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und wird, unter der Leitung ihrer biedern Lehrer, Hof,
mann und Bartel«, gewiß immer mehr gedeihen.
Dies; beiden Männer, Deutsche von Geburt, weihen sich
der Erziehung mit treuem Eifer, und erwerben sich große
Verdienste um die Schweiz. Die Schule zählt nicht bloß
Zöglinge au« dem Canton Aarau, sondern eine große
Menge derselben sind au« den übrigen Canlonen. Cie
lernen besonders auch die Deutsche Sprache, die bieher
in der Schweiz sehr vernachlässigt wurde. Im Ganze»
wird der Zögling für jede bürgerliche Laufbahn trefflich
vorbereitet, auch sein Aeußere« nicht vernachlässigt. Die
Schule verdiente mit Recht, neben der Pcstalozzischen Lehr,
anstalk zu glänzen. Eie fangt beinahe erst da an, wo
jene endet; denn sie ist für Jünglinge, nicht für Kinder.
Aber freilich zeichnet sie sich durch den Reiff der Neuheit
nicht aus- Vielleicht wird Pestalozzi künftig seinen Plan
weiter ausdehnen, und auch für die reifere Jugend sor,
gen. Beide Anstalten bringen der Schweiz Ehre. Eine
dritte, für wissenschaftliche Bildung, müssen wir
vielleicht noch manches Jahrhundert hindurch entbehren.
— In Aarau leben seit einiger Zeit manche Gelehrte, die
ein Asyl für ihre Denkfrciheit dort gesucht und gefunden
haben. Unter ihnen befindet sich der durch seine Fischer-
Idyllen und durch seine Biographie rühmlich bekannte F.
X. Brenner. Er wird un« nächstens mit einem Band
fleißig gefeilter Fischergedichte beschenken. — Baltha,
sa r hat sich von Luzern, nebst seiner Bibliothek, hierher
gewandt, und die Stadt, die feit der Revolution bereits
die Zurlaubcnsche Bibliothek besitzt, ist gesonnen, auch
die Dalthafarische anzukaufen. — Samuel Flick in Ba,
sel hat eine Buchdruckerei und eine Buchhandlung in
Aarau errichtet, und nächsten« wird die Helvetische
Minerva, von den vorzüglichsten Köpfen der Schweiz,
einem Usteri, Meister, Brenner, u. s. w. herausge-
geben, ihren Erstling der Welt schenken. — Auch ein ke-
seinstitut ist zu Stande gekommen, an dem alle Edle au«
den gebildeten Klaffen Theil nehmen. Ein botanischer
Garten ist im Entstehen, und noch manche nützliche An,
stakt wird emporkommen, und immer neue Lobsprüche auf
Aarau mir entlocken.
s. Ischokke. Seit dieser vom politischen Horizont
verschwundene Stern von Basel sich entfernte, lebt er
auf dem Schlosse Bieberstein bei Aarau. Dort schreibt
er auch noch über politische Gegenstände, cbfchon die Na<
tur ihm dazu weniger Anlagen verlieb, al« zum Scnti-
mentalen. Sein Kampf der Waldstädte hätte ihn
von weiteren politischen Versuchen abschrecken sollen.
Seine Hauptbeschäsrigung soll aber das Studium der
Forstwissenschaft seyn, und auf diesem Wege kann er
sich allerdings große Verdienste um sein neues Vaterland
erwerben; denn dieser wichtige Zweig ist sehr vernachläs
sigt. Die Nachwelt wird ihm danken, wenn sie einst in
unsern Wäldern Bäume erblickt, die mau jetzt vor
Stauden nicht gewahr wird.
g. Christen. Dieser Bildhauer, ein Unterwaldner
von Geburt, lebt seil einiger Zeit in Basel. Wegen po,
litischer Meinungen verfolgt, mußte er seine Berg« ver,
lassen. Er verdiente al« Künstler mehr gekannt zu seyn.
Ausdruck herrscht in allen Theilen seiner Figuren, Be,
stimmtheit in den Proportionen, Milde und Sanftheit in
allen Zügen. Nie häuft er seine Gruppeir schwerfällig.
Dürfte er im freiern Kreise bilden und schaffen, er wär,
de sich hoch schwingen. Jetzt aber muß er nach ausge,
drungenen Ideen arbeiten, so manche gemeine Gesichter
skizziren, und doch geht kein solches abgeschriebenes Ge-
sicht unter seinem Meißel hervor, dem er nicht etwa»
Ideale« zur Ausstattung mitgäbe. Mancher findet sich
daher nicht allein gut getroffen, sondern noch etwas in
seinem Gesichte, wa« er selbst nicht darin vermuthete. Im
Privatleben ist dieser Künstler sehr einfach, zurückgezogen,
ganz auf seine Familie beschränkt, und wird nur vouWc,
nigen besucht. Seine neueste Arbeit ist ein Basrelief,
Charon, der mit einer Ladung von Schatten über den
Styx segelt, nach Liician. Er wird in Kurzem nach Kol,
mar abreisen, wohin er berufen worden ist, um für diese
Stadt die Düsten der drei Consuln, de» Präfekt« Noel
und einiger Generale zu verfertigen.
4. Wöhcr. Dieser Mahler har nn« mir dem Da,
terunser kürzlich beschenkt, welches die unglücklichen
Unterwaldner, während der durch die Franzosen bestraf,
te» Unruhen, darstellt. Ee sind Kupfer in Aqua linta,
wovon unstreitig da» erste am besten gerathen ist. Bloß die
Kunst darf in diesen Darstellungen betrachtet werden,
denn aus andern Gesichlspunkren möchte» sie schwerlich
Stich halten. Alle«, wa« man dem Künstler zugeben
kann, ist, baß ihn sein Gefühl geleitet habe.
5. Ueber Augusta Rauracorum. (Augst.) Die Be
gierde nach dem Aukgraben alter Denkmähler, um Zim
mer und Gärten mit Antiken verzieren zu können, ist
neuerlich auch unter un« rege geworden. Aus der alten
Römischen Pfianzstadt Auxu-ua Rauracorum, (deren Da,
seyn nie besondere« Aussehen erregte, und die überhaupt
keiner langen Dauer sich erfreute) solle» unter der Aegi-
dc de« Herrn Aubert, Mitglied der Königl. Akademie der
Wissenschaften zu Berlin, neue Schätze «»«gegraben wer
den. Die zeilherige Ausbeute laßt wenig Bedeutende« er,