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historischen Untersuchungen kn den neuesten Zeiten in
Portugal sehr eifrig getrieben wurden, Poesie und
Beredsamkeit aber blieben, wae sie unter Joseph dem
Ersten waren, das heißt, seit 1750. still standen.
Ueber Wielands Grazien, von Vaa-
derbourg: eine geist-und talentvolle Würdigung
des Wielandischen Meisterwerks. Die verdiente
Warme, mit welcher der Französische geschätzte Dich
ter davon spricht, muß den geschmackvollen Deutschen
um so erfreulicher seyn, da nur vor ganz kurzer Zeit
in Deutschland selbst eine Horde literarischer Hunnen
den unsterblichen Dichter zur Zielscheibe ihrer frosti
gen Scherze und nervenlosen Angriffe machte, und
seine Reize und Vorzüge herabsetzen wollte, weit — sie
fühlte, wie unfähig sie war, ihm auch in der weite
sten Entfernung nachahmen zu können.
Ueber den gegenwärtrgen Zustand der
Philosophie in Deutschland, von Schweig
häuser, — mit mehr Unbefangenheit und daher
mit richtigerm Blick geschrieben, als die meisten in
Deutschland selbst erschienenen Aussage darüber.
Ueber Lichtenberg; — über Kant, von
Dillers; — über Herder, vorzüglich über seine
Ideenic. — überKlopstockunddieMessiade.
nebst einer sehr gut gerathenen Uebersetzung einer
Episode aus dem Messias: — vier kleine interessante
Schriften, die uns gegen unsre großen Schriftsteller
so gleichgültige Deutschen, beschämen müssen.
Nachrichten über Heyne'S Homer und
mehrere Deutsche Werke; über die neuesten Produkte
der Französischen Literatur u. s. w.
Beiträge zur schönen Literatur die nur auf
Unterhaltung berechnet scheinen, sind: die Uebersetzung
von einigen Sonnetten Alfieri's; — eines ungedruck
ten Italienischen Gedichts: Amour et Valeur; zwei
Russischer Erzählungen; und fünf noch ungedruckte halb-
rersisicirte Briefe von Voltaire an Friedrich den Zweiten.
Unter den historischen Artikeln zeichnen sich vor
züglich aus: Der falsche Prinz von Modeftia,
«ine Anekdote, die in der That sehr merkwür
dig ist, wenn man sie für wahr halten will, — was
sie mir aber nicht scheint, ob sie gleich von mehrern
Deutschen Journalisten so behandelt wurde.
Ein Memoire des Präsidenten d'Ai-
guille, der im Jahr 1745. den Prätendenten nach
Schottland begleitete.
Betrachtungen über die Herrschaft
der Meere, und Nachricht von einer neuen
Reise der Spanier nach der Westseite
von Nord-Amerika u. s. w.
Den philosophischen Artikeln dieser Zeitschrift
würden die neuen Haar-spaltenden Phantasten, die
seit einigen Jahren in Deutschland mit dem Heerruf:
„Philosophie!" gegen die gesunde Vernunft wüthen,
schwerlich jenen Namen zugesiehn. Denn, weit ent
fernt sich in die übersinnlichen und — übervernünsti-
gen a priori-Regionen zu versteigen, in welchen die
ausgearteten Nachkommen Kants sich endlich zum
blinden Kapuziner-Glauben verirren, — beschäftigen
sich die Verfasser der hier gelieferten ?fufsätze, mit
wahrhaft - philosophischem Geiste über Dinge
die innerhalb der Erfahrung liegen, die Begriffe zu prüfen
und zu sichten. Auchdie angehangteOa?.etts ist interessant.
— Ich endige mit dem Geständnisse: daß wir
in Deutschland in der That nicht eine Monatsschrift
haben, die an Reichhaltigkeit des Inhalts diesen
Belanges an die Seite gesetzt werden könnte; ob
gleich manche, die sie in jedem der einzelnen Fächer
übertreffen.
G. Merkel.
Ein Paar Worte
über die gelehrten Schulen in Ostfrieöland.
(Schlu ß.)
erner hat der Geist und das Bedürfniß der
Zeit manche Eltern in den gcblldeternStänden auf
die Idee geleitet, daß ihre Söhne auf den höher»
Schulen des Landes nicht die äußere Politur ge
winnen können, welche sic ihnen wünschen, und wor
auf jetzt schon in den Jünglings - Jahren reflektirt
wird. Allerdings ist es schwierig, daß junge Leut«
bereits auf der Schule den guten Ton lernen, zumal
wenn ihre Eltern nicht an dem Orte derselben woh,
lim, und sie sich in Bürgerhäuser daselbst aufhalten
müssen, so, daß sie ohne weitere Aussicht, und meist
sich selbst allein überlassen sind. Gewöhnlich herrscht
unter den Schülern an den höheren Schulen in Ost
friesland ein roher Ton, und eine auffallende Platt
heit der Sitten, die mit dem Didicisse fideliter
arte* etc. oft sehr absticht. Niemand kann sich
wichtiger dünken, und sich größere Unverschämthei
ten und Unhöflichkeiten öffentlich erlauben, als eia
Primaner. Die Aussicht, die von Seiten der Lehrer
auf die Moralität ihrer Lehrlinge verwendet wird,
ist in der'Regel viel zu sorglos und unbedeutend.
E« ist desfalls sehr verzeihlich, wenn einige El
tern es gerathener finden, für ihre Kinder, unter
welchen sich einige oder mehrere den Wissenschaften
widmen sollen, einen Hauslehrer zu halten, von
den» sodann auch die andern Kinder, die nicht studi-
rcn sollen, das nöthige lernen können, zumal da
das Feld des Wissen« auch für Unstudirte und für
das andere Geichlecht um Vieles ausgebreiteter ist,
als vor zwanzig Iahrem Dazu kömmt, daß die