Theater - Nachrichten.
Wie».
Nach Engel« Lorenz Stark — der im Septem
ber gegeben wurde und gefiel — ist auf dem Wiener Hof-
Thraker nicht« erschienen, al« Wagestücke allerlei Art.
Den ersten Salto mortale machte den roten Oktober
Demoiselle Schmalz die Jüngere als Angelika
im Zweiten Kapitel, von ihrer altern Schwester, der
schon langer hier engagirten Sängerin, als Frobberg un,
terstützt. Die eine fiel mit der andern. •— Um das Gleich
gewicht zu erhalten, hatte man vis ä vis jm Burgihea,
ter Madame Krüger als Gräfin Wollwarth in
den beiden Klingsberge» paradiren lassen.— Zum
Nahmenstage Ihro Majestät der Kaiserin sahen wir zum
erstenmal Colli,,« neue Tragödie, die ihren einzigen Bei
fall den großen Anstrengungen der DamenRoose, Nou-
s'eul und Lefebre als Polypen», Hekabe und
Cassandra verdankte. Ueber da« Stück selbst kann hier
jcß: um so weniger etwas gesagt werden,' da der Der,
fassen e« zur Atänderung zurüchgenommen hat; künftig
also über die Wahl und Behandlung diese« Sujet«. —
Ein Lustspiel von einem Ungenannten: da« Abentheuer
auf Extrapost, ließ durch den ersten Akt etwa« erwar
ten: die Intrigue ist gut angelegt, aber im -weiten Akt
für den brillanten Anfang zu matt gehalten und durchg«,
führt; indessen erhielt sich» durch Rossen» und Bau
manns lebhafte» Spiel.
Eine kleine Oper von Dell» Maria: der Onkel in
Livree, fiel ganz durch. Die artige Musik hatte den
Unwillen de« Publikum« nicht verdient, wohl aber die
Sänger Saal, Neumann und Rösner, die nun einmal
zu Französischen Opern-Sujet» nicht Schauspieler genug
sind. Die meiste Schuld trifft wohl den Uebersetzer
Treilschke und die Direktion. — E« herrscht zwischen
dieser Opern-Gesellschaft und der bei dem Schikaneder
schen Theater seit einiger Zeit eine ärgerliche Sucht, sich
mit ihren Produktionen einander zuvorzukommen. Beide
Theile paffen nur auf, wa« der eine oder andere Theil
vornimmt. Dann wird über Hal« und Kopf dasselbe Ding
eingepackt und eben so verworren auch wieder ausgela
den. Dieser Brotneid ist für da» Hoftheater um so klein
licher, je mehr e» Mittel besitzt, den Erwartungen de«
Publikum» durch bedeutendere Original-Au-stellungen zu
entsprechen, und je weniger dergleichen Französische Ba
gatellen eine» solchen Wettstreit» würdig sind. Man lasse
sie eingehen, wo sie ausgingen: von Pariser Vorstädten
in Wiener Vorstädte! Ucbrigen« ist die Demüthigung, wel,
che den Hofopcristen mit dieser Oper widerfuhr, eben so
verdient, al« jene der Dorstädter, wenn sie sich zuweilen
an regelmäßigen Stücken vergreifen. Indessen sollte sich
doch immer nur da« Publikum al« beleidigter Theil ra
chen; dem Schauspieler Cache nahm man es daher sehr
übel, al« er nach der gelungenen Darstellung desselben
Onkels in Livree auf dem Schikancderschen Theater, diese
Oper auf de» andern Tag nebst dem au» dem Französi
schen übersetzten le <luel impossible ankündigte, unter
dem Titel: Todt und lebendig, und zwar mit der
sprechendsten Pantomime und Anspielung auf da» Miß
glücken dieser Oper in dem Hoflheater. Diese Schaden,
freudr war von Herrn Cache um so unzeitiger ange
bracht, da er in kurzer Zeit seinen dermaligen Aufent
halt verläßt und zum Hoflheater übertritt. Warum öff,
net die Hof, Direktion selbst ihren Rivalen diese Trium
phe? Warum ermuntert sie nicht emsiger Hayd'n, Salieri,
Pär, Weigl, Wranitzky ,c., Männer, deren Talente da»
Ausland bewundert, und die hier ungenutzt und mit Chö
ren und Balletmuflken ihre Zeit vergeuden? Keine Stadt
in Europa besitzt in so großer Anzahl die ausgezeichnet
sten Opern-Komponisten, und an keinem Orre benutzt
man sie weniger: da« ist Eine Unbegreiflichkeit! Die
zweite: daß man vor einem Monat Mozart« würdigsten
Schüler, den Hoflheater-Kapellmeister Süsmayer be,
grub, und daß von dreimal hundert tausend Wienern
e» vielleicht kaum fünfzig Menschen wisse».'
Hamburg.
Unser in da« Französische Schauspielhaus verlegte» St.
Georglhcater scheint sich förmlich zur Poffenbühnc zu kon-
stituiren. Schon hat e« „Heroder vor Bethlehem," und
«ein Paar ähnliche Schnurren gegeben, und e» wird, sagt
man, mit dieser Gattung fortfahren. Auch gut! So ha,
ben die untern Dolkrklaffen- denen in der bedrängten Lag«
der Stadt wenig mehr übrig ist, al« trockne» Brot, doch
wenigsten« auch die Circense» dazu.
(Zusatz. Gewiß recht gut. In jeder großen Stadt
ist ein Dolkrtheater Bedürfniß. Aber sind die Preise auch
mit Rücksicht auf da« trockne Brot bestimmt?)
Anzeige.
Zur Gewinnung der im ersten Blatte dieser Zeit
schrift ausgesetzten Preise«, sind bi« jetzt vierzehn Lust
spiele eingesendet worden. Da indeß der größte Theil
derselben erst nach der Abreise de« Hro. von Kotzebue
eingelaufen ist, so kann auch die Preiscrkeniinug erst
nach seiner Rückkehr, die in einigen Wochen Statt ha
ben wird, geschehen. Der Red.