dersticken zu einer so vollkommen eönen Flache gear-
beitet, daß eine größre Ebenheit nicht wohl möglich ist.
Außer den Gebäuden und Festungswerken findet
man auf der obern, stark mit Erde bedeckten Fläche
des Königssteins auch Gärten, Felder und einen
Wald, welcher letztere nicht bloß zur Versorgung der
Garnison mitDrennholz, sondern auch zur Deschützung
der Gebäude vor den oft sehr stürmischen Norbwin-
den, und zu einem angenehmen Spaziergange dient.
Als Festung ist übrigens der Königsstein nach
dem Urtheil der Kenner zwar im Innern vortrefflich
eingerichtet, aber nicht unüberwindlich. Denn er
kann von dem gegenüber stehenden, ihn bcherrfchen-
den, Lilienstein beschossen werden, wenn man anders
Kämmen auf diesen Lilienstein zu bringen wüßte.
Ich würde hier meine Mittheilungen über den
Königsstein schließen, wenn ich nicht glaubte, daß
einige hier vorgefaUne kleine Begebenheiten, durch
deren Erzählung der Führer die Fremden zu unter-
halten pflegt, auch Dich interessiren würden. Hier
find sie. Zu Königs August des Großen Zeiten ward
in der sogenannten Friedrichoburg ein Fest gegeben.
Ein berauschter Page steigt, in der Meinung aus
der Thür zu gehn, zum Fenster hinaus, und legt sich,
feinen Rausch auszuschiafen, auf einen, kaum zwei
Nicht-politisch
Winter-Zeitvertreib in St. Petersburg.
zog!» August.
Zuteil Scvrember.
d,on lächelt Helios kälter auf NuthciiienS Auren herab
und der rauhe Nord treibt die Bewohner Petersburgs in die
geselligen Mgner» zurück, worin er sie den größte» Theil des
Jahres hindurch einschließt. Daß es an eine«. Orte wie Petrrs-
durg, nicht an Mittel« fehlen wird, sich diese Gefangenschaft er-
träglich i» mach-n, ist leicht zu denken, und t» der Thar läßt
hch'S gant gut darin ausd.ruern. Drei Theater und sechs Klnb-
ve» außer den Lvnzerten und öffentlichen, geschloffenen und Pri-
vatbaltw nebst einer Maskerade, überheben leben der Verlcgeu-
heit, wie er die laugen Alande zu! ringen soll. Die Theater s,ud
hinlänglich bekannt, weniger die Klubdcn, »nd hoffentlich wird
cs rem Leser nicht unangenehm st«n, auch diese kenne» zu 1er»
, ra sie drm Beobachter manche intercffante Einsicht ge
währen.
In, Range der erste, nicht der ZÄ1 seiner Mitglieder, son
dern ihrer Bedeutendheit wegen, ist der musikalische Klubb. Alles
was ans den Namen große Welt Anchruck macht, darf dorr
nickt fehlen, wo der Monarch und der Großfürst sollst als Mit
glieder eingeschrieben stnd. Dieser Klubb wurde vor ungefähr
fünf und iwanrig Jahren gestiftet erlitt durch eine «beigeordnete
Verwaltung eine gänzliche Austösiing in den letzten Negierniig»-
jahren Eatharinciis, »nd wurde nach mehrer» Jahren,unter
Kaiser Paul nach seiner gegenwärtigen Verfassung wieder her
gestellt, unter dem Name» der in u si k aI i fch e n G e sc li sch a st,
da bekanntlich der Name Klubb durchaus verbannt war. Der
Sonnabend ist eigentlich der' Tag, au weichem stch dir zahlreich,-
glänzende Versammlung einnndek, um entweder durch ein Con;
itvt ober durch eine» Bail den Abend ,u kürze». Au den hohe«
KronSscgen üb gewöhnlich Ball. Daß zu den Conzertc» nur
die berühmtesten un» geschicktesten Künstler zugelassen werken,
versteht stch ungesagt, Giornovichj- Rode. Feder.
Dclvhino <der tresticke Violoncellist-, Magiorletli,
Ranioni sind gegenwärtig die bodcukendsteu Namen. An»
Mad, Mara zierte ein Conzert mit ihrem Meistergcsanac.
