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hikulum, — nur eben so reiche als ingeniöse' unv feine
räihsclhaste Symbole großer darin enthaltener Mahrhei,
ten seyen, das war ihm Dictat der gefunden Vernunft;
obgleich seine Vernunft flch eben dadurch uns nicht Fe,
briciiirenden als fantasirende, und also als kranke Der,
nunft legitimirle. Eben diese Vernunft belehrte ihn auch,
daß alle jene Hülle, so mannichfallig und verschiede» in
ihrer Conftructton gewebt, dennoch nur Einen Geist
hauchten, nur Eine Tendenz hätten, lind welche? —
keine philosophische, — keine moralische, — keine reli
giöse, — keine ökonomische, — keine artistische, — keine
mililairische, — keine litterarische; — das alle« wurde
eben so, kurz und bändig, dargelhan. - Sondern ein,
zjg und allein sey e« ein politischer Geist der au»
allem hauche, — eine politische Tendenz, zu der
alle», alle« hinstrcbe. — Deutlicher,n reden: die gro,
ßen in jenen reichen ingeniösen und fein rath,
selhaften Symbolen enthaltenen Wahrheiten
enthielten unwidersprechlich nicht« anders al»
Satiren auf die Englisch» Kon st iiu,
tion!! —
ErfindungSgeist einer Spinne.
Im Anfange de« Herbst«, oder in der Jahreszeit, itp
welcher die Spinnen weiblichen Geschlechts am auffal,
lendsten, das heißt am dickbeleibceste» find, bemerkte ich
eine große Gartenspinne, welche in der Milte des Haupt,
gange« «ine» Garten« in folgender Manier ihr Ney ge,
spönnen hatte.
An den beiden Seilen de« Gange« ständen, da wo
flch da» Netz befand, ein paar hochstämmige Obstbäume.
Da« Netz selbst war so hoch, daß man mit erhobener
Hand nur mit Muhe hineinschlagen konnte. Die eine
Seite de« Neye«, die rechte, hatte die Künstlerin mit
telst ein oderein paar Hauptfäden an ein paar Aeste de«
ihr zur Rechten stehenden, die andere, die linke, auf
eben solche Art an den zur Linken stehenden Raum befe,
stigct. Nach oben zu aber, war di« Befestigung de»
Netze» an die über den Weg selbst flch herüber wölben,
den Aeste beider Bäume geschehen. Es fehlte »un noch
die Befestigung de« Netze« nach unten zu. Wie hätte sie
die bewirken sollen? — Die war ja wohl inp.akticabel?
Denn senkrecht unter flch, hatte sie nicht«, — keinen et
wa tief herunter flch neigenden Ast, — kein über den
Weg herliegendc« Gesträuch, — kein im Pfade aufgeschos
sene« Pflänzleio, - nicht« al« den bloßen nackte» Bo
den de» Pjadcs selbst, durch den die flcisstze Hand de«
Gärtner« kein Unkräutlein herdurchbrecken li ß. —Wie
war da wohl eine Befestigung de» Netze» auch nur
denkbar möglich? — Vielleicht für menschliche Ver
nunft, die solche Netze nicht zu spinnen, n„d also auch,
— etwa» vornehm philosophisch zu rede» — die Erfah
rungen der Sinnenwelt, in Beziehung auf jene Unbe-
dürfniffe zu verarbeiten nicht nöthig hat, nicht; aber
für Spinen,Vernunft wohl. — O, daß doch die
schöne Hälfte unserer Leser, sie, die so manche» Aaubcr-
gcspinnst zu weben weiß, un» arme Männer damit zu
bestricken und verstricken; o, daß sie doch diese höchste spin-
nische Feinheit sich merkte, um davon, nöthigen Fall»,
eine Anwendung — jedoch in Liebe — zu machen! —
Mit jenem nackten Boden halte unsere Spinne Mit
tel» genug zur Befestigung de» zu befestigenden Faden«.
Denn der Boden war mir grobem Flußsand, dessen Be,
standtheile, wie bekannt, Sandsteinlein und Sleinchcn
sind, belegt.. Da hatte nun die Tausendkunstlerin sich
ein birnförmige» Steinchen ausgesucht, grade schwer ge«
nug um ihr Gesptnnst straff au» erinmder zu halten , und
nicht zu schwer, e« zu zerreißen. Diese» birnförmige
Steinchen hatte sie über und über besponnen, so daß
e», den schweren Theil, oder den Kopf, nach unten zu,
den dünnen, oder Slengeltheil aber, in die Hohe gerich
tet h darin wie in einem Netze lag. Auf diese Art
nun hakte sie diese» Steinchen an ihrem Netze, vermlt,
telst eine» Haupt, oder sehr dicken Faden» hcfesiigcr in
die Höhe gezogen, daß kleine Leute unter dem Steinchen
weggehen konnten, ohne auch nur zu ahnen, wa» über
ihnen für feine« Spinnen-Rasflnement sich schauen lasse,
große aber, recht eigentlich mit der Nase darauf gestoßen
wurden: al» welche» denn auch mein hohe» Verdienst bet
dem Fund war.
Fragmente auö Briefen eines reisenden Berliners..
< Fortsetzung. )
y
Gotha.
De» wackern Salzmann« Institut zu Schnepfenlhat
s von welchem ich au» Erfahrung rühmen kaun, daß e«
die Herzen der Jünglinge für alle» Gute und Schöne
empfänglich macht und erhält) blüht noch immer wie
vvrmal«, und seine Blüthen geben manchem Lande reife
Früchte.. Weniger Gute» läßt sich in mancher Hinsicht:
von den weiblichen Erziehung«,Institute« jagen, an,
welchen Gotha «inen Ucbersiuß hat.. Ihre Vorstehenn-
nen sind Theil» Deutsche, Theil» Französische. Dam-a,,
und sie haben den für Frauenzimmer großen Nach,