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Volume No. 208, (Freitags, den 30sten December.)

Full text: Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser (Public Domain) Ausgabe 1.1803 (Public Domain)

A vertiffcment. 
Tät ward besser geopfert den Götter«, 
wenn sie wurden an ihnen zu Soärter», 
rouistnalm. von Setlcgcl und riet. 
Der seit undenklichen Zeiten als weltberühmter Phyt 
' stkcr bekannte Philadelphu« Philadelphia verfehlt nicht 
seine Ankunft in Berlin dem Publik« anzuzeigen, mit 
aller Achtung, die man bei dem Gefühl eigner Größe für 
dasselbe haben kann. Er wird nächstens in einem großen 
Anfchlagrzektel auf Royalfolio die vorzüglichsten seiner 
übernatürlichen Experimente und göttlichen Teufeleien be< 
kannt machen; vorläufig will er aber nur auf Ein» auf, 
merksam machen, welche da« hiesige Publikum gewiß 
am meisten inkcressiren, und worauf er grade deswegen so 
viele Kosten und Mühe verwandt hat. 
Ihm war zu Ohren gekommen, wie der Herr Prof. 
— in den philosophischen Vorlesungen, die er ehmals 
in Berlin hielt, der aufmerksamen hochzuverehrenden 
Versammlung seiner Zuhörer voraus erklärt habe: fle 
brauchten nicht darauf zu harren, daß sie von ihm Phi» 
losophie lernen, oder ihn durch seine, und in seinen Vor, 
lesungen verstehen würden; nein, ein Blitzstrahl müsse 
ihr Gemüth treffen, die Schranken zerschmettern, welche 
die Fülle philosophischer Ideen einenge, die sich etwa 
darin aufhielten; und so müsse in Einem Augenblick der 
ganze Grund erhellt vor ihrer Seele stehen, auf welchem 
sich seine und jede — (beides ist einerlei) — Philosophie 
beivcge. 
Ferner hat er erfahren, daß ein Theil, dieser Der» 
sammlung wenigstens, vergebens auf einen solchen Bl-Y- 
strahl gehofft habe. Es ist also klar, baß diese Herren 
und — Damen? — noch immer mit den schönen Ideen 
schwanger gehen, so oft auch die Stunde der Geburt 
geschlagen zu haben scheint, oder sie die Wehen zu em 
pfinden meinen. 
Da es nun, neben seinem Vortheil, sein Hauptzweck 
ist, die Annalen der leidenden Menschheit abzukürzen, ,o 
hat er die ganze Kraft seine« erhabenen Geistes darauf 
v-rwandt, ein mechanisch»philosophisches Donnerwetter 
zu erfinden, um den armen Gemüthern mit jenem er, 
sehnten Blitzstrahl aufwarten zu können. 
Er will dem Publikum nicht mir der Erzählung lästig 
werden, wie viele Mühe, die rhm doch nie vergolten ivw- 
den kann, e« ihn gekostet hat; wie viele phttosophitche 
Dünste er hat zusammen treiben und in ein mechanische« 
Fachwcrk, dar'er vorher mit idealischen Fuchsschwänzen 
elektrisch gepeitscht halte, pressen müssen, ehe cs ihm ge, 
lunaen'ift, die Synthesis eines solchen Donner-vetters 
gehörig zu konstruircn und genetisch zu erzeug-'». Genug, 
daß e» ihm gelungen ist, und daß er dreist versichern darf, 
er habe eine Quantität Blitze zusammen, mit .enen er 50 
Jahre hindurch die dunkle Welt wird erleuchten können. 
Da ce nun ferner verlauten will, daß Herr Professor 
— — sich entschlossen hat, in dem neuen Jahre seine 
8zr - 
Vorlesungen wieder anzufangen; so glaubt Philadelphu« 