Das gegenwärtige Local ist ganz einer solchen Gesellschaft ange-
Fuß breitm unö -noch dazu «öschüssigen Absatz des
steilen Felsen. Der König, der^diee bemerkt, laßt
ihn zur scherzhaften Strafe, mit Stricken binden und
in d>e Tiefe senken, wo denn der Page beim Erwa
chen nicht begreift, wie er dahin gekommen sey. Je
ner Absatz heißt seitdem tzaS Pagenbette. — An einer
andern stelle stürzte eine unvorsichtige Amme mit ei
nem Kmbe hinunter, und war selbst sofort des Todes,
während das Kind unbeschädigt blieb. — Wieder an
einem andern Fleck, iJctttm ein gefangener Schorn
steinfeger an einer senkrecht hinablaufenden Spalte
nüt bloßen Handen hinunter, und kam freiwillig
wieder herauf.— Noch an einer andern stelle ließen
sich im siebenjährigen Kriege zwei waghälsige Solda
ten an dem zerschnittenen und zusaniuiengehesteten
Riemzeug ihrer Mondirung hinunter, und entkanien
glücklich. — Aus einer S chießfcharte endlich fiel ein
Klurbe, ohne Schaben zu nehmen, in Gegenwatt
feines Vaters von dem Felsen in die Tiefe hinab,
und rief im Fallen sehr naiv dem nur Grausen und
Eulsetzen zusehenden Vater zue Vater, werde Er nicht
böse! Ich that's nicht vorsätzlich.
lind nun genug vom Kdnigsstein! und vielleicht
schon übergenug für heute.
(Die Fortsetzung folgt)
e Zeitung, Nro, 55,
messen. Cs ist das ehemalige Hotel des bekannten Sencrat-
Pvoeureurs unrer Panks Negierung, des Fürsten Alercy Bor-
ifowitsch Kurakin, gegenwärtig General-Gouverneur von Klein-
Reußen ; wurde nachm als von dein Kriezes-Gouvemieur ln Pc«
tersvurg, dem berühmten Grafen von Paliken bewohnt,
und gehört jetzt dem reichen jüdischen Bankier Peretz, welcher
es mit einem außerordentlich großen Mustksaalc vergrößert hat.
Das Innere ist mit fürstlicher Pracht einzcrichiet und war der
Sitz des Geschmacks und des vcrscinerlen Luxus, unter dem zu
erst genannten Bcfitzer und seiner Geniahlin. — Ehe der Klubb
stch anstöste, war er ebenfalls in diesem Hotel, welches damals
de«, General Ticket,'chirin gehörte, von dem rs auch im
Publiio znm Theil »och den Namen sührt. Bei seiner Wiedel-
gebntt befand er stch al'cr in einem andern Hause, ohne alle
Wahrscheinlichkeit lunals den alten Sitz wieder einzunehmen,
und welche sonderbare Verwickelung der Umstände gehörte nicht
dazu, dies zu bewirke»!! — Das jährliche Abonnement beträgt
50 Rubel. Aus der Mitte der Gesellschaft werden die Borsteher
erwab.it, welche ihr Amt ein Jahr lang verwalten. Ein Seko-
nom besorgt ins Düset und den Tisch. Der Klnbb ist zu allen
Stunden des Tages geöffnet, und bat ein Billard nnd die vor
züglichsten Zeitungen und Journale in allen Svrachen, zur Un
terhaltung der Mitglieder. Des Abends stnd gemeiniglich Sviel-
varticn dort, und es wird souvirt. Danie» finden sich »Iir an
Eonz-rt- und Basttagcn daselbst ein. Einheimischen, die nicht
Mitglieder stnd, ist der Eingang durchaus versagt, und Fremde«
wird er nur wegigemal gestattet. Den Winter nach der Thron
besteigung des menschenfreundlichen Alexanders, ließ Er sich NI ft
dem Großfürsten, Seinem Bruder, zum Mitglieds aufnehmen.
Man erbat cs sich zur Gnade aus. Ihn sogleich als Mitglied zu
erkennen; allein der Monarch bestand darauf, daß alte bei ei
ner Au,«ahme gewöhnliche« Gebrauche sollten beobachtet wer
den, und machte dabei die ausdrückliche Bedingung, daß man
Ihn durchaus nicht anders beivachicn und behandeln sollte, als
jedes andere Mitglied. Den Winter über besuchte Er mehrmals
mit Seiner Gemahlin und Seinem Bruder die Gesellschaft, und
alle drei nahmen an dem Vergnügen der Tanzes Theil; in Leu
folgenden Jahren ist dies weniger der Fall gewest».
<Die Fvrrsetznng folgt.)