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Volume Nro. 118., Donnerstag den 14. Juni

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue2.1804 (Public Domain)

— 47° 
manchem artigen Gesänge beschenkte, jetzt so elendes 
Zeug drucken lassen kann!! 
Damit meine Leser von der Wahrheit dieser 
Aussage sich überzeugen können, schreibe ich einige 
Strophen aus einem der eingestreuten Lieder hier atv 
Ach! wer dachte, daß mein Lieden, ; ' 
Hart gevriit't in inciiien Schmerzen, 
Tief ermüdet in den Leide» 
Nicht in Feigheit sterben werde. 
Wer einst sah die Liebe fliehend, 
Solchem Undank zu entgehe», 
Glaubt er, daß mit neuen Ouaaleo 
Sie schon wieder mich umgeben. 
(Zn dieser letzten Strophe ist doch wahrhaftig 
nicht ein Funke Menschenverstand. Aber — es kommt 
noch besser.) 
Wehe über meiner Neigung 
Meiner Liebe rei» Bekennen, 
Wehe jedem, der gesbrochen, 
Wie nicht Weiberrreu bestehe c? ? ?)• 
Könnt', ich, ffetifl, Deiner untrem 
Mich auch noch so sehr beschweren, 
Will doch Liebe kein Bergessen, 
Will doch. Lieb' daß Lieb' sich mehr«.! 
Bon Auroren« frühen Bllcken 
Bi« ste still zu Bade gehet 
In den Jnd'schen Meeredwekien, 
Dauert meiner Thränen Leihen. 
(Ei! ei! das ist eine gewagte Profopopöe! die 
Thränen lebendig zu machen! Originell ist diejer Ge 
danke, das kann niemand läugnen.) 
Und ste kehret mich stndcu., 
Wie ich riefe« Leid bedenke, 
Wie um Untre» und um Leichtsinn 
Thränen meine Blicke schwellen. 
Doch genug des Leicrns! Wer nun noch mehr 
von diesem Machwerk lesen will, nehme das ganze 
Buch in die Hände; wir wollen ihn aber dann nicht 
bedauern, wenn er, unsere Warnung verschmähend, 
durch die Lektüre dieser Fadheiten sich die gräßlichste 
Langeweile verursacht. — Hoffentlich wird aber auch 
Madam Brentano billig denken, und un« künftig 
mit Herausgabe solcher Armseligkeiten verschonen. 
Ehe sie Werke der Art schreibt, möchte es für ihren 
bisher erworbenen Dichterrnhm zuträglich sein, wenn 
sie auf den gesammelten Lorbeeren gemächlich aus 
ruhte. 
A. - 
Blicke,, auf den Weg zum Tempel der 
Unsterblichkeit. 
Dieses, nur einige Bogen starke Werkchen, ein 
Gemälde der Wanderung unserer Philosophen nach 
dem Tempel der Unsterblichkeit, das zugleich diese 
heilige Fahrt auf einem iliuniinirten Kupfer komisch - 
wahr, darstellt, verdient von jedem Unbefangenen 
gelesen, und von Partheiischen beherzigt zu werden. 
Die sehr gelungene Satyr« darin, ist ein so reiner 
klarer Spiegel der neuern hochlöblichen Philosophen - 
Systeme, daß man mit Vergnügen hineinblickt und 
dem Künstler bei jede,» Strahl seines Witzes, der 
das Ganze erhellt, mit Wärme die Hand drückt. 
Der Styl selbst, die Ordnung des Ganzen — so 
leicht hingeworfen ste scheinen, — verrathen tiefe 
Kenntniß, feste Unpartheiiichkeit und einen männlichen 
festen Charakter. Cs enthalten diese wenigen 
Blatter mehr Wahrheit, als ganze Kommentare über 
philosophische Kritiken ic. und eine Lobrede auf Kant, 
(indem er aus dem Kreise der heutigen Unsterblichen 
unter den Philosophen ausgeschlossen wird,) die passen 
der ist, als die glänzendste Ode. Wenn ernste Dar 
stellung und Widerlegung und Widerstrebung gegen 
unsere unsterblich - philosophirenden Autoren zwo tem 
pore nichts fruchten» nur in neue uud abermals 
neue Labirlnthe führen, so scheint es das-Gerathenste 
zu fein, an der Hand der Satyre — längst den Zergan 
gen hinzugehen, frei und unbefangen, — und, wenn es 
nicht anders sein kann, am Ende den unsterblichen 
Herren Philosophen ein Kompliment zu machen, wie 
der Verfasser mit folgenden Strophen:, 
Unsi-cbliche, de« Nachruf»»« werthe Geister, 
£> thut so fort, wie Ihr bis jeyo thatet, 
Und send getrost — bald wird da« Wert b»tlendet: 
Folgt blind und treu dem ruhmumstraltrn Meister; 
E« w i l l geschehn — warum Ihr brünstig batet — 
Und eh' Ihr'« glaubt, habt Ihr mit ihm — geendet! — 
Uebrigenö sind diese Blicke rr. rc. der zweit« 
Heft von den im v. Z. erschienenen Ansichten der Lite 
ratur und Kunst unseres Zeitalters. 
An den Herausgeber. 
as artige Gedicht von Seume, das Sie kürz 
lich im Freimüchigen mittheilten, hat hier fthr viel 
Sensation, gemacht. Man behauptet sogar, der belei 
digte Stadtrath habe den Dichter deshalb belangen 
wollen. Da es übrigens im Ausland« Biele geben 
soll, die an der Entweihung des Rosenthai« durch 
die Beraubung seines köstlichsten Schmuckes, noch 
gar nicht glauben, und das, was in jenem Gedicht 
gesagt wird, vielleicht für Übel-trieben, oder wohl gar 
für völlig ungegründet halten: so will ich Zhnen hier 
eine kurze prosaische, ober sehr pragmatische, Notiz 
von diesem Vorfalle geben, die Sie in Zhrem Frei 
müthigen gütigst bekannt machen werden. Es ist 
allerdings wahr, daß der hiesige Magistrat, zum 
großen Aerger aller Leipziger Patrioten, das Rosen-
	        
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