Philadelphia gerade zur rechten Zeit zu seinem Donncr, 
w Iler einzuladen, damit die Herren Abonnenten mit er, 
leuchlelem Gemüth erscheinen, und der Weisheit ein em, 
pfänaliche« Gefäß darbieten. 
Das Lokale für das Gewitter ist — vorausgesetzt, 
daß e» höher» Orts erlaubt wird — der Wilhelmsplatz, 
wo sich die biitzlustigen philosophischen Geister mit saminr 
ihren Leibern in der Neujahre,lacht präcise zwölf Uhr cin- 
jusinden habe», um von dem 
Herrscher im -Donncrgewölk Zeu« - 
Philadelphu» Philadelphia 
den Schlag zu gewärtigen. 
Der Preis wird einem jede» überlaffm; nur wird 
bemerkt, daß die Strahlen durch eine eigene Vorrichtung, 
die einem Siebe mit größer» und kleinern Löchern ähn 
lich ist, fahren, und sich auf diese Art spalten, daß ma» 
einen desto größer» Funke» empfängt, je mehr man be 
zahlt har, und daß es dienlich ist, vorher tüchtig zu po- 
futiren: es vermehrt die Empfänglichkeit. 
Wer einen ganzen Schlag haben will, muß ein Pri 
vatissimum nehmen. 
NB. Die Bewohner Berlins in der Gegend des 
Witheiinsplaycs werden eriucbt, die Fenster auszuheben, 
weil inan sonst nicht dafür stehen kann, daß sie nicht sprin 
gen. Erkaltung ist bei der veranstaltete» Gewitterluft 
nicht zu fürchten. 
Anzeige. 
Von dem Freimüthigen werden künftig wöchentlich 
fünf halbe Bogen ausgegeben, und zwar Dienstags zwei, 
Donnerstag» einer, Sonnabends zwei. Sie können an 
den genannte» Tagen aus der Frölichschsn Buchhand, 
lung in der Scharrnstraße, abgeholt werden. An aus 
wärtige Leser und Buchhandlungen werden wöchentlich 
zwei Versendungen gemacht werden. 
Am agsten Dec. 180;. H. Frölich. 
An die auswärtigen H. H. Korrespondenten des 
Freimüthigen. 
E« find bisher so viel für dies Blakt nicht paffende 
Nachiichken, Manuskripte und Bücher uufrankirt einge 
laufen, daß die Herausgeber desselben sich gezwungen 
sehn, zu erklären, sie werden künftig kein unfrankirle» 
Paket mehr entgegen nehmen. Diejenigen Herren Ein 
sender, deren mitgetheilte Beiträge in dem Freimüthigen 
benutzt werben, ersuchen sie ergebenst, die Kosten, die 
Ihnen da» Porto verursacht, zu notiren, und sie sich, zu 
gleich mit dem Hsnorar, von dem Verleger erstatten zu 
lassen. Er versteht sich, daß die ältern HH. Mitarbeiter an 
dcmFreim. sowie die HH. Korrespondenten, die i» Briefen, 
interessante Nachrichten miktheile», auf diese Anzeige kei 
ne Rücksicht nehmen dürfen. Am rgsten Dcc. 1805. 
. Die Herausgeber des Freimüthigen. 
Das Register, welches zu dem jetzt beendigten 
Jahrgange des Freimüthigen versprochen worden ist, 
kann erst nach einigen Wochen völlig in Ordnung ze 
hrn ht und gedruckt sey». Mit demselben zugleich wird 
ain Ende deö Januars der zu dem December gehörende 
Umschlag und noch ein Kupfer gestefert^werden. — 
Der folgende Jahrgang dieser periodischen L)chrifc wird 
bei Herrn Heinrich Frölich herauslommen; die 
Eorrespondenten des Freimüthigcn werden daher gebe 
ten, ihre Briefe und Pakcre nicht mehr an 
die unterzeichneteBuchhandlnng zu adres» 
sjren» Sanders Buchhandlung.
	        
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