— 47°
manchem artigen Gesänge beschenkte, jetzt so elendes
Zeug drucken lassen kann!!
Damit meine Leser von der Wahrheit dieser
Aussage sich überzeugen können, schreibe ich einige
Strophen aus einem der eingestreuten Lieder hier atv
Ach! wer dachte, daß mein Lieden, ; '
Hart gevriit't in inciiien Schmerzen,
Tief ermüdet in den Leide»
Nicht in Feigheit sterben werde.
Wer einst sah die Liebe fliehend,
Solchem Undank zu entgehe»,
Glaubt er, daß mit neuen Ouaaleo
Sie schon wieder mich umgeben.
(Zn dieser letzten Strophe ist doch wahrhaftig
nicht ein Funke Menschenverstand. Aber — es kommt
noch besser.)
Wehe über meiner Neigung
Meiner Liebe rei» Bekennen,
Wehe jedem, der gesbrochen,
Wie nicht Weiberrreu bestehe c? ? ?)•
Könnt', ich, ffetifl, Deiner untrem
Mich auch noch so sehr beschweren,
Will doch Liebe kein Bergessen,
Will doch. Lieb' daß Lieb' sich mehr«.!
Bon Auroren« frühen Bllcken
Bi« ste still zu Bade gehet
In den Jnd'schen Meeredwekien,
Dauert meiner Thränen Leihen.
(Ei! ei! das ist eine gewagte Profopopöe! die
Thränen lebendig zu machen! Originell ist diejer Ge
danke, das kann niemand läugnen.)
Und ste kehret mich stndcu.,
Wie ich riefe« Leid bedenke,
Wie um Untre» und um Leichtsinn
Thränen meine Blicke schwellen.
Doch genug des Leicrns! Wer nun noch mehr
von diesem Machwerk lesen will, nehme das ganze
Buch in die Hände; wir wollen ihn aber dann nicht
bedauern, wenn er, unsere Warnung verschmähend,
durch die Lektüre dieser Fadheiten sich die gräßlichste
Langeweile verursacht. — Hoffentlich wird aber auch
Madam Brentano billig denken, und un« künftig
mit Herausgabe solcher Armseligkeiten verschonen.
Ehe sie Werke der Art schreibt, möchte es für ihren
bisher erworbenen Dichterrnhm zuträglich sein, wenn
sie auf den gesammelten Lorbeeren gemächlich aus
ruhte.
A. -
Blicke,, auf den Weg zum Tempel der
Unsterblichkeit.
Dieses, nur einige Bogen starke Werkchen, ein
Gemälde der Wanderung unserer Philosophen nach
dem Tempel der Unsterblichkeit, das zugleich diese
heilige Fahrt auf einem iliuniinirten Kupfer komisch -
wahr, darstellt, verdient von jedem Unbefangenen
gelesen, und von Partheiischen beherzigt zu werden.
Die sehr gelungene Satyr« darin, ist ein so reiner
klarer Spiegel der neuern hochlöblichen Philosophen -
Systeme, daß man mit Vergnügen hineinblickt und
dem Künstler bei jede,» Strahl seines Witzes, der
das Ganze erhellt, mit Wärme die Hand drückt.
Der Styl selbst, die Ordnung des Ganzen — so
leicht hingeworfen ste scheinen, — verrathen tiefe
Kenntniß, feste Unpartheiiichkeit und einen männlichen
festen Charakter. Cs enthalten diese wenigen
Blatter mehr Wahrheit, als ganze Kommentare über
philosophische Kritiken ic. und eine Lobrede auf Kant,
(indem er aus dem Kreise der heutigen Unsterblichen
unter den Philosophen ausgeschlossen wird,) die passen
der ist, als die glänzendste Ode. Wenn ernste Dar
stellung und Widerlegung und Widerstrebung gegen
unsere unsterblich - philosophirenden Autoren zwo tem
pore nichts fruchten» nur in neue uud abermals
neue Labirlnthe führen, so scheint es das-Gerathenste
zu fein, an der Hand der Satyre — längst den Zergan
gen hinzugehen, frei und unbefangen, — und, wenn es
nicht anders sein kann, am Ende den unsterblichen
Herren Philosophen ein Kompliment zu machen, wie
der Verfasser mit folgenden Strophen:,
Unsi-cbliche, de« Nachruf»»« werthe Geister,
£> thut so fort, wie Ihr bis jeyo thatet,
Und send getrost — bald wird da« Wert b»tlendet:
Folgt blind und treu dem ruhmumstraltrn Meister;
E« w i l l geschehn — warum Ihr brünstig batet —
Und eh' Ihr'« glaubt, habt Ihr mit ihm — geendet! —
Uebrigenö sind diese Blicke rr. rc. der zweit«
Heft von den im v. Z. erschienenen Ansichten der Lite
ratur und Kunst unseres Zeitalters.
An den Herausgeber.
as artige Gedicht von Seume, das Sie kürz
lich im Freimüchigen mittheilten, hat hier fthr viel
Sensation, gemacht. Man behauptet sogar, der belei
digte Stadtrath habe den Dichter deshalb belangen
wollen. Da es übrigens im Ausland« Biele geben
soll, die an der Entweihung des Rosenthai« durch
die Beraubung seines köstlichsten Schmuckes, noch
gar nicht glauben, und das, was in jenem Gedicht
gesagt wird, vielleicht für Übel-trieben, oder wohl gar
für völlig ungegründet halten: so will ich Zhnen hier
eine kurze prosaische, ober sehr pragmatische, Notiz
von diesem Vorfalle geben, die Sie in Zhrem Frei
müthigen gütigst bekannt machen werden. Es ist
allerdings wahr, daß der hiesige Magistrat, zum
großen Aerger aller Leipziger Patrioten, das Rosen-