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Volume Nro. 68., Donnerstag den 5. April

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue2.1804 (Public Domain)

»an« ist sie dir hrldläLelnd a«f«e»«nje», 
Des Lebens schone wunderbare Zeit; 
Du fühlst der Liebe f-hm etliches Verlan§rn, 
Und — ihrer Freude» Seeligkeit! 
Gegenstrophe. 
Wen« stch aufstrebend der Bedank' entbindet, 
Lin heiliges Gefühl den trunk'nen Busen schwellt. 
Wenn alles Irdische, wie leichter Traum, entschwindet, 
Und nicempfund'ner Wahn das Herz gefangen halt; 
Dann lausche leise deiner Ahnung Tonen, 
Tauch- ln der Andacht Glut den hingesünk'nen Blick, 
Und — aufgelöst in unnennbares Sehnen, 
Fühlst du des e w' g c n Dase » » s Glück ! 
C. Schreiber. 
Aphorismen. 
weibliche Geschlecht fühlt mehr den Ge 
danken, das männliche denkt mehr bas Gefühl. 
Wer beides in einem hohen Grade in sich vereinigt, 
und die Neigungen seines Gemüths zu fassen, und 
auszudrücken weiß, ist ein Denker, — wer sie musi 
kalisch ausdrückt — rin Dichter. 
Es giebt nur eine Religion, die allen andern 
zum Grunde liegt, und diese entspringt aus dem Be 
dürfniß des Herzens nach Andacht und höherer Liebe. 
Ein Mensch, der an nichts glaubt, — achtet auch 
nichts — und für ihn ist nichts Heiliges in der 
Natur. 
Es ist leichter, Witz zu machen, als ihn gehörig 
anzuwenden. 
C. Schreiber. 
Anzeige. 
^9?it diesem Blatte wird ein Kupfer versendet. 
Die Leser werden Sich erinnern, daß dir Herausge 
ber sich erklärten, statt der Kupfer und Musikblätter, 
dir den vorigen Jahrgang des Freimüthigen beglei 
teten, in dem diesjährigen ein gedrucktes Blatt mehr 
in jeder Woche zu liefern. Jede Gelegenheit, dem 
Publikum Dankbarkeit für die gütige Aufnahme zu 
bezeugen, welche diese Zeitschrift findet, ist indeß zu 
wichtig, um nicht benutzt zu werden. Der Verleger 
wird daher, so oft es möglich zu machen ist, kleine 
Zugaben beifügen, vorzüglich interessante Blätter aus 
den trefflichen Kupferwerken der Baumgärtnerischen 
Buchhandlung zu Leipzig. 
Dar vorliegende Blatt ist für das nächste Hrst 
des Mode-Magazins, bestimmt, welches seit einigen 
Zähren in der genannten Handlung herauskomnit. 
Es sind Abbildungen von Silbergefäßen, aus 
den kostbaren Servicen Zbro Durchlaucht der 
Herzogin von Kurland und Mylords Findelatrr, ge 
zeichnet von Herrn Schwender, Churfürstlich Säch 
sischem Hofkonduktrur. Von demselben und in der 
selben Handlung sind auch Abbildungen der ganzen 
Servicen zu haben, unter dem Titel: „Modell- 
Magazin für Gold-und Siiberardeiter. 6 Blatt 
groß Qu. brochirt. Preis i Thaler." 
Die Beilage selbst ist wohl die beste Empfeh 
lung, die das Vtodell-und das Mode-Magazin er 
halten können. Am 3. April 1804. 
5?. Frölich. 
Berichtigung. 
Einem bestimmten Verlangen gemäß, wird hier 
angezeigt, daß die in Nr. 49. mitgetheilten Französi 
schen Verse mit der Ueberschrist: Geständniß, eine 
Nachbildung des Lessingschen Skolion sind: 
Gestern liebt' ich, heute leid' ich, 
Morgen sterb' ich, und doch denk' ich 
Heut und morgen gern an gestern! 
Auch muß die letzte Zeile gelesen werden: 
Io bonirai ck'bior Io bion-ksiosnt destin! 
Gedanken. 
Derjenige ist klug, der von den entfernten Uebeln 
eine so gegenwärtige, lebhafte Zdee hat, daß sie ch 
Kraft giebt, das reizendste gegenwärtige Vergnügen 
das traurige Folgen für ihn haben könnte, unge 
noffen zu lassen. 
Die Kinder sagen, was sie thun; die Alten was 
sie gethan haben; und die Narren, was sie thun 
mochten. 
Das Mittagessen bei einem Spieler, und das 
Nachtessen bei einer Kokette sind die Vorspiele von 
Vergnügungen, die sehr theuer zu stehen kommen. 
Es giebt kein abscheulicheres, niedrigeres Hand 
werk als das des Laurers und Hinterbringers. Er ist 
eine Schildwache des Teufels. 
So viel wahre Lebens-Beschreibungen, so viel 
kanonische Bücher der Bibel. 
Wer, wenn er kann, das Böse nicht verbeut, 
gebeut es. 
Die erste Würze des Lebens ist Wahrheit, die 
zweite gesunder Menschen-Verstand, die dritte 
gutherzige Laune, die vierte Witz. 
Willst Du Deine Feinde nöthigen, Dich zu lo 
ben? Gestatte Deinen Freunden Dich zu tadeln. 
Die, so mich loben, zeigen mir die Bahn, die ich 
wandeln soll, und die, so mich tadeln, warnen mich 
vor den Gefahren, denen ich leicht ausgesetzt bin. 
K.
	        
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