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gen mit seinen frühern Gefühlen und Grundideen,
ja selbst mit den auffallendsten Borurtheilen seiner
frühern Jahre zusammenzuknüpfen, und daß daher
die meisten Philosophen ihre Systeme in dem Volks
glauben wiederfanden, oder daß sie diesen fv lange
drehten und deuteten, bis er in ihre ftlbstgebildeten
Formen hineinpaßte, wenn gleich oft die seltsamsten
Widersprüche daraus hervorgingen." Diese Bemer
kung ist sehr schlicht und gleichwohl eben so scharf
sinnig. Durch sie wird auf einmal psychologisch
erklärt, was Unbefangene an mehrern berühmte
Philosophen und selbst an Kant (s. seine Religion
innerhalb den Gränzen der Vernunft,) irre machte,
und große nie zu schlichtende Fehden veranlaßte. Wer
dieser Bemerkung weiter nachdenkt, wird finden, daß
man sehr Unrecht hat, zu streiten, wo «nan — nur
die Augen schonend wegwenden, und denken sollte:
hier bezahlt ein ausgezeichneter Mann, der Natur
den Tribut menschlicher Schwäche. — Diese Be
merkung ist aber auch olles, was ich von dem kleinen
Weekchen hier anführen kann, da eigentlich philoso
phische Untersuchungen nicht der Zweck dieses Blat
tes sind: sie mag aber den Lesern Bürgschaft leisten,
daß sie in demselben sehr Helles und reifes Raifonne-
went, über einen wichtigen Gegenstand finden werden.
Daß der geistvolle Verf. übrigens gegen die Tren
nung der Religion von der Moral ist, versteht sich
von selbst, da er so ruhig und gesund denkt. Religion
ohne moralischen Zweck fordern, heißt eine Flamme
anzünden wollen, die weder erwärme, noch erleuchte,
noch verzehre; was soll sie denn? Nicht einmal ein
taugliches Spielwerk wäre sie.
- d.
Frühling und Liebe.
Langsam.
C. Schreiber.