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Verfasser schildert ihn mit Unrecht kalt und wei
se,) war nicht der Mann dazu, sie zu entwerfen.
Ter Verfasser hat dies offenbar nur ersonnen,
um Koriolan einige Aehnlichkeir mit Tümouriez zu
geben, und — dadurch vollends feinem Buche das Sie
gel der Nichtigkeit aufgedrückt. Er ij^auch überhaupt
so siüchtig in dem Studium der Geschichte Korio-
lans verfahren, daß er von dem Tribun Lucius Zu-
nius Brutus, dem Feinte des Kvriolane, und von
dem Zunius Brutus, der Tarquin vertrieb, wie von
Einer Person spricht. — Tas Leben dev Generals
Dümouriez ist großteniheils aus den Memoiren des
selben gezogen, deren Glaubwürdigkeit eben nicht sehr
groß scheint.
Uebrigens ist das Buch, wie gesagt, recht gut
geschrieben. Will man eü lesen, so wird man viel
Unterhaltung dabei finden, aber man wache über
sich, daß man ihm nicht mehr Glauben beimesse, als
jedem andern historischen Romane.
R. L.
Archiv für Lächerlichkeiten.
AuS Reval vom 5. September.
bekannte Schauspieler Kaffka in Riga giebt,
in Gesellschaft eines hiesigen Schauspielers und
noch zweier anderen Schauipicler in Petersburg, ein
Archiv für Lächerlichkeiten heraus; worin sich
diese Leute fast auf jeder Seite darüber beklagen,
daß der Schauspielerstand so wenig geachtet werte!
Eine solche Klage findet sich auch in dem jetzt eben
erschienenen September-Heft, worin sich der hiesige
Schauspieler B. hinter die Maske eines Reisenden
versteckt hat, um desto unerkannter seinen Groll ge
gen Reval auszulassen. Aber sein werthes Zch spielt
in diesem „FragmentarischenProspect überReval" —
was es so ge, ne auch auf den» hiesigen Theater
möchte, — die Hauptrolle. Er tadelt es mit großer
Bitterkeit, daß die Schauspieler hier so wenig Zu
tritt in Privat Häusern haben, und reißt besonders
den Theater-Geschmack herunter, sagt unter andern,
daß die Revalenser, bei ihrem ohnehin natürlichen
Phlegma, io kaltblütig gegen das Theater wären, und
daß sie das unerträglich Schlechte für vortreff
lich hielten, — daß es lange dauern würde bis sie,
trotz ihrer Anmaßung, reine Kunst-Beurtheilung er
langen würden. Aber nicht das Thearer allein, son
dern auch die Lebensart der hiesigen Einwohner hat
rin Gegenstand seines Eifers seyn müssen. Er wirft
ihnen Ziererei und altmodische Feierlichkeit, Stolz
und Mangel an Geisteokultur vor. Seile 207 heißt
es: „ Und wenn man versichert ist. daß reelle Aus-
„bildung immer gesellig niacht, daß sie wenigstens
„Theilnahme an gebildeten Ausländern zuläßt, so
„möchte man die Zurückhaltung, die gänzliche Abge-
„ storbenheit in diejem Punkte mehr der Desorgniß
„Bloßen zu geben, als dem Bewußtseyn unbezwei-
„feiler Ueberlegenheit zuschreiben."
Mit welchem Recht kann sich wohl Jemand, der
sich ohne allen Grund dergleichen beleidigende
Angriffe öffentlich erlaubt, darüber beklagen, daß
er so wei.ig geachtet werde? Dieser Zug liegt aber
im Charakter des Tr 0 ß es mittelmäßiger Schauspieler.
Selten verdient einer, daß man auch außer dem
Thegter von ihm Notiz nimmt; aber noch seltener
findet man einen, der es nicht mit unerträglicher An-
rnaßung pratendirte, und — auf den Kaffeehäusern
noch im Kothurn Billard spielte. Daß der Schau
spieler B. gleichfalls in diese Klaffe gehöre, hat er —
wenigstens in seinem hier gerügten Praspect von
Reval gezeigt. Sein Gemälde, wozu Galle und
böses Blut die Grundfarben abgegeben haben, be
darf indeß keiner beiondern Würdigung, weil cs in
einem Winkel aufgestellt ist, den keine Sonne der
scheint. Der allgemein-öffentlichen Rüge aber durfte
eö nicht ganz entzogen werden, weil hie und da viel
leicht ein Fremder zum Nachtheil einer Stadt, wel
cher sich mit Wahrheit nichts so Schlimmes nochsa
gen läßt) irre geführt werden könnte, wenn ihm
irgend ein Zufall einmal das'^angezogene Schaufpieler-
Zournal in die Hände brachte. —
tz. G.
Beispiel schleichender List.
(Fortsetzung. Siche Nr. 184.)
^)er General ist ein äußerst merkwürdiger Mann,
und eben derselbe der in Oesterreich undBaiern, un
ter Joseph und Maximilian, so thätig war. Er
spricht Deutsch, Latein, Französisch, Italienisch, Pol
nisch mit gleicher Fertigkeit. SeinAeußeres hat dar
Gepräge der Demuth, eine wahre Mönchegestalt mit
einer reprefentirenden Corpulenz, ohne unbehüflich zu
seyn. Das Gesicht ist voll, glatt, glänzend und ohne
besondern Ausdruck. Nur das lebhafte Auge verräth
den Mann von Speist, und sein umschauender for
schender Blick den Menschenfphäher. Sein Eintritt
in ein fremdes Zimmer ist äußerst charakteristsich.
Die Hände über dem Bauche zusammengeschlagen,
die Miene lächelnd und voll Salbung, die Haltung
des Körper« etwas vorgebeugt, kein fester Tritt, son
dern ein Schleichen, bei dem die Sohle des Fuße«
nie von der Diele sieb erhebt, ein Blick der zwar
nur einen Augenblick bei jedem einzelnen Gegenstand«
verweilt, dem aber auch keiner entgeht und der vom
Bedienten an, welcher das Zimmer eröffnet, bis zu