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Volume No. 183, (Donnerstags, den 17ten November.)

Full text: Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser (Public Domain) Ausgabe 1.1803 (Public Domain)

Theater - Nachrichten. 
Wie». 
Nach Engel« Lorenz Stark — der im Septem 
ber gegeben wurde und gefiel — ist auf dem Wiener Hof- 
Thraker nicht« erschienen, al« Wagestücke allerlei Art. 
Den ersten Salto mortale machte den roten Oktober 
Demoiselle Schmalz die Jüngere als Angelika 
im Zweiten Kapitel, von ihrer altern Schwester, der 
schon langer hier engagirten Sängerin, als Frobberg un, 
terstützt. Die eine fiel mit der andern. •— Um das Gleich 
gewicht zu erhalten, hatte man vis ä vis jm Burgihea, 
ter Madame Krüger als Gräfin Wollwarth in 
den beiden Klingsberge» paradiren lassen.— Zum 
Nahmenstage Ihro Majestät der Kaiserin sahen wir zum 
erstenmal Colli,,« neue Tragödie, die ihren einzigen Bei 
fall den großen Anstrengungen der DamenRoose, Nou- 
s'eul und Lefebre als Polypen», Hekabe und 
Cassandra verdankte. Ueber da« Stück selbst kann hier 
jcß: um so weniger etwas gesagt werden,' da der Der, 
fassen e« zur Atänderung zurüchgenommen hat; künftig 
also über die Wahl und Behandlung diese« Sujet«. — 
Ein Lustspiel von einem Ungenannten: da« Abentheuer 
auf Extrapost, ließ durch den ersten Akt etwa« erwar 
ten: die Intrigue ist gut angelegt, aber im -weiten Akt 
für den brillanten Anfang zu matt gehalten und durchg«, 
führt; indessen erhielt sich» durch Rossen» und Bau 
manns lebhafte» Spiel. 
Eine kleine Oper von Dell» Maria: der Onkel in 
Livree, fiel ganz durch. Die artige Musik hatte den 
Unwillen de« Publikum« nicht verdient, wohl aber die 
Sänger Saal, Neumann und Rösner, die nun einmal 
zu Französischen Opern-Sujet» nicht Schauspieler genug 
sind. Die meiste Schuld trifft wohl den Uebersetzer 
Treilschke und die Direktion. — E« herrscht zwischen 
dieser Opern-Gesellschaft und der bei dem Schikaneder 
schen Theater seit einiger Zeit eine ärgerliche Sucht, sich 
mit ihren Produktionen einander zuvorzukommen. Beide 
Theile paffen nur auf, wa« der eine oder andere Theil 
vornimmt. Dann wird über Hal« und Kopf dasselbe Ding 
eingepackt und eben so verworren auch wieder ausgela 
den. Dieser Brotneid ist für da» Hoftheater um so klein 
licher, je mehr e» Mittel besitzt, den Erwartungen de« 
Publikum» durch bedeutendere Original-Au-stellungen zu 
entsprechen, und je weniger dergleichen Französische Ba 
gatellen eine» solchen Wettstreit» würdig sind. Man lasse 
sie eingehen, wo sie ausgingen: von Pariser Vorstädten 
in Wiener Vorstädte! Ucbrigen« ist die Demüthigung, wel, 
che den Hofopcristen mit dieser Oper widerfuhr, eben so 
verdient, al« jene der Dorstädter, wenn sie sich zuweilen 
an regelmäßigen Stücken vergreifen. Indessen sollte sich 
doch immer nur da« Publikum al« beleidigter Theil ra 
chen; dem Schauspieler Cache nahm man es daher sehr 
übel, al« er nach der gelungenen Darstellung desselben 
Onkels in Livree auf dem Schikancderschen Theater, diese 
Oper auf de» andern Tag nebst dem au» dem Französi 
schen übersetzten le <luel impossible ankündigte, unter 
dem Titel: Todt und lebendig, und zwar mit der 
sprechendsten Pantomime und Anspielung auf da» Miß 
glücken dieser Oper in dem Hoflheater. Diese Schaden, 
freudr war von Herrn Cache um so unzeitiger ange 
bracht, da er in kurzer Zeit seinen dermaligen Aufent 
halt verläßt und zum Hoflheater übertritt. Warum öff, 
net die Hof, Direktion selbst ihren Rivalen diese Trium 
phe? Warum ermuntert sie nicht emsiger Hayd'n, Salieri, 
Pär, Weigl, Wranitzky ,c., Männer, deren Talente da» 
Ausland bewundert, und die hier ungenutzt und mit Chö 
ren und Balletmuflken ihre Zeit vergeuden? Keine Stadt 
in Europa besitzt in so großer Anzahl die ausgezeichnet 
sten Opern-Komponisten, und an keinem Orre benutzt 
man sie weniger: da« ist Eine Unbegreiflichkeit! Die 
zweite: daß man vor einem Monat Mozart« würdigsten 
Schüler, den Hoflheater-Kapellmeister Süsmayer be, 
grub, und daß von dreimal hundert tausend Wienern 
e» vielleicht kaum fünfzig Menschen wisse».' 
Hamburg. 
Unser in da« Französische Schauspielhaus verlegte» St. 
Georglhcater scheint sich förmlich zur Poffenbühnc zu kon- 
stituiren. Schon hat e« „Heroder vor Bethlehem," und 
«ein Paar ähnliche Schnurren gegeben, und e» wird, sagt 
man, mit dieser Gattung fortfahren. Auch gut! So ha, 
ben die untern Dolkrklaffen- denen in der bedrängten Lag« 
der Stadt wenig mehr übrig ist, al« trockne» Brot, doch 
wenigsten« auch die Circense» dazu. 
(Zusatz. Gewiß recht gut. In jeder großen Stadt 
ist ein Dolkrtheater Bedürfniß. Aber sind die Preise auch 
mit Rücksicht auf da« trockne Brot bestimmt?) 
Anzeige. 
Zur Gewinnung der im ersten Blatte dieser Zeit 
schrift ausgesetzten Preise«, sind bi« jetzt vierzehn Lust 
spiele eingesendet worden. Da indeß der größte Theil 
derselben erst nach der Abreise de« Hro. von Kotzebue 
eingelaufen ist, so kann auch die Preiscrkeniinug erst 
nach seiner Rückkehr, die in einigen Wochen Statt ha 
ben wird, geschehen. Der Red.
	        
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