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Nro. 90.
ARISTIDES.
D e r Freimüthige
Sonnabend,
Ernst
u n
oder
d
den 5. Mai.
Scherz.
Literatur.
Frühlings - Almanach. Herausgegeben von
F. S). Böthe.
(Berlin frei Schüpxel.)
Almanach (Taschenbuch wäre wohl besser
gewesen,) erscheint zu einer ungewöhnlichen Zeit,
aber diese ungewöhnliche, ist für seine Bestim
mung grade die rechte. Er hatte sich, bei seinem
Werth, auch in dem Gedränge seiner Brüder in der
Michaelis: Messe, nicht verloren: aber einzeln steht
er doch noch reizender da, und man wird ihn nur
desto lieber zum Begleiter beim Genuß der erwachen
den Natur mitnehmen, da er eine neue Bekannt
schaft ist. —
Die strenge Wahl die den Inhalt bestimmt zu
haben scheint, macht dem Geschmack des Herausge
bers eben so viel Ehre, als seine eigenen Beitrage,
seinem Dichtertalente erwerben müssen. Die 244
Seiten des Düchelchcns enthalten kaum fünf oder
sechs Gedichte, die man ohne Genuß lesen könnte.
Don Gleim findet man eine reizende Nachlese, deren
Artikel zum Theil von der kritischen Feile seines jün-
gern Freundes verbessert sind, aber mit Bescheidenheit
und ganz im Geist de« Ehrwürdigen. Noch inte
ressanter indeß als die Gedichte von Gleim, sind
die Züge aus seinem Charakter, und die Fragmente
aus Briefen von ihm, die Böthe hier mittheilt.
Schwerlich ist der edle, biedre, warm für alles Gute
und alle Guten, fühlende Greis, irgendwo liebens
würdiger erschienen, als in diesen Fragmenten. Un
vergängliche Verehrung seinem großen Herzen, wie
seinem Talente! — Gramberg, Halem, Klamer
Schmidt — Doch, wenn ein Verzeichniß von sol
chen Namen gleich viel sagt, so ist es doch nicht un
terhaltend zu lesen. Am besten beweisit man den
Werth einer solchen Sammlung durch Proben, und
da mir Raum zu mchrern fehlt, mag hier eine von
dem Herausgeber selbst stehn. Was e r leistete, bürgt
für das, was ihm von andern genügte. — Es sei —
eine freundlich tändelnde Nänie:
Aus den Tod «ine« Kater«.
AL! der Kater ist todt, der gute Kater,
Der schneeweiße, der allerliebste Kater
Mil den schwärzlichen Flecken vorn am Borhanpt
Und am Rücken hinab, dem schwanenweichen,
Der schön wölkte, wie Flöckchen lichter Himmel,
Wie grauschimmernde Streif in Lünens vollglan».
Henriette, beklag ihn! Klag'', » Wisa,
Deinen freundlichen, immerfvobcn Liebling,
Der so früh in die leere Rächt hinabsank!
Denn nicht war er wie andre Kater, war nicht
Wie der schwane beian mit Feueraugen,
Der stets lauert, versteckt, mit scharfer Klane.
Rein! Er lauerte nicht; den Schweif gcboben,
Wandel!' er, wie ein Freund, dahin, »aber stets,
Freundlich »wischen beiden Spinnerinnen,
Die Spinnräder, die schnurrcnden, umschnurrcn»;
Oder sprang aus den Fenstcrbord, und sah' er
Herbeitretende Freund', anch seine Freund«,