kannte seine Redlichkeit, er hatte sie ni :hrere Jahre geprüft,
er wußte, daß er sich darauf verlassen kennte. Er schrieb
ihm also: „daß er in Lille einen Rciftwegen stehen habe,
„an welchem, da er von sehr geschätzten Handen komme,
„ihm viel gelegen sey. kr wünsche ihn wieder zu erhal,
„tcn, und wenn cs der Abbe St. Jülien für möglich halte,
„eine Reise nach kille zu thun, ihn dort zu irgend einem
„Preise zu kaufen, und dann damit nach England zukom,
„mcn; so wolle er ihm nicht nur eine genaue Zeichnung
„de» Wagen», alle erforderlichen Fond» zum Ankauf des,
„selben und zur Reise überschicken, sondern ihm auch noch
,.eine Versorgung auf Lebenszeit zusichern."
Der Antrag war reihend. Der Abbe St. Jülicn nahm
ihn an, und machte sich, gleich nach dem Empfang der In,
pruklioncn, auf den Weg nach Flandern. Seine Bieder,
kcit hatte ihm überall viele Freunde verschafft- die Fran,
zistschen Agenten im Auslande kannten ihn und seinen ta
dellosen Wandel; es war ihm leicht, einen Französischen
Paß zu erhalten, womit er sicher nach Frankreich gehen
konnte.
Er kam glücklich nach Lille; fand den Wagen nach
der erhaltenen Beschreibung; kaufte ihn, und trat darin
die Reise nach England an. Wie glücklich war der bie,
dereJulien! Erhalle seinem Freunde gedient und sich eine
beständige Versorgung erworben. — Aber ach! die frohe
Aussicht verlor sich nur zu bald. Tr hat das Unglück,
auf ein Korps republikanischer Truppen zu stoßen. Er
wird angehalten; seine Papiere werden durchsucht und
richtig befunden. Er selbst wird entlassen, und ihm frei,
gestellt, seine Reise, wohin er will, fort zu sehe». Aber der
Wagen — ist zu schön, um ihn außer Landes zu schicken.
Er wird ihm abgenommen, als gute Prise nach Lille
zurück gebracht und wieder auf den allen Platz in der
National-Remise gestellt.
Der Kommissair zu Lille freute sich, den eben ver,
kauften Wagen um einen so billigen Preis wieder
zurück zu erhallen, und wünschte wahrscheinlich nicht« so
sehr, al» daß sich bald ein neuer Käufer einfinden möchte.
Traurig aber kehrte der arme Geistliche, statt nach
England zu gehen, wieder nach Altona zurück. Er schrieb
dem Ex, Minister in Ausdrücken der tiesfien Bestürzung,
was mit ihm und dem Wagen vorgegangen war.
Sein Alter, die Beschwerden dieser Reise, am mei,
sten aber Schrecken und Kummer über diese unerwartete
unglückliche Begebenheit, brachten eine schwere Krankheit
herbei, von welcher er auch nicht wieder gcna«. Er starb
einige Monate nach seiner Zurückkunft in Altona, unter un
aussprechliche» Schmerzen. Während seiner ganzen Krank,
heit, sprach er mit großer Rührung von dem Wagen
und seinem unglücklichen Freunde Cal onne. Seine letzten
Worte waren: Calonne und sein Wagen. —
Diesen letzten Umstand kounlcn mehrere seiner Freun,
de sich nicht e: klären. Diese räthselhasten Worte, Ca kön
ne und der Wagen, Hörle auch Madame d, la Dign e,
die unsern biedern Geistlichen kannte, und ihn während
seiner Krankheit fleißig besuchte. Auch sie war ehemals
eine verlrauke FreundinCalonne'ns, und daher hallen
die letzten Worte des sterbenden Geistlichen, der Wagen
und Calonne, für Madame de la Digne ein desto
höheres Interesse. Lange.
(Die Fortsttzung im «äcklken Stücke.)
Englische Litteratur.
In dem letzten sährlichen Asiatischen Re
gister, oder dem Ueber blick der Geschichte
von Hindofian, wie auch der Politik, de«
Handels und der Lilleralur von Asien, finde
ich für verschiedene Klassen unserer Leser unterschiedliche»
Interessante.
Unsern kaufmännischen Lesern möchte es nicht
unwillkommen seyn, zu wissen, wa» dort über de» frühe,
sten Handel mit den Hindus erzählt wird. Bis zu den
Jahren iLiz reicht aber nur die Geschichte des Erzählten
hinauf.
Wechselseitiger Mangel gegen einander auszutauschen,
der Bequemlichkeiten, ist fast immer di« Mutter de« Han,
dcl« »wischen Ländern und Ländern. Aber die Hindu»,
beschränkt in ihren Begierden, hatten keinen Sinn sur
Bequemlichkeiten, welche ihnen fremde Nationen hätten
verschaffen können. Ihr geduldiger, einfacher und genüg
samer Charakter, gebildet in einer langen Reihe von Jah
ren durch einschränkende, religiöse und bürgerliche Grund
sätze, schützte sie vor Luxus und Ueppigkeit, den sonst so
gewöhnlichen Begleitern von Civilifirung und Dcrfein»,
rung, die aber dann zugleich auch dem Handel mit frem,
den Nationen so hülfreich die Hand bieten. Durch ihren
eigenen betriebsamen Fleiß, so wie durch die Fruchtbar,
keit ihre« Klima'«, hinlänglich versehen mit alle» Be,
quemlichkeilen bei Leben«, hallen sie keinerlei — auch
nicht einmal ein neugierige» Verlangen nach den Pr»,
dukten fremder Länder. Sie gaben sich daher auch niemals
mit auswärtigem Handel ab, berechneten sogar nicht ein,
mal, .welch ein Vortheil ihnen daraus erwüchse, wenn
sie ihre Produkte an fremde Nationen absetzen könnten,
ihre Produkte, die doch in so hohem Werth bei diesen
standen. Indessen aber ist am Ende doch das Verlangen