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Volume Nr. 151, (Donnerstags, den 22sten September.)

Full text: Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser (Public Domain) Ausgabe 1.1803 (Public Domain)

an die Luflseuche erinnere. — Ihm entgegnet der Verf. 
de« zweiten Aussage« (Hermes in Breslau, dem er im 
I. 1771 sich Böthe, und im vorigen Jahre Jemehr zu neu- 
neu beliebte), daß von Lust eben da« gelte, war von 
der Freude gilt. Er will lieber einen Ausdruck wählen, 
welcher bezeichnend und schreckend sey, also wenigsten« 
nicht« Aufreißende«, nicht« an sich habe, wa« nur Leicht» 
sinn wecken könnte: Jammermädchen! — Der Der» 
faffer de« Leben« und der Thaten eine« Welt, 
bürg er« Th. r. S. 255. erzählt, daß diese Mädchen in 
Pari« mit einem allgemeinen Nahmen: komme» du mon» 
de heißen; daß man sille» nur noch von der gemeinsten 
Klasse braucht, und kille de joie gar nicht mehr Mode 
ist. Er meint also: man solle sich in Deutschland nicht 
mehr Mühe geben, eine treffende Uebcrsetzung für den 
letzteren Ausdruck zu finden, wenn man es nicht etwa 
rasch und derb mir Hure übersetzen^ wollte, wa« ihm noch 
besser vorkommt, al« da« gezierte Freudenmädchen 
und da« pedantische Lustmädchen oder da« klägliche 
Iammermädchen. Zuletzt fragt er an, ob man femm» 
du moude nicht durch Allerweltrmädchen*) über» 
setzen könne, oder ob die« etwa zu komisch sey? 
Mir gefällt die schmiegsame Jungfrau recht 
wohl; denn die Mädchen haben sich wirklich gewöhnt, 
sich zu schmiegen und zu biegen. Weil wir aber den 
Ausdruck der Zeitung für die elegante Welt zu 
danken haben, so entsteht die Frage, ob wir nicht au« 
Dankbarkeit eine solche Kreatur: elegante«Mckdchen 
nennen sollten, besonders, da in dieser Rücksicht der Ne, 
bcnbegriff, elendes Mädchen, gleich mit hervor» 
springt. E — t. 
*) Alltrwel's'Mätcken licißt in de» vertraulichen Sora« 
Nie dr§ Umzangs: ein frohli»»>ges, lustiges, schalkbaftcS 
Marche«, und kaun als« »as fcmme du mondt nicht aus 
drucken. Man müßte iiefe Benennung durch: Jeder 
mann smadchen i,»ersetze«. Wirklich giebt es in der ge 
meine» Sprache mehrerer Preuize« schon das Wort: Alle- 
mannitz . . e. 
Noch ein Wort über die Guillotine» 
Der Freimüthige erwähnt Nr. 127. G. 507 l'ener 
Köpfmaschine, welche in Italien I» Manna)-, und in 
Frankreich die hochheilige Guill»kine, norie cie»-»ainre 
Guillotine, lfieß, und fuhrt dabei an, daß sie in Briren ' 
schon lange bekannt war. 
Vor mehreren Jahrhunderten kannte man dre Guil 
lotine schon in Deutschland, und nannte sie die Diehle. 
In Adelung» qrammatisch - kritischem Worter» 
buche, -re Ausgabe, sochr man die« Work vergeben«. 
Di« Diehle war von Eichenholz, wie ein Zwang- 
stuhl, gewacht, halt« auf beiden Seilen Grundleisten, auf 
w-lcden die Diehle war, unier derselben befand sich ein 
scharf schncidendr« Eisen. Wenn nun der Wtssethäler 
auf den Stuhl gebunden war, al» ob man ihn zwacken 
wollte, so ließ der Scharfrichter die Diehle, welche an 
einem Seile hing, herabfallen, und stieß ihm mn veur 
Elsen da« Haupt ab. S. Tenzel'« inonakhliche 
Unterredungen v. I. 1697 S. sog. Hieraus euch and 
damals das Sprichwort: „Ehe ich das thäte, woll'e ich 
mir lieber den Kcpf mit der Diehle abreißen lassen/' 
Der Arzt Guillotin kannte vermuthlich d:e alre Deut, 
