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nun«, im ffnwn Welttheil« ausgestreut, über dessen
Früchte vielleicht das folgende Jahrhundert staunt.
Wir Deutsche sind ja doch nur eine Pflanz-, und
Baumschule für die andern Nationen, wo sie Saa-
men und Schößlinge und junge Stämme holen. —
2) Ein Herr Garnier, der sich Direkteur eine« i.
Pari» vor einigen Jahren abgebrannten Theater«
nannte, und im rothen Hause eine theatralische Bor-
stellung gab, welche der mäßigsten Erwartung nicht
einmal entsprach.
Natürlich nahm unter solchen Umständen da«
Publikum, welche« Unterhaltung suchte, seine Zu
flucht zum Theater, welche« sehr besucht war, und
jetzt durch einige ehemalige Mitglieder des Casseler
Theaters noch vervollkommnet worden ist. Unter
andern neuen Stücken gefiel besonders Adelheid von
Guesclin, eine Oper, die Musik von Simon Mair;
die Musik ist schön, und wurde von dem trefflichen
Orchester trefflich execulirt; Fischer, Keilholz, Mad,
fange und Dlle Buchwieser vereinigten ihr Talent,
um die Vorstellung zu heben; auch Mad. Heine
mann entsprach ganz der Erwartung, welche man von
ihreni Talent, so wie von ihrem Geschmack, ihrer
Eleganz und ihrer Gefälligkeit hat. — Dem. Buch-
wieser bewies auf« Neue, daß sie in jedem Sinne
eine große Sängerin werden kann; aber die auf
gehende Sonne überstrahlt die untergehende (wenn
es erlaubt ist Mezarts treffliche Schwägerin so zu
nennen) noch lange nicht. — Adelheid von Gue«-
elin interessirt« mich doppelt, weil ich ihre Geschichte
schon au«: Bertranddu-Guesclin (eine roman
tische Biographie, von Friedrich Majer) kannte.
Da« Buch ist interessant und verdient doppelt denen
zur Lectüre empfohlen zu werden, welche die neue
Oper kennen, oder noch kennen lernen wollen.
Da« Vergnügen de« Publikums wurde zwar
neulich einmal durch das ungezogene Betragen eines
jungen Fremden unterbrochen, dessen Eltern vornehme
Leute sind; er mußte zum Theater hinausgebracht
werden, und wenn man ihm sein Vergehen gegen
das ganze Publikum und gegen seinen eigenen Stand
einigermaßen verzeiht, so ist cs hauptsächlich, weil
man hofft, daß einige einheimische Inproyalsse, und
Oontleiusn durch ein anständigeres und ruhigere«
Betragen in Zukunft beweisen werden, daß sie zu
den gesitteten Leuten gehören. — Hierüber ließe
sich, erforderlichen Fall«, noch vieles sagen.
Mit dem hiesigen Theater geht es im Ganzen
gut, besser als man er unter der Leitung eines Man
nes erwarten sollte, welcher sich selbst in der Zeitung
für die elegante Welt als einen rückwärts gekehr
ten Propheten ankündigt; dezm bei einem
solchen, sollte man denken, müßte alle« rückwärt«
gehn. Schlegel nennt den Historiker einen rückwärts-
gekehrten Propheten; in eben dem Sinne verdient
der diesen Namen, welcher nach seiner eigenen Er
klärung die wunderbare Gabe besitzt, die Fehler ein
zusehen, nachdem sie gemacht sind. — Wie es heißt
wird er, mit diesen Wundergaben ausgerüstet, den
?lctionärs des Theaters nächstens vorschlagen, ihm
die Leitung desselben ganz allein zu überlassen. Viel
leicht würben sie seinen Vorschlag lieber annehmen,
wenn er statt rückwärts, vorwärts gekehrt wäre, und
die Fehler voraussähe, «he sie gemacht werden. — ')
E.
Bemerkung.
(y
^)odeß wir Deutschen uns der für uns sehr entbehr
lichen, für die Französischen Gelehrten aber wahrlich
sehr heilsamen Aufmerksanikcit freuen, mit welcher
man jetzt in Pari« Deutsch lernen soll, — theilt
das Journal de Paris (Nr. 2iZ.^ die große Neuig
keit mit, daß sich dir Französische Sprache in Deutsch
land immer mehr zur Universal-Sprache erhebe,
daß mau in den Gesellschafts-Zirkeln übereingekom
men sey, nur Französisch zu sprechen u. s. w. Zun,
Belege wird — Frankfurt am Mayn (4 Stunden
von der Franz. Gränze) angeführt, aber sogleich hin
zugefügt: diese Suprematie der Franz. Sprache habe
sich bis an die äußersten Gränzen Rußlands verbrei
tet: selbst zu Todo lek in Schlesien") lese man fast
nichts als Französische Zeitungen. Diese wichtige
Nachricht sch.ießt mit folgenden Worten: „Ein Volk,
dem die andern Völkern schweigend durch Annahme
seiner Sprache huldigen, genießt dadurch einer be
sondern Achtung, die sehr zum glücklichen Erfolg sei
ner Unterhandlungen und Unternehmungen beitragen
muß." Ueber die Französischen Zeitungsschreiber!
Die herrschende Sprache der feinen Weit in» alten
Rom, war Griechisch, aber nicht die Kriechen er
oberten Rom, sondern die Römer Griechenland.
Ehemals, in der Mitte des vorigen Jahrhunderts,
aiv die Schwäche der alten Franz. Regierung fast das
Mährchen von Europa war, war in Deutschland die
Franz. Sprache wenigstens fünfmal mehr feine Mode
als jetzt.
•) Der Herr Jntenvant bat durch den üben berührten Arki-
tä in der eleg. Zeitung iu viel Bloßen gegeben, als daß nicht,
selbst auch der gutmüthigste, ei» wenig über ihn lachen sollte. —
Des LachcnS ungeachtet, bin ich ihn, herzlich gut, weil ich glaiibe,
daß er es gut nie int, und damit er nicht glaubt, ich mache
ein Geheimniß aus meinem Name», und der canvniiche Ionas
fürchte lief, vor de», avokryphifchen Tobias, so wird mich der Re
dacteur dieses BlattS auf Verlange» »rauen. — Denn ich scheue
des Herrn znkendanren Fluch, den er gegen alle ?tnon»n,e schirm
dert, und habe selbst keine Ursache, Aiiougniitat iu suchen. —
Mein Zweck ist, das Wahre und Gute »u befördern, wo ich kann,
und nebenbei spotte und lache ich gern. Da» so» manchmal Ham
del nach sich ziehen; aber da ich nicht» sage, wa» ich nicht ver
antworten kann, so fürchte ich mich davor nicht, u„d bekenne
mich zu jedem meiner Aufsätze. Daß ich sie nicht mit meinem
ganze» Namen unterzeichne, geschieht, weil ich eS für Eitelkeit
Halte, den überall hinzukleckfen.
Kein Druckfehler: e» steht in zwei Pariser Zeitungen.