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so kraftvolle Greis. Men, die ihn selbst und sein: Werke
kannten, denen er daher als Mensch und als Künstler
lieb und werth war und ist, würde rs gewiß sehr an-
genehm seyn, wenn seiner, auch nach seinem Tode, mit
der gebührenden Achtung öffentlich noch mehr Erwäh
nung geschähe. Jeder, nicht bloß einseitig gebildete Mensch
aber, der bis jetzt von dem -restlichen Manne nur wenig
oder vielleicht gar nicht» gehört hat, wird cs gewiß mit
lebhaftem Dank erkennen, wenn besser llnterrichtete auf
eine würdige Art in öffentlichen Blättern jenes Todten
gedenken, und ihn als Menschen und Künstler, mit vor
züglicher Rücksicht auf die Art seiner Ausbildung, charak,
reristrcn. Um hierzu Veranlassung zu geben, wird
der obige Auszug aus einem lange bei Seite gelegten
Briefe mitgetheilt. Der Verfasser desselben hat nichts
Bessere«, um die Urne der theuren Todten zu schmucken.
Aber er wird sich innig freuen, wenn er sie mit einem
recht schönen Kranze von andern Handen umwunden
ficht. — d —
National-Kleinigkeiten, die Bemerkung verdienen.
Wir Deutschen lesen schon langst ausführlich in unsern
meisten natnrhistsrischcn Schriften, daß der Todtengräber
(Nicrophorus vespillo und Gormanicus) Mause, Maul
würfe ic. begrabe; der Franzose Cadet de Deauz posaunt
dies als eine neue Entdeckung au-, und Deutsche Zeit
schriften spreche» ihm nach. — Als ich es in mehreren
derselben las^ war ich in großer Versuchung, zu glau,
den, es sey Satire.
Ein Deutscher Künstler erfindet ein herrliches musika
lische« Instrumenta — (ich glaube, er war au« Stutt,
gardt, hieß Schelle, und naimie sein Werk Orchestrion.)
— Die musikalische Zeitung erwähnt seiner in Ehren; er
durchzieht einige Deutsche Städte mit demselben, wird
gleichgültig aufgenommen, und geht endlich nach Pari«.
Da schlagen einige Französische Journale Lärm, aber in
Ausdrücken, daß man glauben sollte, ein Franzose habe
das Kunstwerk verfertigt. Nun erst erwähnen einige Deut,
sche periodische Dtäuer der Erfindung; aber ste scheinen
nicht zu wissen, daß der Erfinder.ein Deutscher ist.
Cook bemerkt auf Neu-SüdwallI» Vögel, welche
dem Casuar ähnlich find, und spätere Reisende beschrei
ben sie näher; der Deutsche merkt sich da« hübsch ordent
lich in seiner Naturgeschichte. (S. z. B. Blumenbach«
Handbuch.) Vor zwei Jahren werden so ein Paar Vö,
gel nach -England gebracht, und die Englischen Ieilschrif,
ten schreien sie al» etwa« ganz Neues, bisher Unbekann
tes aus;.die Deutschen, anstatt zu sagen: die kennen wir
schon durch unsern Förster, euren Cook und Andere,
schreien auch in ihre» Journalen: Neue Vögel, schöne neue
Vögel! — Wie doch der Deutsche so gutmüthig ist! — Und
so vorschnell, wo es Freude zu bewundern giebt!
E * M.
Sklavische Furcht.
Ich befand mich verflossenen Sommer in einem der
besuchtesten Bader Deutschlands, in dem schönen Län),
chen eines sehr wackern Deutschen Fürsten, dessen Unter,
thauen nicht gedrückt werden; und doch konnte sich in ei,
nein seiner Dörfer folgende traurige Begebenheit ereignen l
Ein junger, »och unverheirarheter Bauer wurde, in«
deß er sich mit dem Einlhun der reichen Ernte beschäftig,
<e, von dem Iehntcpächter beschuldigt, er habe die ihm
bestimmten Zehn» - Garbe» kleiner gewachst, als die übri
gen; er wurde von ihm hart angelassen und mit Zucht,
hausstrafe bedroht. Traurig und mißmülhig ging der
junge Mann de« Abends nach Hause, und klagte der
Mutter seine Noth. Diese suchte ihm Muth einzuspre,
che», und ihn besonders durch die Bemerkung zu trösten,
daß man niemanden auf eine bloße unerwiesene Beschul
digung hin, gleich in'« Zuchthaus stecke. Vergebens! Der
Arme war durch die Drohung so erschreckt, daß er sich
bei Nacht au» dem Haus« schlich, und seinem Leben in
einem nahen schlammigen Wasser ein Ende machte.
Wenn auch der Fürst kein Despot ist, so find e« doch
manchmal die kleinsten seiner Unterbeamten!
Wie viel mannichfaltige und trübe Gedanken durch
kreuzten meine Seele, als ich an dem schönen Morgen,
da er begraben wurde, die herrlichen gesegneten Fluren
dairchwandelteä ^ * M,
Anckdotc
Zu einer Zeit, wo Ludwig der Fünfzehnte von seinen
Ministern angetrieben wurde, gewaltsam despotisch gegen
die Parlamente zu verfahren, und er Anstand »ahm, s»
rasch zu Werke zu gehen, wie sie es wünschten, steckten
sie sich hinter feine Geliebte, Madame Dübarry, daß sie
au« einer Gemäldesammlung, die nach Petersburg ver,
kauft wurde, ein einzelnes Stück, das Portrait de« «nt,
haupteteo Karls ver Ersten von England, für-0,000 Li,
vre« an brachte. Dieser Anblick, im Kabjnet der Dü,
barry, «rarkte den König durch Furcht, da« verderbliche
System der willkährliche» Gewalt durchzusetzen.
Dieser lehrreiche Zug wird in einer Anckdotensamm,
long erzählt, die mehrere Jahre vor der Revolution her
auskam. H.