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Volume Nr. 167, (Donnerstags, den 20sten Oktober.)

Full text: Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser (Public Domain) Ausgabe 1.1803 (Public Domain)

nische Akademie, der man das prächtige Werk über diesen 
Gegenstand zu danken hat. Die vielen Häuser und Müh« 
len, welche über Herculanum gebaut sind, und die Menge 
des Schutt«, welcher es bedeckt'), erlaubten nicht, einen 
sehr weiten Umfang aufzugraben, vielmehr mußte man 
die mehrestcn Stellen, nachdem sie beobachtet und unter, 
sucht waren, wieder ausfüllen. Die Materie, mit der 
Herculanum überschüttet ward, ist Asche und kleine Skei, 
ne. Diese fielen glühend auf die Stadt herab. Die Ein, 
wohner hatten Zeit, sich durch die Flucht zu retten; denn 
man hat nur zwölf Lodtengerippe gefunden. Vielleicht 
ergoß diese Masse sich auch al« ein Strom vom Terz 
herunter, und drang in die Straßen und Gebäude, deren 
Raum sie so ausfüllte, daß die Ruinen den über sie hin, 
fließenden Lavaströmen widerstehen konnten, ohne zusam 
menzustürzen. Die in der folgenden Zeit in Tufstein ver- 
wandelte Masse ist leicht mit dem Eisen zu zerbrechen, 
und fallt oft bei leichter Berührung auseinander. 
Die Straßen von Herculanum und Pompeji sind, gleich 
denen von Neapel, mit Lava gepflastert, welches mehrere 
frühere Ausbrüche de» Vesuv beweiset. Diese Straßen 
laufen in gerader Linie fort, und haben zu beiden Sei- 
ten erhöhete Gange für die Fußgänger. Die Gebäude sind 
zum Theil von vulkanischen Steinen aufgeführt. Die 
Bauart ist mehr im Griechischen als Römischen Ge, 
schmack; vom Etrurischen Styl bemerkt man nicht». Die 
Häuser sind nicht ganz, besonders die Decken eingedrückt 
oder eingestürzt. Die Zimmer sin» klein, die Fenster ge 
hen nicht auf die Straße, sondern in jedem der Zimmer 
ist eine Oeffnung gegen den Hof zu angebracht, durch 
1>ie das Licht hineinfällt. Einige dieser Oeffnungen wa 
ren mit bronzenen Gittern versehen. Zwar fand man 
auch platte Glasscheiben, doch ist es zu bezweifeln, ob 
diese zu Fenstern gebraucht wurden. Die Wände sind auf 
verschiedene Art, Theils mir, Theils ohne Figuren von 
Thieren, Landschaften u.s. w. bemahlt, der Grund ist größ- 
tentheil» roth oder braun. Die Fußboden sind mit Back, 
fieinen bedeckt, oder auch mit Marmor und andern far 
bigen Steinen zierlich ausgelegt. Diese Mosaiken sind 
auch zum Theil aus Glasflüssen zusammengefegt: ein Be, 
weis, daß den Alten diese Kunst nicht unbekannt war. 
Zuweilen umgiebt den Fußboden eine ungefähr nur um 
einen Fuß erhabene Erhöhung. 
») A. d. E. Er liegt achtzig bis hundert und zwanzig Fuß 
hoch über den ncbcrbleibftln Herculanum-. Man steigt tief 
unter die Erde hinab, um bei Fackelschein das Theater zu se 
hen. Die übrigen untersuchten Gebäude stnd wieder verMut, 
tet, und setzt unzugänglich. — Der aufgegrabene Theil von 
Pompeji liegt dagegen offen auf der Oberflache de« Boden«. 
Unter den im Herculanum entdeckten Gebäuden ist, 
nächst dem Foro, in welchem man viele Bildsäulen fand, 
da» Theater das merkwürdigste. Es ist Griechischer Bau 
art, hat die Form eines Hufeisens, und -i Stufen oder 
Reihen von Sitzen für die Zuschauer, welche halbzirkel- 
sörmig über einander fortlaufen, und deren Diameter in 
Verhältniß der Höhe größer wird. Beide Seilen des 
Halbzirkcls stoßen an einen viereckigen Platz, der durch 
Dorische Säulen begränzt ist. Oben findet man sieben 
Reihen bedeckter Sitze, vermuthlich für die Frauen be 
stimmt. Es ist ei» in der Mitte offenes Parallelogramm '). 
Don den im Herculanum gefundenen Alterthümern, ist 
hier eigentlich nicht der Ort zu reden. Man muß sie im 
Königl. Museum zu Porlici suchen. Also nur einige all 
gemeine Bemerkungen über die Kunstsachen. Die Ge 
mählde scheinen eher von Römischen als Griechischen 
Künstlern herzurühren, mehr auf trocknen als nassen 
Kalk gemahlt zu seyn. Die Zeichnung einzelner Figuren 
ist im Allgemeinen richtig, die Anordnung, Gruppirung 
und Perspektive fehlerhaft. Die Mahlerei hielt zu jenen 
Zeiten nicht gleichen Schritt mit der Bildhauerkunst. Mit 
vieler Mühe und Sorgfalt hak man diese zum Theil gro 
ßen Gemählde von den Mauern abgesagt. Als sic entdeckt 
wurden, halten die Farben sich vollkommen gut erhalten. 
In der Luft verloren fle; die Erfindung, deren man flch 
bediente, sie mit einem Firniß zu überziehen, hak eher ge 
schadet als genutzt. Die geschätztesten dieser Gemählde 
find: Hercules in natürlicher Größe, ein Saür, der eine 
Nymphe verfolgt, Thefeur mit dem erlegten Minotaur, 
der Centaur Chiron, der den Achill die Leier spielen 
lehrt -c. Die Figuren von Bronce sind weniger vollkom 
men, als die von Marmor. Ein Merkur, ein trunkener 
Satyr, ein schlafender Faun, und einige Büsten, zeichnen 
sich vorlheilhaft au«. Unter den marmornen Bildsäulen 
ist die im Forum gefundene Statue zu Pferde des jünger» 
Dalbus ein Meisterstück. Jene de« ältern Balbu«, eben 
falls zu Pferde, die des Vcspasian, de« Mammius Maxi, 
mu«, zwei auf curulifchen Stühlen sitzende Konsularen u. a., 
sind schöne Kunstwerke, an denen man den Griechischen 
Meißel nicht verkennt. Die Düsten des Jupiter Ammon, 
der Juno, Ceres, des zweiköpfigen Janus, sind vorzüg 
lich zu schätzen, eben so, wie einige Basrelief« in Mar 
mor, und mehrere Mosaiken. 
Die interessanteste Entdeckung bet alten Hercnla- 
num« sind die Manuskripte, auf Papyrus geschrieben. 
Man har deren über achlhuiiderr Rollen, alle in einem 
*) Von 2i8 Fuß hänge iinb 132 Fuß Breite, von einem Pcri, 
fl»l von vierzig Säulen umgebe», welche die Decke des da« 
Theater cinfaffendcn Pvrticu« tragen.
	        
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