sche Diehle, und weckte sie nur, zu seinem eigenen Nach 
theile, wieder auf. Eschcke. 
Notiz. 
(To;» ein Kupfer gehört.) 
Der König hak Herrn Louis Francois Mstkra, von 
dessen seit einigen Jahren hier errichteter Buch, und 
Kunsthandlung schon in diesen Blattern die Rede gewe 
sen, zum Hof- Buch - und Kunst Häusler ernannt. 
Da Mettra von Jugend auf dem Preußischen Hause ge, 
dient hat, so betrachtet er diese Auszeichnung als eine 
Belohnung, und zugleich als ein Zeugniß, daß sein Buch» 
und Kunstwaaren-Magazin durch gute Auswahl und durch 
Kostbarkeit sich immer mehr vervollkommnet. — Don 
den »ableite» d'un amateur des arts ist NUN daö zweite 
Heft erschienen, und enthält die Skizzen von vier Ge 
mählden, sammt deren Beschreibung, nehmlich der Tod 
der Komata, von Weitsch, die Adoption des 
Alepin, von Lairesse, ein Bacchusfest, von Frank 
dem jüngern, und die Schlacht bei Hochkirch, von 
Cunningham. Don dem legiern legen wir einen Um/ 
riß bei, und liefern einen Auszug aus der Beschreibung, 
welche wiederum au« der Feder des geschmackvollen Man» 
nes geflossen ist, der schon das erste Heft so schön donrle. 
— „ Cunningham wurde 1741 in Schottland geboren, 
bildete sich in Italien unter Raphael Meng«, wurde de» 
kannt, berühmt, ging nach Rußland, mahlte viel für den 
Fürsten Poremkin, wollte in Rußland, wo man ihn be» 
ivunderte, seinen Wohnsitz für immer aufschlagen, wurde 
aber durch da» rauhe Klima verjagt. Friedrich« de« 
Großen Ruhm lockte ihn: er kam nach Berlin, trug zwei» 
mal den ersten Prei« in der Akademie der Künste davon, 
und wurde Mitglied derselben. Nun wählte er zu seinen 
Bildern Gegenstände au» der Narionalgeschichre: Frie 
drich war sein Held. Di« Schlacht bei Hochkirch 
insonderheit erhielt allgemeinen Beifall, und der Minister 
von Heynitz schrieb ihm darüber im Nahmen der Aka, 
dcmie einen ehrenvollen Brief. — Millen unter grauae, 
wordenen Kriegern stirbt auf dem Schlachtfeld« Prinz 
Franz von Braunlchwcig, von Freunden und Soldaren 
getragen. Im Vordergründe wird man den todten Feld, 
inarschall Keirh gewahr, von einem Grenadier gehalten. 
Rechter Hand erschciiil Pnnz Moritz von Anhalt, 
Dessau, dem der König das Kommando des linken 
Flügel« anvertrauet halte; er ist gefährlich verwundet, 
und stützt sich auf Grenadiere. Friedrich der Gro 
ße, beg'.cilil von den Generalen Saldern und Seid- 
litz, sammelt seine Truppen, um sie wieder in die Schlacht 
zu führen. Milten unter den Schrcckiiiffen des Kriege« 
ergreift der Zauber des Mtgefühls feine große Seele, 
die Stimme der Freundschaft übertönt einen Augenblick 
da« Geschrei de« Tode», er sagt dem geliebten Prinzen 
Lebewohl, und die Han», die der König nach ihm aus- 
ftreef:, scheint dem Sterbenden di» Palme der Unsterb, 
licfof.tr zu reichen, u. s. w." Die Willwe Cunningham 
hak dieses schöne Gemählde in Mettra'« Magazin, nebst 
noch zw-i andern, aufghaagt, die si« gleichfall« zu »er, 
kaufen wünscht, nehmlich: Friedrich kl., wie er von 
dem Pvisdammer Manöuvre nach Sanssouci zurück 
kehrt C ci» Gemählde, welche» Cunningham mit einigen 
Veränderungen für den letzten Herzog von Orleans ent, 
worien hatt,), und Friedrich ii, von seiner Familie 
nmgcven, wie er den Herzog von Kyrk empsaugt.
	        
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