Path:
Volume Nro. 160., Sonnabend den 11. August

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue2.1804 (Public Domain)

130 
Mir Freud« und mit Bebe» fprech tch's aus: 
Nur ich allein, »ur ich kann Thesen« rette« • 
Euvh. Du? 
Sinai). De« Labyrinth - Erlauers Liebling war ich. 
An meiner Jugend, meinem regen Sin» 
Für jedes Schone, hakt der Künstler Freude. 
Für mich verfertigt' er so manches Kunstwerk, 
Das dopoclt nicht die Welt besitzt. Für mich 
Belebte er den Stein, entwarf er Tänze, 
Mir gab er endlich vornials einen Knaul, 
Der, an der Eingangspforte innren Nagel 
Befestigt, aus dem Labyrinthe führt, 
kllvh. 0 schnell gieb Theseus diese» Zauberknaul! 
Atl.lv. I», soll ich? — Nur darüber kämpft mein Sin». 
Ellph. Dein Gin» nur, nicht dein Herz kan» es bezweifeln 
Obs eine» Menschen rette, oder nicht? 
Hat es gezweifelt, als du mich gerettet? 
Ariad. Da nicht! Doch hier gtiks List, beinah Verrath! 
Dem Vater müßt' eS ei» Geheimnist bleiben. 
Evpl). Oft treibt die Noth auf einen Nebenweg 
Den treuste» Läufer »ach dem Ziel der Tugend, 
Oft ziehen andre, von der Bad» des Rechts 
Abweichend, uns gewaltsam mit stch fort. 
Des Königs starre Harte nöthigt dich 
Mit List ei» Menschenleben »u erretten. 
Ariad. und — unverschleiert zeigt mein Herz stch dir! 
Nicht Mitleid blos, ein heftiger Gefühl, 
Ein niegckannter Trieb, dem ich misttraue. 
Bewegt mein Herz für diesen frcnldcn Mann. 
Und diesen soll ich nächtlich, einsam sprechen? 
Ich selbst »ur kann ihm de» geheime» Srr, 
Wo ina» «cs Fadens Ende knüpft, bezeichne». 
Rer. Mir klopft die Brust 
Wie schuldbewußt. 
Es wandelt nur niit stcherm Tritte 
Da- Weib am zarten Arm der Sitte, 
Verläßt uns diese Führen» 
So ist das Selbstgefühl dahin. 
Nicht - politisch 
Berlin. 
>^on Sr Majestät dem Könige haben der Bildhauer Dich- 
mann» und der Kupferstecher Wachsmann, (derselbe, »er Flarmanns 
Darstellungen aus dem Homer, im vorigen Jahr sehr schön in Kupfer 
stach.) für eine überreichte Arbeit nebst einem ansehnlichen Geschenk, 
ein äußerst gnädiges Kabinetfchrriben erhalten. Welche Aufmun 
terung für diese junge Künstler, und s»r die Künste und Wissen- 
schäften überhaupt, stch der huldreichen Suisinerksamk-it des hoch 
verehrten Monarchen mit Stolz bewußt seyn zu dürfen! 
Bemerkung. Der junge Bildhauer Carl Wichmann ein 
Schüler Schadows, hat schon eine Reihe sehr gelungener Arbei 
te» geliefert i z. B. die Büsten Ibrer Königs Hoheiten, der Prin 
zen Ferdinand, Louis und August; die Büste Sr Durchlaucht des 
Fürst-Bischofs vo» Hohenlohe; — ein Denkmal auf dem neue» 
Kirchhofe vor dem Prenzlauer Thore; und jetzt kürzlich dir schon 
gearbeitete Büste des Kavelluleister« Himmel. 
— Am 9. Anglist hielt die König!. Akademie der Wissenschaf 
ten eine öffentliche Sitzung zur Feier de« Geburtsfeste« Sr. Majestät 
des Königs. D>e Verhandlungen bei derselben im nächsten Blatt. 
