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Volume Nro. 140., Sonnabend den 14. July

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue2.1804 (Public Domain)

1804. 
Nro. 140. 
D e r 
Sonnabend, 
F r e t m ü t h 
-*» oder — 
l g e 
den 14. Iuly. 
Ernst und Scherz. 
Musik. 
2) Ouvertüre und Gesänge aus der Oper: 
Der Portugiesische Gasthof, von Cheru 
bin,. Clavier-Auözug. 
^^ie Ouvertüre hat den einzigen Fehler, daß sie zu 
lang ist, und sich zu oft in einzelnen Sähen wieder 
holt. Sie nimmt beinah die Halste des ganzen Hef 
tes ein. DenAnfang macht ein fugirtes Larghetto, 
worauf ein Allegro folgt, das ununterbrochen bis zu 
Ende der Ouvertüre fortdauert. Die Gesänge sind, 
wie die meisten Operngesänge, — gereimte und in 
Musik gesetzte Prosa. Cherubini's genialische Dar 
stellung ist bekannt. Doch hat er gewisse Lieblings - 
Ideen, die er gern wiederbringt. Die schönste unter 
den hier mitgetheilten Arien ist: „Nach dir nur geht 
mein Sehnen." Sie würde gewonnen haben, wenn 
der Gesang in einzelnen Stellen mehr gezogen 
wäre. 
b) Clara, Herzogin von Britanien, Oper von 
Drehner, mit Musik von Bierey. 
Eine der vorzüglicheren Opern, die, einige Epi 
soden abgerechnet, ganz den Charakter Deutscher 
Musik trägt; das heißt, sie vereinigt Lieblichkeit mit 
ernstem Ausdruck, Zartheit mit Gravität, die aber 
leicht, wie hier einigemal geschehen ist, in Schwer 
fälligkeit ausartet. Warum mitten in das Allegro 
fpirituofo der Ouvertüre ohne vorhergegangenen Ruhe 
punkt oder andere Vorbereitung, — 14 Takte Andante 
eingewebt sind, ist nicht einzusehen. Der rasche Fluß 
der Musik wird aus einmal unterbrochen, man weiß 
und fühlt nicht, warum? Solche kleine Inkonsequen 
zen läßt sich der sonst treffliche Componist mehrmals 
zu Schulden kommen, die aber hier unmöglich an 
geführt werden können, eben weil es Kleinigkeiten 
sind. Zuweilen ist auch der Text nicht richtig behan 
delt. (Freilich ist es eine eigene Aufgabe, unsere 
gewöhnlichen Operntexte gut zu behandeln, die selbst 
ein Muster der Schlechtigkeit sind.) So accentuirt 
er statt: zärtlich im Adagio'— zärtlich im Adagio; 
und S. 49., wo ein ganzes Register von Frauen - 
Charakteren angeführt wird, die Muntern, die Sprö 
den, dieBIonden/Brünetlen u. f. w. — fließt durch 
die Schuld des Componisten, der nicht gehörige 
Zwischenpausen machte, alles ineinander, so daß der 
Zuhörer nun von — blonden Brünetten, und sanf 
ten Spröden hört. Das Chor im ersten Akt: Seyd 
gegrüßt in Floren« Hainen, ist vorzüglich schön, und 
auch von Seilen des Textes erträglich. 
Sachen von Mozart. (Neuherausgekommen 
bei Vreitkopf und tzärtel.) 
c) Nr. I. Arie. Mia speranza adorata etc. 
Mozart hat außer seinen Meisterwerken auch 
viele Kleinigkeiten geschrieben, aber beinah nie eine 
schlechte. Die Erscheinung ist nicht so gewöhnlich. 
Die Genialität der größten Kopse bleibt' sich nicht 
immer gleich; bei diesem Meister der Tonkunst ist sie 
es fast immer geblieben. Er war nicht blos merk
	        
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