aber kränklich. — Ein hiesiger Arzt, der viele chemisch-
technische Kenntnisie besitzt, glaubt eine Entdeckung in der
Elektricität»-Wissenschaft gemacht, und sich dadurch An
spruch auf die von Bonaparte ausgesetzte Belohnung erwor
ben zu haben. Er wird seine Idee» in einem eigenen
Werke entwickeln. Eine Zuschrift vor demselben, anBo-
napartc, enthält kräftige Stellen. Don Ranudo ist gege
ben, weidlich belacht und zum Theil auch tapfer kritisirt
worden. Scholz hatte seine Rolle schlecht memorirt. —
Noch haben wir neu gesehen die Kartcnschlägerin,
von Lambrecht, nach Picard. — Zum nächsten Spektakel,
und Caffastück ist das Ja überschwere, mit Musik von
Eybler, bestimmt. — Die Chöre und Märsche zu den Kreuz
fahrern sind vom Abt Vogler vortrefflich componirt"),
doch die Ouvertüre erhielt wenig Beifall. Die Schuld
lag aber nicht in ihr selbst, sondern in dem verfehlteu
Gesichtspunkte, aus dem sie beurtheilt wurde. Vogler woll
te auch der Musik so viel als möglich historische Wahrheit
geben; er vereinigte also in der Ouvertüre den ältesten
Europäischen Marsch, dessen er habhaft werden konnte, (es
war der, den Karl XII. vor Narwa spielen ließ) mit ei-
ver National-Türkischen Melodie zu einem Ganzen. So
genialisch dies nun auch in der That ist, so konnte sich
doch das Publikum nicht gleich darein finden. Die Dircc-
tion hätte Voglers Idee auf den Zettel andeuten sollen.
Außer dieser Unterlassungssünde hat sie sich auch noch ei
ne Lächerlichkeit zu Schulden kommen lassen: in dem La,
ger der Kreuzfahrer nehmlich hatte man ein Paar tüch
tige hölzerne Kanonen auffahren lassen. —
Manheim. Nach dem Tode des Kurfürsten Karl
Theodor, versank das hiesige Theater von Stufe zu Stu
fe. Die Stadt vom Feinde besetzt, kein Zuschuß aus
den Staatskassen, keine Gewährleistung für künftige Er
haltung Dabei wurden die bedeutendsten Individuen
nach München gerufen.
Doch erhielt sich das Ganze, mit Hülfe der im Kriege
rrftarten Summen. Die Stellen der Abgegangnen wur
den größten Theils sehr schlecht besetzt: die besseren Künstler
traueren nicht; desto mehr Zugvögel strömten herbei.
Der Eine hatte keinen Funken Talent, aber viel Geburt;
der Andere haranguirte das Publikum mit der naiven
Versicherung: „er spiele nur zu feinem Vergnügen."
Ein buntschäckigcs Gemisch und Gcwirre; höchst unterhal
tend für uns! denn wir wurden durch tägliche Anekdoten
reichlich für das entschädigt, was der Kunst hier und da
etwa abgehen mochte. Den reichsten Stoff lieferte Dem.
*) Cm anderer Correspondink behauptet, nur das AouneuÄor
habe gcsaucn.
H., nachherige Mad. K. Ihre ausnehmende Lebhaflig,
keit, auf und außer der Bühne, gab die angenehmste
Unterhaltung. Sie.ward der Liebling des Publikums.
Zwar hatte sie keine Stimme; aber sie fang die ersten
Rollen mit großem Beifall. Wegen ihrer außerordent
lichen Lebhaftigkeit erhielt sie zugleich alle naiven und
munter» Rollen im Schauspiel. In einer Opernrolle trank
sie dreizehn Gläser Punsch. Das war zu viel! — Aber
wer wird einem jungen muntern gefälligen Weibchen so
einen kleinen Fehler lange nachtragen!
Endlich kam eine bestimmte Erklärung von München:
die beständige Fortdauer des Theaters wurde zugesichert;
e« gab sehr große Veränderungen; die Anekdoten wur
den seltener. Gustav Wasa, von Kotzcbue, war das erste
neue Stück unter der nunmehrigen Direktion; es ward
mit sehr vieler Raschheit und Genauigkeit aufgeführt, und
gefiel außerordentlich. Es ist Zugstück geblieben.
Bald nachher kamen Herr und Mad. Roofe von Wien,
und spielten einige Gastrollen mit allgemeinem Beifall.
Wenige Tage darauf zeigte sich die hier zuerst gebil
dete, berühmte Jagemann in mehreren Gastrollen ; Myrrha
im Opferfest war ihr erster Triumph. Mil ihrer zarten
lieblichen Schwester gab sie als Töffel und Dorchen eine
angenehme Darstellung. Als Blanca im Vayard zeigte
sie ihr Talent in der höheren Diktion. Die Müllerin sang
sie mit Geschmack, und spielte sie mit Grazie und Fein
heit. Den Beschluß machte Pamina.
„Das Kamälcon" gefiel sehr. „Der Scheinkodke,"
Oper von Pär, mißfiel gänzlich. „Pflicht und Liebe"
wurde beklatscht, aber nicht besucht.
Herr Stcnzsch kam auf kurze Zeit von München, und
spielte einige Gastrollen. Er trat zuerst als Hamlet auf,
und würde dem Publikum auch heute, wie zuvor, einen
angenehmen Genuß gegeben haben, wäre nicht das Gan
ze auf eine sehr unreine Art gestört worden. Der Schau
spieler Zimmcrmann, der den Laertcs hatte, betrank sich und
fing an sich wieder auszukleiden, als das Stück eben an
gefangen hatte. Mit schwerem Ernst hatte er sich erst
dahin bringen lassen, sich für die folgenden Akte wieder
anzukleiden, nachdem seine erste Scene bereits hatte über
schlagen werden müssen. Aimmermann wurde auf der
Stelle entlassen, doch nachher, auf sein vielfältiges Bit
ten, wieder begnadigt. —
„Die Räuber" wurden nach langer Pause wieder
auf die Bühne gebracht, und der Zulauf ivar so stark,
daß man Fenster einschlug, um durch Nebenwege früher
einen Platz zu bekominen. Der Beifall war der alte.
Das Stück ging im Ganzen sehr gut; nur Jffland würd