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Volume Nr. 184, (Freitags, den 18ten November.)

Full text: Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser (Public Domain) Ausgabe 1.1803 (Public Domain)

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hikulum, — nur eben so reiche als ingeniöse' unv feine 
räihsclhaste Symbole großer darin enthaltener Mahrhei, 
ten seyen, das war ihm Dictat der gefunden Vernunft; 
obgleich seine Vernunft flch eben dadurch uns nicht Fe, 
briciiirenden als fantasirende, und also als kranke Der, 
nunft legitimirle. Eben diese Vernunft belehrte ihn auch, 
daß alle jene Hülle, so mannichfallig und verschiede» in 
ihrer Conftructton gewebt, dennoch nur Einen Geist 
hauchten, nur Eine Tendenz hätten, lind welche? — 
keine philosophische, — keine moralische, — keine reli 
giöse, — keine ökonomische, — keine artistische, — keine 
mililairische, — keine litterarische; — das alle« wurde 
eben so, kurz und bändig, dargelhan. - Sondern ein, 
zjg und allein sey e« ein politischer Geist der au» 
allem hauche, — eine politische Tendenz, zu der 
alle», alle« hinstrcbe. — Deutlicher,n reden: die gro, 
ßen in jenen reichen ingeniösen und fein rath, 
selhaften Symbolen enthaltenen Wahrheiten 
enthielten unwidersprechlich nicht« anders al» 
Satiren auf die Englisch» Kon st iiu, 
tion!! — 
ErfindungSgeist einer Spinne. 
Im Anfange de« Herbst«, oder in der Jahreszeit, itp 
welcher die Spinnen weiblichen Geschlechts am auffal, 
lendsten, das heißt am dickbeleibceste» find, bemerkte ich 
eine große Gartenspinne, welche in der Milte des Haupt, 
gange« «ine» Garten« in folgender Manier ihr Ney ge, 
spönnen hatte. 
An den beiden Seilen de« Gange« ständen, da wo 
flch da» Netz befand, ein paar hochstämmige Obstbäume. 
Da« Netz selbst war so hoch, daß man mit erhobener 
Hand nur mit Muhe hineinschlagen konnte. Die eine 
Seite de« Neye«, die rechte, hatte die Künstlerin mit 
telst ein oderein paar Hauptfäden an ein paar Aeste de« 
ihr zur Rechten stehenden, die andere, die linke, auf 
eben solche Art an den zur Linken stehenden Raum befe, 
stigct. Nach oben zu aber, war di« Befestigung de» 
Netze» an die über den Weg selbst flch herüber wölben, 
den Aeste beider Bäume geschehen. Es fehlte »un noch 
die Befestigung de« Netze« nach unten zu. Wie hätte sie 
die bewirken sollen? — Die war ja wohl inp.akticabel? 
Denn senkrecht unter flch, hatte sie nicht«, — keinen et 
wa tief herunter flch neigenden Ast, — kein über den 
Weg herliegendc« Gesträuch, — kein im Pfade aufgeschos 
sene« Pflänzleio, - nicht« al« den bloßen nackte» Bo 
den de» Pjadcs selbst, durch den die flcisstze Hand de« 
Gärtner« kein Unkräutlein herdurchbrecken li ß. —Wie 
war da wohl eine Befestigung de» Netze» auch nur 
denkbar möglich? — Vielleicht für menschliche Ver 
nunft, die solche Netze nicht zu spinnen, n„d also auch, 
— etwa» vornehm philosophisch zu rede» — die Erfah 
rungen der Sinnenwelt, in Beziehung auf jene Unbe- 
dürfniffe zu verarbeiten nicht nöthig hat, nicht; aber 
für Spinen,Vernunft wohl. — O, daß doch die 
schöne Hälfte unserer Leser, sie, die so manche» Aaubcr- 
gcspinnst zu weben weiß, un» arme Männer damit zu 
bestricken und verstricken; o, daß sie doch diese höchste spin- 
nische Feinheit sich merkte, um davon, nöthigen Fall», 
eine Anwendung — jedoch in Liebe — zu machen! — 
Mit jenem nackten Boden halte unsere Spinne Mit 
tel» genug zur Befestigung de» zu befestigenden Faden«. 
Denn der Boden war mir grobem Flußsand, dessen Be, 
standtheile, wie bekannt, Sandsteinlein und Sleinchcn 
sind, belegt.. Da hatte nun die Tausendkunstlerin sich 
ein birnförmige» Steinchen ausgesucht, grade schwer ge« 
nug um ihr Gesptnnst straff au» erinmder zu halten , und 
nicht zu schwer, e« zu zerreißen. Diese» birnförmige 
Steinchen hatte sie über und über besponnen, so daß 
e», den schweren Theil, oder den Kopf, nach unten zu, 
den dünnen, oder Slengeltheil aber, in die Hohe gerich 
tet h darin wie in einem Netze lag. Auf diese Art 
nun hakte sie diese» Steinchen an ihrem Netze, vermlt, 
telst eine» Haupt, oder sehr dicken Faden» hcfesiigcr in 
die Höhe gezogen, daß kleine Leute unter dem Steinchen 
weggehen konnten, ohne auch nur zu ahnen, wa» über 
ihnen für feine« Spinnen-Rasflnement sich schauen lasse, 
große aber, recht eigentlich mit der Nase darauf gestoßen 
wurden: al» welche» denn auch mein hohe» Verdienst bet 
dem Fund war. 
Fragmente auö Briefen eines reisenden Berliners.. 
< Fortsetzung. ) 
y 
Gotha. 
De» wackern Salzmann« Institut zu Schnepfenlhat 
s von welchem ich au» Erfahrung rühmen kaun, daß e« 
die Herzen der Jünglinge für alle» Gute und Schöne 
empfänglich macht und erhält) blüht noch immer wie 
vvrmal«, und seine Blüthen geben manchem Lande reife 
Früchte.. Weniger Gute» läßt sich in mancher Hinsicht: 
von den weiblichen Erziehung«,Institute« jagen, an, 
welchen Gotha «inen Ucbersiuß hat.. Ihre Vorstehenn- 
nen sind Theil» Deutsche, Theil» Französische. Dam-a,, 
und sie haben den für Frauenzimmer großen Nach,
	        
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