Preise wurden nicht zuerkannt. — 
Mehr, sehr viel mehr beachtet zu werden, als geschieht, 
verdienen die Gemlldc und die Kuvferüichsammluug de« Hof- 
butt,bandlers Herrn Metira. Oie erste enthalt einen großen 
Reichthum trefflicher Werke von berühmten Meistern und von 
solchen, die berühmt zu fern verdienten i — die letzte in 
84 Bäiiden und Porleseuillen eine seltne Sauuuluug von 
Kupferstichen, von der Erstndung der Kuvferstecherei an, chrono- 
logifch und nach den Schulen geordnet. Herr M-lkra hat 
E u p h 0 r b e. 
Dein Selbstgefühl hat höhre Stützen 
Die ewig e« vor», Sinken schützen; 
Dein Herz »oll edler Weiblichkeit 
Ist sesbst der Thron der Sittlichkeit. 
Ariadne. 
In stillem, engbeschränkkem Kleist 
Walll stets der Frauen Lebensweise; 
Wenn nun da» Schicksal streng gebeut, 
Und »löslich ruft zu Manncrkhaken, 
Dann must wohl bange Aengstlichkeit 
Di: Schwäche des Geschlecht« verrathen. 
Euphvrbe. 
In stillem, engbeschränkten Gleist, 
Wallt zwar der Frauen Lebensweise; 
Doch wenn das Schicksal streng gebeut, 
And selbst uns rufe zu Männerthaten, 
Dann darf auch bange Aengstlichkeit 
Ihn; unsre Schwache nicht verrathen! 
A r i a d e n. 
Wohlan! Ich bin bereit. 
Du hast mir höhern Muth gegeben; 
In meiner Hand liegt Thesen« Lebe« 
Dies endet alle» Streit! 
Duckt. Ja, ich fühl im Buse» hier 
Der Begeisterung Flainme lodern. 
Euphorbr. 
Sieh, die Götter Helsen dir 
Auch vollführe», was ste foder«. 
Beide. 
Dank Euch. Dank, ihr Unsichtbare«, 
Die ihr letzt mir (ihr) Muth verleiht! 
Aus des Labyrinths Gefahren 
Wird der edle Held befreit! 
e Zeitung. Nro. 13. 
eben einen Catalogue raisonne von einen, Theil seiner Ge- 
niäld.ssammlung herausgegeben, und diesem eine kleine, aber mit 
wichtigen Bemerkungen gefüllte Abhandlung über Gemälde - 
Kenntniß und Gemälde > Handel vorgesetzt. Diese kleine Schrift 
wird lum Besten der Arme» verkauft, und dient dann zur 
Einlaßkarte, um die Sammlungen, die täglich drei Stunden 
offen stehn, nach Belieben zu besehn. 
Madame Meyer verläßt ini Oktober tiefes Jahres das 
Theater, ui» küiiflig nur ihrer Familie zu leben. Stücke wie 
die Jungfrau, Regulus, Rodogune, (worin ste die-Königin 
machte ) die Braut von Messina, u. s. w. werten dann wohl 
eine Zeill.uig ruhen müssen; es sc» denn, daß Herr Dir. 
Jfftand, der «ine neue Reise, nach Slnttgard, angetreten har, 
so glücklich ist, von derselben eine Künstlerin mitzubringen, 
die durch ihre Kunst und durch den Reiz der Neuheit, im 
Stande ist, das Bild' zu verdunkeln, das dem Publikum von 
den großen Rollen vorschwebt, in welchen Madame Meyer 
glänzte, so »st sie wollte. 
Am 8. August trat hier ei» Herr Rttzenseld aus Hamburg, 
als Papagenv aus. Seine Stimm« ist kräftig, bieg-.,,» und 
gefällig, sein Vortrag zeigt Kunst. Sein Spiel war froh, 
hatte aber eben nicht viel komische Kraft. — Vielleicht har 
es nicht zwei Schauspieler gegeben, so lange die Zauberstöte 
eristirr, die aus dieser Rolle alles »lachte», was aus ihr ge 
macht werden kau». Sie ist gewisser,naaien ein Seircnstnck zu», 
Caliban; da« gemeine Nlcufchiiche IN ihr nmß auf eine halb- 
khierifche Weife geäußert werden, ohne unanständig zu werden. 
Aber gewöhnliche Schauspieler machen aus Papageno eincu ein 
fältigen, gemeinen Posscareißcr.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.