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Volume No. 168, (Freitags, den 21sten Oktober.)

Full text: Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser (Public Domain) Ausgabe 1.1803 (Public Domain)

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Iahl, unversehrt stehen geblieben sind. Die übrigen Sau» 
len find zum Theil umgestürzt. Oer Tempel ist von Back» 
steinen erbaue, mit einem sehr harren Stuck überzogen, 
besten die Alien sieb zu bedienen pflegten. Auf den Mauern 
sind viele Embleme, welche auf den Dienst der Ist» Be« 
ziehung haben, abgebildet. Die heiligen Gefäße, Cande, 
laber rc., sind in» Museum nach Pouici gebracht. Auf 
zwei Seiten de« Säulengangr sind Zimmer.. 
Man sinder auch die Reste eine« kleinen Griechischen 
Tempel«, ir Faden lang, von dem nur noch zwei Sau» 
len übrig find. Zwischen beiden Tempeln steht ein 2; 
Faden lange« G bäude, mit 74 ganz erhaltenen Säulen. 
E« wird von einigen für da« Forum, von andern für 
da» Lduarrier der Soldaten gehalten. Gegen Mitternacht 
wird c» durch einen Hof von der Scene de« Theater» 
getrennt. Die« l gc re ist etwa« größer al» da« Hercula- 
nische, und in der Bauart wenig von ihm verschieden., 
liniern davon b.st .oel sich ein zweite« und zwar ein be 
deckte« Schauspielhau», oder Odeum. Dle Seile der 
Scene ist hundert Fuß, die gegenüberstehende, wo die 
Sitzender Zu-chauer sich in halb zirkcliörmigen stufen 
erheben, ist 107 Fuß lang. Nahe bet der Siadr steht an 
dem Abhang eine» Hügel» ein bequemes Landhaus von 
drei Stockwerken. Das dritte ist ebenen Fuße« mit der 
Landstraße, die nach Pompeji führt. Beim Ende trifft man 
ei» Penstyl. An dessen einer Seile sind Wohn > und un 
ter diesen ein Schlafzimmer, auf der ander» »st da« Ba- 
debau«, wo die Einrichtmig de» Ofen« bemerkt zu werden 
verdient. Die diiiie Sene bildet da« Atrium. In den 
meisten Kofi del sich eine Thür, durch die man vermittelst 
eine» schräg hi,'.ablaufenden Corridor« in da« zweite Stock 
werk hiuuiilerst'igr. Die» enthält die größten und am 
besten geziert-"» Zimmer. Zu dem daran stoßenden Garien 
führt ein Säulengang, der auch die drei andern Seiten 
de« Garien» umgiebk. Eben dieser Porucu« unterstützt eine 
Terraffe, auf Su man au« dem oberste» Stock gehr. Da» 
unterst: Siockwerk oder der K-ller ist mit Gip» überzo 
gen, und durch die Zuglöcher in den Mauern hinlänglich 
erhell.. Ja d,-»em K-ller fand man noch mehrere Gesäße 
zum Aufbewahren der Getränke. — 
Da« Werk beschließt eine Nachricht von dem ältern 
an» gegenwärtigen Zustande br« Vesuv«, seinen frühern 
und spätern Auebrüchr», deren lctzter im Jahre 1794 
die Stab« Torte <iel Gieco zerstörte. Angehängt ist eine 
Älaffisi'ation der vulkanischen Produkte de« Berg«, nach 
»der vielmehr von Thora.0». 
Aus einem Briefe aus Ne« - Park. 
Ich war zu Fisch-Kill bet dem Herrn S. D., des 
sen Pflanzung nahe am l'fer de« Hudson« «Fluss:« liegt. 
Kommen Sie, sagte er, ich will Ihnen umerc Fischer in 
der Arbeit zeigen; Sie werden ihre Geschicklichkeit bewun, 
der». Leise und schweigend gingen wir bi« an Bett äußer 
sten Rand eine« Untcrhügel«, und versteckte» un« unter 
einigen dichtbelaubten Baumen. Plötzlich sahen wir mit 
ten im Fluß, kaum fünfzig Klafter hinter einem Schiffe, 
da« Wasser in großer Bewegung. Ein Fischadler erhob sich 
au» demselben langsam und mit einem Fische, deffen G>ö- 
ße und gcwallige Krümmungen feinen Flug verzögerten. 
Bald erhob sich der Adler mit reißender Schnelle; bald 
mußte er sich senken. Der Kamps dauerte einige Minu 
ten : endlich siegte der Vogel, und schwebte dem Ufer lang 
sam zu, al» wir Herr V. hoch über ihm seinen Feind 
den kahlköpfigen Adler zeigte, der durch da« gewaltsame 
Schlagen seiner Flügel anzukündigen schien, daß er sich 
bereite^ da« Recht de» Stärkcrn auszuüben. Auch der 
Fischadler erblickte ihn, und, zu belad-n zum Kampf, 
ließ er sogleich seine Beute fahren. Schon Hane fte da» 
Wasser fast erreicht; aber mit unbegreiflicher Schnelligkeit 
stürzte der Sieger auf sie herab, und entführte sie, ohne 
die Wellen nur zu berühren. Stolz auf seinen Sieg, 
stürmte er seinem Neste zu, und war dem Baume, auf 
dem e« stand, schon sehr nahe, al« Herr V. an den 
Stamm desselben ichlug. Erschrocken ließ nun auch er 
den Fisch fallen, und wir hoben ihn auf. „So dient 
überall und immer der Schwäch re dem Siärkerenl" 
rief Herr D. triumphirend. „Die Bemerkung ist — 
ich wellte hinzusetze», »sehr trivial;" aber, ich besaun 
mich schnell, und sagte: „Der Fisch ist vorcreffiich!" 
Da« war er auch wirklich, und wog 21 P-und. 
Der Fischadler bewohn«- da« Ufer de« Strom» nur 
so lange eine gewiffe Fiichgattung au« d.-m-Mecr »» den 
selben heraufsteigt; und eben so lange ist der andere 
AdOr sein Nachbar. Sobald j ne in» Meer zurückkehrt, 
folgt er ihr an in» S-r.,nb desselben, und der kahlköpfige 
Adler kehrt in seine inländischen Wälder zurück. 
Musikalische Miscellcii. 
Im Jahre 1777 gab Raimondi zu Amsterdam ein 
Concert, welche« dem Gehör die Begebe h iren Te-e- 
mach« vortz llcn sollte. E» währte eine Siunre. Die 
Rollen waren folgender Gestalt verthrill: 
Telemach, erste Violine; Mentor, Dioloncell; 
Calypso, eie Flöte; Eucharr», eine Nymphe der Ca-
	        
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