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Volume Nro. 46., Montag den 5. März

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue2.1804 (Public Domain)

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veredelt und dke Sitten verfeinert werden, eins der 
kräftigsten Bildungsmittel zur reinen Sittlichkeit. 
Liedge drückt das sehr treffend aus: 
„Ratnp. führt uitftr» Geist zur Tugend, 
„Und Tugend führt ihn z«r Natur!" 
Denn mit Recht macht man meistens den 
Schluß: daß, wer fein ästhetisches Gefühl in einem 
sehr hohen Grade gebildet habe, auch nothwendig in 
sittlicher Hinsicht ein guter Mensch seyn müsse. 
C. G. H. Burdach. 
(Die Fortsetzung sogt.) 
General Moreau. 
Vor erinnerung. 
inige Züge aus dem Leben eines in ganz Europa 
rühmlichst bekanten Helden, der den Franzosen 
wegen der wichtigen Dienste, die er der Republik 
geleistet, den Deutschen wegen seiner ungewöhn 
lichen Talente und Herzensgüte unvergeßlich seyn 
muß, dürften vielleicht — in di esem Augen 
blick, — den Lesern nicht unwillkommen seyn. Sie 
sind aus einer Französischen Schrift, die den Titel 
führt: Vis et snecdotes du General Moreau,enf(ft)nf. 
Einige Schriftsteller haben, eben nicht glücklich, 
Moreau und Türen ne mit einander verglichen. 
Ohne zwischen diesen beiden Männern eine Paral 
lele zu ziehen, kann man behaupten, daß diese Ver 
gleichung falsch ist. Türenne ergriff die Waffen wi 
der sein Vaterland, — — — — — 
— — — Moreau wurde vom Direktorium 
mit Undank belohnt, und — lebte einige Zeit im Stil 
len ; stand aber' nicht an, das Kommando wieder 
zu übernehmen, sobald das Vaterland seine Dienste 
forderte. 
Eine richtigere, passendere Vergleichung wäre 
vielleicht die, zwischen Moreau und Catinat, 
und wenn auch diese nicht ganz vollkommen wäre, 
so hätte sie doch einen gewissen Schein von Wahr 
heit. Ohne uns länger hierbei zu verweilen, mögen 
folgende Züge sprechen. 
Viktor Moreau wurde im Jahr 176z. zu 
Morlaix geboren. Er studirte zu Rennes im Isle- 
und Vilaine-Departement, die Rechte, wo er auch 
als Advokat rccipirt wurde. 
Zu Anfang der Revolution zeichnete er sich bei 
den zu Rennes damals entstandenen Verwirrungen 
durch Patriotism und Heldenmukh aus. Bei Errich 
tung des Bataillons dieses Departements, veranstal 
tete der B. Petiet, der damals General-Prvkura- 
tur-Syndikus desselben war, nachher' Kriegs-Mini- 
ster wurde, und jetzt den Posten eines Staatsrath 
bekleidet, die Wahl Moreau's zum Befehlshaber 
dieses Bataillons, in Rücksicht des Eifers, welchen 
derselbe für die Sache des Publikums bezeugt hatte. 
Er stieg schnell von Posten zu Posten, und 
durch die verschiedenen militärischen Grade, bis zu 
dem, eines Ober-Generals. Unter seiner Anfüh 
rung hielten die Franzosen, während der Eroberung 
von Holland, als Sieger ihren Einzug in die festen 
Städte Mcnin, Ppern, Ostende und Nieuport: 
und des grausamen Gesetzes unerachtet, das alle, so 
die Französischen Heere von Georgs HI. Armee hab 
haft würden, zu morden befahl, ließ Moreau der 
Garnison von Nieuport, die fast aus lauter Hanno 
veranern bestand, Pardon geben; und hätte der yke 
Thermidor nicht, während dieser Verhandlungen, die 
Tyrannei der Zchnder über den Haufen geworfen, 
so hatte ihm dieser Beweis von Menschenfreundlich 
keit zuverläßig das Leben gekostet. Die Zehnder 
wurden abgesetzt; aber die revolutionäre Regierung 
überlebte sie, und Moreau's Daker wurde am nehm 
lichen Tage ein Opfer ihrer Wuth, an welchem er, 
der General, um das Fort-Eclüft zu belagern, feine 
Soldaten, ohne auf irgend etwas, als auf ihn Ta 
pferkeit, feinen Heldenmuth und feine Geschicklichkeit 
sich verlassen zu können, unter dem schrecklichsten Batte- 
rienfeuer, gegen einen zahlreichen Feind, — den Mo 
reau und seine Truppen in Erstaunen setzten, — nach 
der Insel Cadsand führte. 
Auf die Nachricht von dem schrecklichen Tode 
seines Vaters, gerieth Moreau in Verzweiflung, und 
beschloß, sein Vaterland zu fliehen. •) Aber die Zu 
redungen seiner Freunde, und sein immer höher stei 
gender Patriotism, hielten ihn zurück. Er zollte 
heiße Thränen dem Andenken drS geliebten Vaters, 
und kehrte zurück auf die Bahn des Helden. Erha 
benes Beispiel von Aufopferung, vermöge welcher 
die glühendsten Triebe der Seele, der Vaterlands 
liebe unterliegen mußten! 
Im vierten Jahre nach feiner Ernennung zum 
General der Rhein- und Mofelarmee, bewirkte er 
niehrmals den Uebergang über den Rhein, mit der 
jenigen Tapferkeit, die alle feine wohlüberlegten Un 
ternehmungen und klugen Verfügungen, mit Lordeern 
krönte: und mitten durch den Schwarzwald gelang 
ihm jener ruhmvolle Rückzug, welchen die Nachwelt 
unter die Zahl der glänzendsten Kriegs -Operationen, 
die je in einem Lande zurÄusführung gebracht wurden, 
aufstellen wird. Er kam an den Rhein zurück, ließ 
sich nirgends aufhalten, schlug den Feind bei jeder 
*) D«' Psychelog mag hier Stoss !>' wichtigen Bekrach- 
tongcn, — übet die Wirkung dieses schrecklichen Vorfalls auf 
den Charakter, und seinen Einstus auf die späteren Handlun 
gen unsers Heide» —, finden. ANM. des Eins.
	        
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