AÖ04-
Nro. ibi.
D e r
Montag,
F r e i m ü t h
oder
i g c
den iz. August,
E r n st und Scherz.
Literatur.
Erzählungen. Riga, 1804; mit einem Titel-Kupfer.
(Bei 5?artmann.)
^3lo§f Umrisse; sechs leicht hingeworfene und in
einem reinen, fließenden Stil vorgetragene — Anek
doten ; aber keine eigentliche, oder doch höchstmagere,
Erzählungen. Fast in allen hat der Verfasser sich
selbst handelnd, und seine Helden blos redend einge
führt. Zn den beiden ersteren, deren Familienähn
lichkeit dadurch, daß sie nebeneinanderstehen, auffällt,
werden die Leser nach Spanien geführt. Zn der
ersten erwirbt der Verfasser sich, durch dir Rettung
eines mit zwei Räubern im Kampf begriffenen Offi-
ciers, einen Freund, der aber nur zu bald verschwin
det, und nicht eher wieder zum Vorschein kommt, als
bis er das Vergeltungsrrcht an ihm ausübe» kann.
Das geschieht in einem Schlosse, wohin der Verf.
auf eine geheimnißvolle Weise gelangt, um dort für
den verbrecherischen Gatten der Tochter des Hauses
gehalten zu werden. Diese selbst klart endlich den
Zrrthum auf, der, so wie das Vorhergehende, zu wei
ter nichts führt, als — zu ihrer Geschichte, die sie
dem Verfasser in handschriftlichen Bruchstücken zur
Mittheilung an seine Leser, — einhändigt. Es sind
größtentheils Briefe an «ine Freundin, und werden
in der Mitte der Begebenheiten plötzlich abgebrochen.
Sonderbar genug! Noch sonderbarer aber ist es, daß
in einem Anhange am Schluß des Buches, in einer
sogenannten Fortsetzung, die Historie mit we
nigen Worten von dem Verfasser selbst beendigt wird,
der es dort schon vergessen zu haben scheint, daß er
sie anfangs in Briefen mittheilte. Wie konnte er
sonst die Fortsetzung mit den Worten beginnen:
„Hier wurde Franzeska unterbrochen :c." —
Zn der zweiten Erzählung geräth der Verfasser,
in den Pyrenäen, selbst unter Räuber, fällt schwer
verwundet in Ohnmacht, und befindet sich beim Er
wachen abermals in einem Schloß, das, wie ihm
der Arzt erzählt, von einer schwermüthigen Dame
bewohnt wird, die der Welt und jeder Gemeinschaft
mit Menschen entsagt hat. Seit mehrern Zähren
schon darf, außer dem Arzt und einem alren, treuen
Diener, sich niemand ihr nahen, und allen ist ihre
Geschichte ein Geheininiß. Demungeachtet — diese
Unwahrschcinlichkeit ist durch nichts motivirt, — läßt
sie den Verfasser vor sich, der sie in einem fchwarz-
behangenen Zimmer, unter schauerlichen Ahnun
gen, erwarten muß. Sic erscheint, laßt sich mit
ihm aufs Sopha nieder, — und erzählt ihm ihre
Geschichte, damiter diese gleichfalls seinen Lesern mitthei
len sonne; was denn auch treulich geschieht. Uebri-
gens hat diese Danie das mit der Heldin der vor
hergehenden Geschichte gemein, daß sie, wie jene,
an «in Ungeheuer von Mann gerathen, und nun
außer aller Verbindung mit ihm ist.
Der König, ein Bettler. No. Z, ist die
gelungenste von allen Erzählungen, eigentlich ein Per
sisches Mährchen. Die Quelle, aus welcher der Ver-