No, 163.
(Freitags)
L) « r l i n i s ch e
Zeitung für
oder »
gebildete,
(den Listen Oktober.)
unbefangen« Leser.
Alis Neapel.
( Beschluß. )
^)er Nahme Pompeji oder Pompeja ist eher Griechischen
oder Phönicischen al« Lateinischen Ursprung«. Diese Stadt
scheint ungefähr zu gleicher Zeit mit Herculanum gegrün/
bet zu seyn. Sie war, wiewohl jetzt vom Meer entfernt,
von größerem Umfange, und bedeutender, al» Hercula
num, mit dem fie fast gleiche Schicksale halte, und gleich
fall» eine Römische Kolonie ward. Auch sie litt sehr durch
da« Erdbeben im Jahre 6g, und ihr gänzlicher Untergang
erfolgte gleichfalls in dem großen Brande des Vesuvs im
Jahre 7?. Die Stadt blieb durch die Asche und die
Steine, welche der Berg damals auswarf, fast siebzehn
Jahrhunderte verschüttet, bi» im Jahre 1750 Bauern,
die ihr Feld bestellten, einige alte Gebäude unter der
Erde antrafen. Man fuhr auf Befehl Karls des Dritten
fort zu graben. Die Materie, welche Pompeji nur einige
Fuß lief bedeckte, war weniger schwer und fest, und man
konnte daher einen großen Theil der Sradl wieder auf
decken, so daß man jetzt durch ihre Straßen wandelt und
in ihren Gebäuden umhergeht.
Pompeji ist auf vulcanischen Laven gebaut. Da« Ma
terial der Gebäude und die Dauart ist der von Herculanum
ähnlich. Da« Thor, welche» man für da» Hauptthor
hält, verkündigt eben feine große Sradl. Die in der
Nahe gefundene» Stücke von Säulen lassen aber vermu
then, daß e« früher, vielleicht vor dem Erdbeben unter
Nero, mehr verziert war. E» hat eine Hauplpforte und
zwei Nebcncingänge, durch welche man auf die Trottoirs
kommt, welche die größt« Straße einfassen. Der jetzt of
fen liegende Theil der ebengedachten Straße ist ungefähr
sechzig Klafter lang und zwölf Pariser Fuß breit, mit
Lava gepflastert, in der man sehr deutlich da« alte Wa
genglei« bemerkt. Zu beiden Seiten der Straße lauft eine-,
Reihe von Duden und Wohnhäusern fort. Letztere haben
wenig Stsckwerke, oft nur Ein«. Größten Theil« umgiebt
einen viereckigen, in der Mitte mit einem Brunnen ver
sehenen Hof ein Säulengang, in welchen die Thüren der
verschiedenen Zimmer ausgehen. Letztere haben gleich den
Zellen der Mönche, keine Gemeinschaft mir.einander, und
erhalten da« Licht, entweder bloß durch die Thür, oder
durch eine Oeffnung in der Mauer gegen den Hof
zu. Die Zimmer sind, im Verhältniß zu ihrer Höhe,
klein, die innere Einrichtung, Fußboden u. s. w-, so wie
es oben bei Herculanum bemerkt ist.
Dicht vor dem Thore find zwei halbzirkelförmige,
zwanzig Fuß lange Sitze, die zum Grabmahl der Prisstr-
rin Mammäon gehören, welche« viele» von seiner ersten
Form verloren hat.
Für da» merkwürdigste Gebäude von Pompeji hält
man den Tempel der Isis, der fünfzehn Faden lang und
zehn Faden breit ist, ohne Dach, mit einem Peristyl um
geben, dessen Säulen, Dorischer Ordnung, ,5 an der
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