sich der Königin zu nähern, zu deren Fügen er es todt
hinstreckte. Z» Walrou sieht man Hcwing's Grabmahl, auf
welchem jrncr Vorgang in Basrelief» abgebildet ist. Tin
sentimentaler Alrcrlhumsforschcr bemerkt bei Erzählung
des Vorganges: Elisabeth wäre wahrscheinlich aber die
Tödiung de« Hirsche» sehr empört gewesen. Der ehrliche
Mann dachte nicht daran, daß sie Fassung genug hatte,
da» TodcSurihcil ihres Lieblings Effep zu unterschreiben.
Die Sucht zu wetten, die unter den Engländern herrscht,
ist allbekaunt. Dar auffallendste, hoffentlich aber nur er,
sonnene, Beispiel von der Höhe, auf die sie steigen kön»
ne, ist folgende Anekdote, die man übrigen« als unbe,
stritten richtig erzählt. Ein Mensch war in die Them
se gefallen: sogleich schloffen mehrere unter denen, die
am Ufer gingen, mit einander Wetten darüber, ob er er,
trinken werde, oder nicht. — Ein Boot stieß vom Lande,
um ihm zu Hülfe zu eilen. „Halt! hall!" riefen dieje,
nigen, dte für die erste Meinung gewettet hatte»» „da« ist
kein ehrlich Spiel! Ihr werdet un» unsre Wette verlie-
ren machen!" —
Fragmente rc.
( Forssctzuag, )
Beschluß a«S Heilkronn.
Kann ich die Briefe nicht sehen, dachte ich, so will
ich wenigsten« den allen Thurm besuchen, worin Göy v.
Berlichingen gefangen saß; ich will auf derselben Stelle
gehen und stehen, wo dieser rauhe Biedermann den Hohn
der Heilbronner Rathsherren erduldete. Diesen Thurm,
meinte ich, werde jedes Kind mir nachweisen können»
aber da irrte ich sehr. Wenigstens ein Dutzcich Menschen
von allen Ständen wurden befragt, die alle nicht begrif
fen, wovon die Rede sey, mid von welchen keiner den
ehrlichen Gvtz jemals hatte nennen hören. Also auch nach
Jahrhunderten gilt »och die traurige Wahrheit, daß ein
berühmter Mann, da, wo er einst wandelte, vergessen
wird. Ach l alle« Große und Gute wirkt der Mensch
nur i» die Ferne hinaus; die ihn umgeben, sehen er gleich
gültig, oder «ollen er gar nicht sehen. — Endlich fand
sich dcch ein Häscher, der mir den Thurm zu zeigen
versprach. Er ging, holle eine Menge Schlüssel, führte
mich in einen der schmutzigsten Winkel der Stadt, zu ei,
nein allen viereckigen Thurme, mehrere abscheuliche
Hühncrlreppen hinauf, bi« aus die Platteforme, die eine
schöne Aussicht gewährte. Aber, wo ist Bcrlichingen»
Kerker? — Er erbot sich, mir ihn auszuschließen; es sä
ßen aber eben zwei Ucbelrhätcr darin. — Wie? der Ker
ker wird noch gebraucht? — Allcrding»! — Wird nicht
al« ein intcrcffauter Denkmal de« Alterthum« behandelt?
— Ach nein, es fehlt an Platz. Man hak ihn sogar ab
getheilt, um »och mehr arme Sünder hincinsperren zu
können. — So, nun habe ich genug. Die Thür de« Ker
kers betrachtete ich von außen; sie war im obersten Stock
werk des Thurm« und sehr niedrig. Götz, der sich bc<
kannllich sehr ungern bückte, muß beim Hineinlreten sich
gewaltig gebückt haben. — Unmuthig stieg ich wieder
hinab. Wohl Schade, daß auch Jahrhunderte nicht itn
Stande waren, den Magistrat von Heilbronn achlung»-
vollcre Gesinnungen gegen Götz von Bcrlichingen einzu
flößen l
Wa< ich sonst noch von dieser alten Stadt Ihnen zu
sagen weiß, ist blutwenig. In einer Kirche finden Sie
die zwölf Apostel — rathen Sie einmal al» was? — «l«
Karyatiden! wahrhaftig, als Karyatiden! Sie tragen ganz
geduldig die Säulen de« Gewölbe«, vielleicht als ein
Symbol der christlichen Gelassenheit. — An einem Hause
lesen Sie in großen Buchstaben: daß Carl der Fünfte sich
im Monat December in einer Sänfte hineintragen las
sen (vermuthlich, weil er krank war), und daß er im
Januar zu Pferde wieder herau«geritlen, (vermuthlich,
weil er gesund geworden.)
Stuttgart.
Ich habe in Stuttgart da« Theater besucht. Der
Saal ist nicht tinposaiit, und wird noch durch eine sehr
schmutzige Lampe verunziert, die in der Mitte herabhangt.
Man gab die Oper Achilles, in welcher ich einen braven
Tenoristen hörte, der Krebs heißt, ein schinerMann, und,
»va« man so selten beisammen trifft, zugleich ein guter
Schauspieler ist. Die Chöre gingen gut, wurden auch
lebhaft gespielt. Das Orchester, unter Kränzen»
Direktion, war vortrefflich. Alle« übrige verdient keine
Erwähnung.— Daß Stuttgart eine berühmte Bibelsamm
lung besitzt, können Sie überall lesen; dar Dibelsammeln
ist eine Liebhaberei, von der ich nicht« begreife.
Hechnigkn und Outtlingkn.
Fast mit derselben Empfindung, mit der ich am letz
ten Orte da» Bächlein ansah, welche« der Donau
einen Nahmen giebt, und fernerhin al« ein majcstälischer
Fluß zwischen blühenden Ufern sich fortwälzt, fast mit
derselben Empfindung betrachtete ich zu Hechingen da»
alle Schloß Hohenzollern, die Stammburg unser»
guten König». Dort oben war e» also, wo dte reine
heitere Bcrglufl da» Geschlecht seiner Ahnherren stark und