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Volume Nro. 15., Sonnabend den 21. Januar

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue2.1804 (Public Domain)

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Hksellschaften, derBouillot-Lhombre- oder Whist-Tisch 
und die Theater, — die guten Hauö-Wirthinnen das 
Einschlachten, die Einnahme der Zinsen und Miethen, 
und andre ökonomische Einrichtungen des Winkers. 
So auch im umgekehrten Falle zu-Ostern oder 
Himmelfahrt. An diesen beiden Terminen, die Witte- 
rung mag seyn welche ste wolle, bezieht ein jeder 
der eö kann, seine Garten-Wohnung. Niemand denkt 
von nun an mehr an die Winter-Belustigungen; 
niemand kömmt von nun an (außer mit ganz gerin 
gen Ausnahmen) in die Theater: — und in dieser 
Hinsicht kann man mit Grund behaupten, daß wenig 
stens in den Sommer-Monaten sich schwerlich 
zwei Deutsche Bühnen neben einander erhalten dürf 
ten, (ein Projekt, daö jetzt sehr zur Sprache zu kom 
men scheint), da bisher das eine Deutsche sowohl als 
das Französische Theater meistentheils im Sommer 
leer sind und ein Beträchtliches von ihrem Winter- 
Ueberschusse — wenn bei dem letztern noch ein solcher 
existirt, — zusetzen müssen. Während dem letzt verflosse 
nen Sommer erlitt auch das neu errichtete St. 
Georg-Theater, mit allen seinen damals in Gang 
gesetzten Opern und Stücken, o-n größten Schaden, 
und hat sich wohl den nachmaligen gänzlichen Verfall 
dadurch vorbereitet. 
Schwerlich läßt die eingeführte Tagesordnung 
auf den Gärten, den Theaterbesuch zu, denn die 
Stunde des Schauspiele ist grade die Caffee- und 
Thee-Stunde, und die Garten-Bewohner mit ihren 
besuchenden Herren und Damen, sitzen da lieber vor 
ihren Gärten auf den Bänken und in der freien Luft, 
und haben da oft lieber lange Weile, als daß sie außer 
halb ihren Umzäunungen ein andres Vergnügen suchen. 
Ganz einförmig ist meistens hier der Zeitvertreib. 
Vom Morgen an, wovon noch gewöhnlich der schönste 
Theil verschlafen wird, bringt die Familie ihre Stun 
den auf den erwähnten Sitzen zu; oft nur während 
des Mittag-und Abendessens — und auch da nicht 
immer, — verläßt man sie, um sich sogleich wieder 
zum Caffee- und Thee-Tisch zu sehen. Die Visiten 
erscheinen und werden gleichfalls dahin placirt; an das 
Besuchen der benachbarten Partien und einer etwas 
ferneren angenehmen Gegend, wird nur selten gedacht, 
und die schönste Zeit bei Karten verspielt oder ver- 
plauderk. 
Für die, welche keine Gärten bewohnen oder be 
suchen können, sind die Aue fa hrten ein nothwendiges 
unentbehrliches Vergnügen des Sommers, und selbst 
die eingeschränkteste Familie der niedern Volks-Classe 
muß es sich, oft zum Schaden ihrer ökonomischen 
Verfassung, ein bis zweimal des Sommers verschaffen. 
Oeffentliche Wirthshäuser und Vergnü 
gn ngöorte bei Hamburg. 
Fast zahllos ist ihre Menge. Vor allen Thoren 
sind die Zugänge und Straßen von denen zu ihnen 
Hinauswal enden Städtern besetzt. Zu Wagen, zu 
Pferde und zu Fuß eilt alles nach einem Ziele: — dem, 
sich zu vergnügen und seinen Magen zu pflegen. Bei 
einigen gewähren eine schöne Aussicht, eine vorzügliche 
Gartenanlage oder ein kühles Wäldchen den andern 
Sinnen nebenher Genuß. 
Wir wollen nur oberflächlich einige der angese 
hensten und allgeuiein besuchtesten Lustorter durchgehen 
und man schließe dann selbst auf die Menge ihrer 
Besucher! 
Vor dem Damm-Thore findet man die Rabe, 
Eppendorf, Harsstehude, Borstet, Logstädt, und die 
Uhlenhorst, die besondere durch der Freiniäurer jährliche 
Wafferfahrt mit Feuerwerk, am ZohanniStage be 
kannt ist. 
Vor dem Altonaer, und zwischen beiden ge 
meinschaftlich, ist Eimsbüttel, ein angenehmer Ort 
mit einem artigen Gehölz. Von vorzüglichem Reize 
sind an der Elbe die schonen Anlagen zu Docken 
huden, Nienstadten, Groß und klein Flott 
beck, dem um die Armenanstalten auch im Aus 
lande verdienten EtatSrathe Baron von Voigt 
gehörig, und sonst besonders wegen des hier 
ehemals von Rainville eingerichteten, jetzt aber 
abgebrannten Tempels am meisten besucht. Eine 
besondere Erwähnung verdient der Rainville- 
sche Garten bei Altona, am Ufer der Elbe, 
dessen allgemeinen öffentlichen Genuß vom nächsten 
Sommer an, das Publikum verlieren soll, indem nach 
einem von dem Besitzer gemachten Plane 500 Sub- 
scribenten auf eine bestimmte jährliche Abonnent entö- 
Summe künftig allein im Besitze des Vergnügens 
seyn sollen, weiches die herrliche imposante Lage und 
Einrichtung des Lokales gewähren. 
Mit diesem wetteifernd ist übrigens dicht neben 
an, Slavenhof, welches zwar dieselbe schöne Lage 
am Flusse, nicht aber die große Ausdehnung, Erhö 
hung und Mannigfaltigkeit hat, sich jedoch bisher im 
mer noch, besonders im Sommer und Herbst, durch 
eine wöchentliche ZUummation mit Feuerwerk (da hin 
gegen das RamviUesche Vauphall nur ein Zahr exi- 
stirte und den Entrepeneurö von keinem Vortheile 
war) und durchseine vortreffliche geschmackvolle Koch 
kunst erhalten hat. Denn nichts Selten, s ist es hier, 
daß an einem Sonntage vornehmlich, (so wie auch 
wohl bei Rainville) in all den abgesonderten Saalen 
und Zimmern gegen 400 Personen zu Mittag essen, 
die einzeln in den Gattenpatthien bey Casiee, Thee,
	        
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