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Volume Nr. 13, (Montags, den 24sten Januar.)

Full text: Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser (Public Domain) Ausgabe 1.1803 (Public Domain)

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nehmen; dagegen sollten aber auch die Schauspieler und 
Schauspielerinnen, so gut sie könnten, im Ballet aushel 
fen. Ja, sogar ihre eigene Garderobe mußten die legiern 
sich halten, fremdes Costume ausgenommen. Reisegeld 
war jedem nicht mehr als 225 Livres (etwas übersüThlr.) 
zugestanden. — Wie sehr haben seit sechzig Jahren die 
Zeiten sich geändert! 
Vindicirtes Eigenthum. 
Dillet dcS Herrn Behelmt« - Raths R * * * «n den Herausgeber. 
Sie haben im 4ten Stuck des Freimüthigen einer Ro 
manze von Herrn Friedrich Schlegel mit verdientem Lobe 
gedacht. Ich habe sie mit Vergnügen gelesen; aber in 
dem ich las, kam cs mir vor, als spräche ein alter Bekann 
ter zu mir. Ob ich Unrecht habe, mögen Sie entscheiden, 
wemi Sie die in der Anlage abgedruckte Cantate S. 26 
bis 28 werden gelesen haben. Sie ist von unserm ver, 
ehrten von Göcking zur Jubelfeier des Montags-Clubs 
verfertigt und von Herrn Zelter komponirt. Daß Herr 
Friedrich Schlegel bei dieser Jubelfeier gewesen ist, weiß 
ich sehr bestimmt, weil ich ein altes Mitglied von dieser 
Gesellschaft bin, zu deren engerem Ausschüsse gehöre, und 
mich genau erinnere, daß Herr Friedrich Schlegel ein 
Gast von Herrn * * war. Eine Reminiscenz dieser Can 
tate könne, meine ich, Herrn Schlegel vorgeschwebt ha 
ben, als er seine Romanze verfertigte; und wenn ich 
ihm das Verdienst der Form lasse, so glaube ich, als ein 
treuer Brandenburger, das: Suum cuiqne, im Auge be 
halten und meinem Freunde von Göckingk das Verdienst 
der Erfindung vindiciren zu müssen. R * * *. 
Auszug au« des Hrn. Geh. Finanz-Rath« von Göckingk 
Cantate, in Beziehung auf vorstehendes Billet. 
Fungig Jahre sind verflossen, 
AIs, getrennt vom Schwarm der Posse», 
Um der Weisheit Hand und Herz 
Eich bewarb der frohe Scherz. 
Es dauerte kein volles Jahr, 
So zeugten sie ein Zwillings - Paar: 
Die Freundschaft und die Freud«. 
Die Schwestern waren schön und gut, 
Und hatten immer frohen Muth. 
Hoch leben sollen beide! 
DaS Grübchen in der Freude Wange» 
Reltzt manches Mächtigen Verlangen; 
Slltei» st- wählte mit Verstand: 
Sie gab dem Witz'die Hand. 
Ein Bübchen, flink gleich einem Reh«, 
Und schalkhaft wie ein Liebesgott, 
Entsprang aus diefer klugen Cher 
Man nennet ihn den Spott. 
Ee ist wohl nicht zu leugnen, daß Herr Geh. Rath 
R ' ' ganz Recht hat. Aber zu bedauern ist doch der 
Freimüthige, der, um nicht den Verdacht derPartheilich- 
keit auf sich zu lade», so herzlich froh war, einmal etwa» 
von Herrn Friedrich Schlegel zu finden, das er mit gu 
tem Gewissen loben konnte, und der am Ende erfahren 
muß, daß besagter Herr Schlegel nicht viel mehr gethan, 
als aus etwas Gereimtem etwas Ungereimtes ge« 
macht hat. 
Einigen Ersatz gewahrt dem Freimüthigen indessen die 
durch diesen Zufall erworbene Bekanntschaft mit den lie 
benswürdigen Produkten des hiesigen achtungswerthen 
Montags-Clubs, die nie in den Buchhandel gekommen 
sind, obgleich ihre dünnen Brochüren manches dicke 
Buch beschämen würden. Ein Paar Beweise für diese 
Behauptung wird man nicht ungern hier lesen. 
Der Stifter unsers Clubs ist ein Republikaner'), 
Wie eine Republik «och fetzt die Stiftung ist, 
Und, jedes Glied ei» achter Royalist; 
Sonst aber gelten hier nicht — isten und nicht —«nt«. 
Roch haben die vier Karten-Königinnen 
Hier keinen Augenblick regiert; 
Die Folg' ist die : daß keiner hier verliert. 
Und daß wir allesammt gewinnen. 
Das was der Fremd' in Mayland und in Metz, 
Paris und Bern, oft fuchs und nie gefunden. 
Ist seit der Stiftung nie aus unserm Club verschwunden: 
Freiheit und Gleichheit und Gesetz! 
Der Fremde lernte hier nicht Chirurgie von Th«de», 
Richt Politik von Dohm; doch wohl so nebenbei, 
Daß Unterhaltung envas anders sey, 
Als ewig nur vom Handwerk reden.. 
(Ein gvldner Spruch!) 
Daß Herr von SonnenfttS in Ernst, und nicht ex j«c», 
Echicr den gelehrten Club uns nennt, 
Beweist, daß er nicht unfern Wahlspruch kennt: 
Desipere in locol 
Bücher - Anzeige. 
Außer der Anpreisung de» Vortrefflichen, und der 
Rüge des anmaßunqsvollen Schlechten, giebt es für diese 
Blätter noch einen dritten Beruf, der ihre Bestimmung, 
falschen Richtungen unsrer Litteratur entgegen zu arbei« 
ten, vollenden muß. Wo bildungsfähiges Talent hervor, 
tritt, das sich einer von jenen Richtungen überläßt, da 
mag ein freundliches Wort, nicht der grämlichen, streit- 
fertigen Kritik, sondern begleitet von der Erinnerung, 
daß von unsern besten Schriftstellern nur sehr wenige bei 
*) Pfarrer Schullheß, ein Schweizer.
	        
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