entzücken ist der Ausdruck. — Es ist en profil
gezeichnet, der Antike nachgebildet, und der Kopf
mit einer Krone bedeckt. Das untere Gewand ist
weiß, der Mantel dunkelgelb von guter Wirkung.
Sehr gut ist die dargereichte Hand und der Schat
ten des gehobenen Arines. Die Stellung der Maria,
die vertraulich die Hand auf Catharinas Schulter
gelegt hat, ist gut gewählt, und das Kind in der
Mitte einigt das Ganze zu einer schönen Gruppe.
Zn Marias Kopfe aber fehlt die göttliche Hoheit; das
Christuskind ist zart und lieblich.
Das Colorit ist schön, hell und glanzend, die
Farben aber scheinen bei weiten- starker aufgetragen,
und nicht so fein und gut verarbeitet zu seyn, wie
bei dem von Füger. Maurer hat gewiß seinem
großen Rival gegenüber alles aufgeboten, und in der-
That ein schönes Werk geliefert; aber ich glaube doch,
daß man die Verschiedenheit und das Nachteilige in
der Wahl des Gegenstandes auch abgerechnet, den
noch nicht lange bei der Ertheilung der Palme
schwanken wird. Beide Stücke indeß gereichen der
Capelle zur wahren Zierde, jeder Liebhaber der Kunst
wird sie mit Freude betrachten, und dir Nachkom
men werden es nach Jahrhunderten mit den Empfindun
gen, womit wir jetzt die Meisterwerke der Alten, sehen.
Künftig, lieber verspreche ich, Sie zur Ab
wechselung und zur «Lchadloshaltung vielleicht, mit
etwa? anderem als Kunstsachen zu unterhalten. —
Sie überwand „ach »er Legende in einen, gelehrte»
Streite rieten Meister der Weisheit.
UebrigenS klagen die hiesigen Künstler, wie fast
allenthalben, sehr über ungünstige Zeiten für die
Kunst. Ungegründet mag die Klage nicht seyn, am
nieisten und am nachtheiligsten für die Kunst selbst,
aber trifft dies junge Künstler, denen es an Auf-
munterung und reelle unterstützende Belehrung fehlt.
Von den hiesigen Kunsthandlungen beschäftiget jetzt
das Industrie- Comptoir von Schreyvvgel und Son-
nenlcitner die meisten Künstler, wovon viele, auch
Pichler, für dasselbe arbeiten. Auch haben wir bald
ein sehr schönes Blatt nach Annibal Carrachi, die
Unterredung Christi mit der Wa»erfchöxferin am
Brunnen, wovon sich das vortreffliche Original auf
der hiesigen Gallerte befindet, von einem jungen sehr
geschickten Künstler, Namens Reche, in Kupfer ge
stochen zu erwarten. Ich habe die Zeichnung defiel-
ben mit wahrer Freude gesehen, und müßte noch
sehr viel sagen, wenn ich zu seinem Lobe sprechen
wollte. Ich wünsche dem Blatte, wenn es erscheint,
recht viele Käufer und bin überzeugt, daß jeder sich
über den Besitz desselben freuen wird.
C—ö.
An Jünglinge.
lieht die ianbrisch-schmeichelnde Sirene, —
Flieht die Wollust! Ihre Himmelstös.e
Locken rum Verderben hin;
Ins Verderben winkt das „liide schöne
Auge der Betrügerin.
Kosend, sanft umwindet sie die Sinne,
Aber raubbcgierig, wie die Spinne
De» im Ney erhaschten Fang;
Ach! und was Euch Melodie der Minne
Dünkte, war — ein Grabgesang.
TropsenweiS entsaugt ste den Gebeinen,
Ungerührt bei», Angstgrstöhn und Weine«
Ihres Opfers, Saft und Mark. —
Lüstling! bald ein Schatten wirst du scheine«,
Warst du gleich dem Löwen stack.
Greisesrunieln furchen Deine Stirne,
Und im Schädel trocknet das Gehirne,
Schwelge nur noch kur;e Zeit;
Schon bist Du im Arm der feilen Dirne
Zur Denvesung eingeweiht.
Der Verdammte« Angst jagt aus der Mitte
Dliiiir Lüste Dich» — mit irrem Tritte
Fliehst dem Kain ähnlich, Du
Vor Dir selbst und ach! mit jedem Schritt«
Näher dem Verderben iu.
Selbst Erinnerung an teßre Freuden
Wird Dein He« nicht fürder weiden (
Denn auch Deine Seel' erschlaff».
Und Dein Loos ist niinennbares Lridcn
Mit dem Schwinden jeder Kraft.
Stiehlt ei» stecker Sprößling Deiner Lenden
Sich in's Daseyn, — o! so muß er schänden
Den, der ihm das Leben gab;
«s ist Finch ;ür ihn au« solchen Hände»,
Und sein Schicksal frühe« Grab.
Frühes Grab ist, Lüstling! auch das Deine,
Ach! und guter Seelen klagt Dich keine»
Schaudernd, mit lerrißner Vrust,
Wallen einst zu Deinem Leichensteine
Nur — die Opfer Deiner Lust.