668
beleidigt, sondern man verlangt sogar von ihm, daß
er in einer solchen poetischen Handbibliothek einen allere
meinen Charakter von Zierlichkeit und festlichem Schmuck
turchgängig behaupte, dem zufällige und uncigenihüni-
liche schlerhaste Besonderheiten geradezu widersprcch n
« ürden.
Der rasche Fortgang, den Matthissonr Anrho,
logie schon gewonnen hak, u»d für die Zukunft v r»
spricht, ist hauptsächlich in der jetzigen Epoche unserer
schonen Litteratur als ein sehr günstiges Ercigniß zu be
trachten. Die unendlich mannigfaltigeii Aneignungen
sowohl als Eigenthümlichkeiten der Deutschen Poesie bil-
den schon in der bis jetzt von dem Sammler bearbeite-
ken Epoche, für das Studium wie für den Genuß ein
Ganze», was allen ausschließlichen und einseitigen Partei,
Ansichten, rillen ephemeren Anmaßungen, mit stiller Kraft
entgegenwirken mag. — L —
Erzählungen, von 2s. Freiherr» von. Steigentesch.
Leichtigkeit und Wellten zeichnen diese Erzählungen
sehr vvrrheilhast aus. Einen Vorwurf, den die Deutschen
Schriftsteller sehr selten verdienen, kann man den H. v.
Skeigcntcsch'zuweilen wirklich machen — den Vor,
wurf nehmlich, zu kurz zu sey». Wan lese z. B. die
Tugend: welch ein etranglirker Auszug von Mar,
mon tels Iieureu-einsor! die beiden ersten Erzählungen:
Die Zeichen der Ehe und der Beruf, sind in der
angenehmen leichtfertig- satyrischen Manier des Verfassers
wohl die gehaltensten. In: Zwei Tage auf dem Lan
de, tritt diese Manier hie und da, und namentlich am
Schluß, etwas ungeschickt in andre Gebiete. Die einzige
rührende Erzählung: Marie, ist zart und kräftig zugleich
vorgetragen. Die Moralität der übrigen mag von sol,
chen Kritikern angefochten werden, die dagegen an dem
Wollüsteln einiger unsrer Romanenschreiber, um ihrer
volltönenden Siriensprüche und moraliflreirden Deklama,
rwncn willen, kein Aergerniß nehmen zu müssen meinen.
Als moralische Erzählungen sind sie nicht angekündigt,
könntcw aber diesen Namen eben so gut führen, wie cini,
ge von den Marmontclschen: sie predigen keine Sit
ten, wie sie seyn sollen, stellen aber Sitten, wie sie sind,
mit einer scherzhasten Superioritat dar, die für gebildete
Leser auch ihre» moralischen Werth har. Ungebildete hin,
gegen finde» hier nicht«, was sie sonderlich inlercssiren
könnte, und also auch nichts, was ihre Sittlichkeit erschüt
terte: dazu gehört gerade der grobe Sinnenkützcl, den
ihnen ihre Lieblingcschrifrsteller gewähren. — h
Beschluß dev Französischen National-Instituts,
der in Deutschland vorzüglich nachgeahmt zu werden
vorüieiit.
Tie Kunst des Kupferstschens ist allen andern schö,
neu Künsten, was die Buchdruckern den Wissenschaften,
dem Fortschritt der menschlichen Kenntnisse ist: es bildet
ihre Werke ab, es verbreitet, vervielfältigt, verewigt sie.
Sie bedarf es vorzüglich, ehrenvoll aufgemuntert zu
werden, da es den Künstlern, die sie üben, so leicht ist,
schon dadurch gemächlich zu leben, daß sie sich aus «n,
vollkommne Arbeiten beschränken, oder sich zu unsitili,
chen wegwerfen. Daß sie bisher so wenig beachtet wur,
de: daher vorzüglich kommt ce, daß sie so wenig Mei
ster aufzuzeigen hak, so wenige, die Murh genug besitzen,
die letzten Schwierigkeiten zu übersteigen, jenseit deren
der Künstler nicht «ur Brot, sondern auch Ehre zu er
langen vermag. - Um ihr einen «dlern Schwung zu ge
ben, hat das Institut beschlossen, dem vorzüglichsten jun,
gen Kupferstecher, Steinschneider und Medailleur densel
ben Preis zuzutheilen, der den Ausgezeichnetsten in an
der» bildenden Künsten bestimmt ist: eine Pension und
die nöthige.» Summe», um in Rom die Kunst zu studieren.
ZU No. ioi Seite 42l. Museum des Wundervollen.
„Der Freimütige zweifelt, ob die Dienen bei Nan
tes so dankbar waren, daß sie, als ihre Wohlthäterin
starb, sämtlich in die Stadt flogen, u,n sich auf den Sarg
zu setzen." — Es ist allerdings sonderbar und unerklär,
sich, wenn dieses wirklich geschehen ist; indessen versichere
ich doch, daß ich — gciyiß ein ziemlich vorurcheilfreier
und von allem Aberglauben sehr eulfernter Mann, — ein
ähnliches Beispiel erlebt habe. — Meinem ersten Sohne
zum Vergnügen kaufte ich einen Hund. Er blieb un
gefähr ein Jahr im Hause, und hatte an diesen Kleinen
die größte Anhänglichkeit. Nach und nach wurde er bcis«
stg, so daß ich ihn entfernte und mich nicht mehr beküm,
inerte, wohin er gekommen sey. Wirklich habe ich jh„
Monatelang — und auch niemand aus meinem Hause —
nicht mehr gesehen. Jetzt starb der Knabe. — Am Ta
ge seines Begräbnisses, in dem Augenblick, als der Wagen
vor das Haus kam, in dem ich und meine Frau zur Be,
gleitung der Leiche mit fahren sollten, erschien der —
seitdem nie wieder gesehene — Hund, legte sich unter den
Wagen, und harrte unter demselben, bis der Sarg aus dem
Hause war. Dan» lief er weg und ward nie wieder gesehen.
Ich wage da« warum nicht zu erklären; aber ich
bürge mit meiner.Ehre für die Wahrheit des Vorgang».
— W —