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Volume Nr. 140, (Freitags, den 2ten September.)

Full text: Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser (Public Domain) Ausgabe 1.1803 (Public Domain)

560 — 
tfcife undeutsche Wendungen, wie S. 14-: „den Som- 
mersets da« Wort zurückzunehmen" — oder Bombast, 
wie S- 14;: „Ach glaubt mir, trauter Stephan, ich bin 
von Wahnsinn nicht einen Kinderschritt entfernt. Da« 
ganze Weltall ist mir kahl und stumpf — — Ich würde 
nicht mit den Augenwimpern zucken, wenn die Veste des 
Himmel« über uns zusammenbräche." 
Der Verfasser klagt in der Vorrede, daß man Schau« 
spiele, an denen er unschuldig gewesen, unter seinem Na 
men herausgegeben habe. Die« zeigt einen Grad von 
Berühmtheit an, mit dem er nicht ganz unzufrieden seyn 
kann- Tinen schlimmeren Streich scheint man ihm da 
mit gespielt zu haben, daß man ein Buch von ihm, 
welches, wie der Verleger ehrlich berichtet, „schon seit 
einigen Jahren herausgekommen, aber durch manche Um 
stände nicht sehr bekannt worden war," durch di« Jahres 
zahl 1.8(53 auf dem Titel „in da« Gedächtniß de« Publi 
kum« zurückgerufen hat." E« ist ein Trauerspiel in fünf 
Aufzügen: 
Graf Monaldeschi — 
ein so schülerhafte« und erbärmliche« Buch, daß man 
nicht umhin kann anzunehmen, der Verfasser habe an 
dessen Iurückberufung in da« Gedächtniß de« 
Publikum« keinen Theil, und sie müsse ihm höchst an, 
willkommen seyn. Bei dieser Voraussetzung wäre e« eine 
Unart, au« der Masse von meist undeutschem Unfinn Pro 
ben auszuheben, und einem Schriftsteller damit wehe zu 
thun, der seitdem denn doch bewiesen hat, daß etwa« so 
gar Schlechte« al« eine Sünde seiner sehr frühen Jugend 
angesehen werden muß. Da« historische Säjet, welche« 
er damals wählte, und zu dessen Entstellung er alle« zu 
Hülfe rief, wa« nur immer ein Trauerspiel zum Todtla 
chen geben konnte, ist übrigen« ein wirklich tragische«, 
und verdient, da e« demnach noch immer ein »ujek- 
vierge ist, wie die Franzosen sagen, bei dieser Gelegen 
heit unseren dramatischen Dichtern empfohlen zu werden. 
Die ungeheure That der Königin Christi na wäre wür, 
dig, einen Funken io der Seele de« Dichter« zu entzün 
den, welcher Maria Stuart und Elisabeth au« der 
Weltgeschichte in die Poesie herübergezaubert hat. 
Notizen. 
Daß einst Corneille den Thoma« a Kempi« über, 
setzte, war vermuthlich eine Buße, die er sich auferlegt 
halte, oder dieser Autor mochte ihm den Kopf verrückt 
haben, wie Jakob Böhm gewissen andern Leuten. Diel wun 
derlicher ist e«, daß e« Leute gegeben, welche Corneille 
bloß au« dieser Uebersetzun g kannten- Der lit 
terarische Nomenclator de« Saxiu« z. B. (ein Professor 
zu Utrecht) kannte Pierre Cornslle nicht früher al« un 
ter dem Jahre 1657, und sagte: Lire« hoc tempus jam 
inclarcscere coepit, quoniam Ttomam Kcmpisium de 
imitalione Jesu Christi ititrum franciscis versibus lo- 
qui hoc anno Druxeüis jusset — und diese» Buch 
(£axi Onomasticon) jß 178s gedruckt, und 1634 halte 
Corneille schon den Cid geschrieben, der in alle Euro 
päische Sprachen übersetzt wurde! 
Man -hat vor Kurzem Rousseau'« Devin du village 
wiederum auf dar Opern-Theater zu Pari« gebracht, und 
da« Publikum iftierstaunt und bezaubert von der einfachen 
Grazie einer schon so alten Musik, die von Rousseau 
selbst komponirl ward. Die ganze Vorstellung hindurch 
hörte man ein freundliche« Gemurmel im Parterre, be 
kanntlich ein weil schmeichelhaftere« Zeichen de« Beifall«, 
al« da« laute Klatschen. 
E« ist eine Broschüre in Pari« erschienen: Parat- 
leie zwischen Bonaparte dem Großen und 
Karl dem Großen; man kann leicht denken, wer in 
der Broschüre der größteist. „Die Entwürfe Karl« 
de« Großen, heißt e«, waren weit umfassend, ihre Aus 
führung einfach; die wundervollsten Dinge vollbrachte 
er leicht, und die schwersten schnell. Sein Genie war un 
erschöpflich, er wußte die Gefahren zu vermeiden und ih 
nen zu trotzen^ er trieb sein Spiel mit ihnen, besonder« 
mit den Verschwörungen, die sich gegen jeden Eroberer 
zusammenrotten. — Bonaparte, gleich Karl» dem Gro 
ßen, hat die furchtbarsten Armeen errichtet, zweimal Ita 
lien erobert, Republiken gegründet und einem Prinzen 
von Spanien einen Thron gegeben; er hat die Französi 
sche Nation zum ersten Volke de» Weltall« erhoben; wie 
Karl ist er groß im Kriege, und weitgrößer im Frieden." 
E« hat eine sehr merkwürdige Geschichte Peter« 
de« Mtenin Französischer Sprache di« Presse verlassen. 
Der Verfasser ist Herr v.Saldern, vvrmal» Russischer 
Gesandter an mehreren Europäischen Höfen. Er war ein 
treuer Anhänger Peter« und Augenzeuge alle« dessen, wa« 
er beschreibt. Er verlor damals seinen Posten, erilirte 
sich selbst au« seinem Valerlande, und begrub sich in ei 
nen Winkel von Deutschland, wo er seine Erfahrungen 
niederschrib. Sterbend vertraute er seine Papiere einem 
Freunde, mit dem Befehl sie nicht eher al« nach dem To 
de der Kayserin Katharina durch den Druck bekannt zu 
machen. Wie lief im Schatten gegen diese« Buch stcht 
Rhuliere'« Lästerchronik.
	        
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