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Volume Nr. 167, (Donnerstags, den 20sten Oktober.)

Full text: Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser (Public Domain) Ausgabe 1.1803 (Public Domain)

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beleidigt, sondern man verlangt sogar von ihm, daß 
er in einer solchen poetischen Handbibliothek einen allere 
meinen Charakter von Zierlichkeit und festlichem Schmuck 
turchgängig behaupte, dem zufällige und uncigenihüni- 
liche schlerhaste Besonderheiten geradezu widersprcch n 
« ürden. 
Der rasche Fortgang, den Matthissonr Anrho, 
logie schon gewonnen hak, u»d für die Zukunft v r» 
spricht, ist hauptsächlich in der jetzigen Epoche unserer 
schonen Litteratur als ein sehr günstiges Ercigniß zu be 
trachten. Die unendlich mannigfaltigeii Aneignungen 
sowohl als Eigenthümlichkeiten der Deutschen Poesie bil- 
den schon in der bis jetzt von dem Sammler bearbeite- 
ken Epoche, für das Studium wie für den Genuß ein 
Ganze», was allen ausschließlichen und einseitigen Partei, 
Ansichten, rillen ephemeren Anmaßungen, mit stiller Kraft 
entgegenwirken mag. — L — 
Erzählungen, von 2s. Freiherr» von. Steigentesch. 
Leichtigkeit und Wellten zeichnen diese Erzählungen 
sehr vvrrheilhast aus. Einen Vorwurf, den die Deutschen 
Schriftsteller sehr selten verdienen, kann man den H. v. 
Skeigcntcsch'zuweilen wirklich machen — den Vor, 
wurf nehmlich, zu kurz zu sey». Wan lese z. B. die 
Tugend: welch ein etranglirker Auszug von Mar, 
mon tels Iieureu-einsor! die beiden ersten Erzählungen: 
Die Zeichen der Ehe und der Beruf, sind in der 
angenehmen leichtfertig- satyrischen Manier des Verfassers 
wohl die gehaltensten. In: Zwei Tage auf dem Lan 
de, tritt diese Manier hie und da, und namentlich am 
Schluß, etwas ungeschickt in andre Gebiete. Die einzige 
rührende Erzählung: Marie, ist zart und kräftig zugleich 
vorgetragen. Die Moralität der übrigen mag von sol, 
chen Kritikern angefochten werden, die dagegen an dem 
Wollüsteln einiger unsrer Romanenschreiber, um ihrer 
volltönenden Siriensprüche und moraliflreirden Deklama, 
rwncn willen, kein Aergerniß nehmen zu müssen meinen. 
Als moralische Erzählungen sind sie nicht angekündigt, 
könntcw aber diesen Namen eben so gut führen, wie cini, 
ge von den Marmontclschen: sie predigen keine Sit 
ten, wie sie seyn sollen, stellen aber Sitten, wie sie sind, 
mit einer scherzhasten Superioritat dar, die für gebildete 
Leser auch ihre» moralischen Werth har. Ungebildete hin, 
gegen finde» hier nicht«, was sie sonderlich inlercssiren 
könnte, und also auch nichts, was ihre Sittlichkeit erschüt 
terte: dazu gehört gerade der grobe Sinnenkützcl, den 
ihnen ihre Lieblingcschrifrsteller gewähren. — h 
Beschluß dev Französischen National-Instituts, 
der in Deutschland vorzüglich nachgeahmt zu werden 
vorüieiit. 
Tie Kunst des Kupferstschens ist allen andern schö, 
neu Künsten, was die Buchdruckern den Wissenschaften, 
dem Fortschritt der menschlichen Kenntnisse ist: es bildet 
ihre Werke ab, es verbreitet, vervielfältigt, verewigt sie. 
Sie bedarf es vorzüglich, ehrenvoll aufgemuntert zu 
werden, da es den Künstlern, die sie üben, so leicht ist, 
schon dadurch gemächlich zu leben, daß sie sich aus «n, 
vollkommne Arbeiten beschränken, oder sich zu unsitili, 
chen wegwerfen. Daß sie bisher so wenig beachtet wur, 
de: daher vorzüglich kommt ce, daß sie so wenig Mei 
ster aufzuzeigen hak, so wenige, die Murh genug besitzen, 
die letzten Schwierigkeiten zu übersteigen, jenseit deren 
der Künstler nicht «ur Brot, sondern auch Ehre zu er 
langen vermag. - Um ihr einen «dlern Schwung zu ge 
ben, hat das Institut beschlossen, dem vorzüglichsten jun, 
gen Kupferstecher, Steinschneider und Medailleur densel 
ben Preis zuzutheilen, der den Ausgezeichnetsten in an 
der» bildenden Künsten bestimmt ist: eine Pension und 
die nöthige.» Summe», um in Rom die Kunst zu studieren. 
ZU No. ioi Seite 42l. Museum des Wundervollen. 
„Der Freimütige zweifelt, ob die Dienen bei Nan 
tes so dankbar waren, daß sie, als ihre Wohlthäterin 
starb, sämtlich in die Stadt flogen, u,n sich auf den Sarg 
zu setzen." — Es ist allerdings sonderbar und unerklär, 
sich, wenn dieses wirklich geschehen ist; indessen versichere 
ich doch, daß ich — gciyiß ein ziemlich vorurcheilfreier 
und von allem Aberglauben sehr eulfernter Mann, — ein 
ähnliches Beispiel erlebt habe. — Meinem ersten Sohne 
zum Vergnügen kaufte ich einen Hund. Er blieb un 
gefähr ein Jahr im Hause, und hatte an diesen Kleinen 
die größte Anhänglichkeit. Nach und nach wurde er bcis« 
stg, so daß ich ihn entfernte und mich nicht mehr beküm, 
inerte, wohin er gekommen sey. Wirklich habe ich jh„ 
Monatelang — und auch niemand aus meinem Hause — 
nicht mehr gesehen. Jetzt starb der Knabe. — Am Ta 
ge seines Begräbnisses, in dem Augenblick, als der Wagen 
vor das Haus kam, in dem ich und meine Frau zur Be, 
gleitung der Leiche mit fahren sollten, erschien der — 
seitdem nie wieder gesehene — Hund, legte sich unter den 
Wagen, und harrte unter demselben, bis der Sarg aus dem 
Hause war. Dan» lief er weg und ward nie wieder gesehen. 
Ich wage da« warum nicht zu erklären; aber ich 
bürge mit meiner.Ehre für die Wahrheit des Vorgang». 
— W —
	        
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