560 —
tfcife undeutsche Wendungen, wie S. 14-: „den Som-
mersets da« Wort zurückzunehmen" — oder Bombast,
wie S- 14;: „Ach glaubt mir, trauter Stephan, ich bin
von Wahnsinn nicht einen Kinderschritt entfernt. Da«
ganze Weltall ist mir kahl und stumpf — — Ich würde
nicht mit den Augenwimpern zucken, wenn die Veste des
Himmel« über uns zusammenbräche."
Der Verfasser klagt in der Vorrede, daß man Schau«
spiele, an denen er unschuldig gewesen, unter seinem Na
men herausgegeben habe. Die« zeigt einen Grad von
Berühmtheit an, mit dem er nicht ganz unzufrieden seyn
kann- Tinen schlimmeren Streich scheint man ihm da
mit gespielt zu haben, daß man ein Buch von ihm,
welches, wie der Verleger ehrlich berichtet, „schon seit
einigen Jahren herausgekommen, aber durch manche Um
stände nicht sehr bekannt worden war," durch di« Jahres
zahl 1.8(53 auf dem Titel „in da« Gedächtniß de« Publi
kum« zurückgerufen hat." E« ist ein Trauerspiel in fünf
Aufzügen:
Graf Monaldeschi —
ein so schülerhafte« und erbärmliche« Buch, daß man
nicht umhin kann anzunehmen, der Verfasser habe an
dessen Iurückberufung in da« Gedächtniß de«
Publikum« keinen Theil, und sie müsse ihm höchst an,
willkommen seyn. Bei dieser Voraussetzung wäre e« eine
Unart, au« der Masse von meist undeutschem Unfinn Pro
ben auszuheben, und einem Schriftsteller damit wehe zu
thun, der seitdem denn doch bewiesen hat, daß etwa« so
gar Schlechte« al« eine Sünde seiner sehr frühen Jugend
angesehen werden muß. Da« historische Säjet, welche«
er damals wählte, und zu dessen Entstellung er alle« zu
Hülfe rief, wa« nur immer ein Trauerspiel zum Todtla
chen geben konnte, ist übrigen« ein wirklich tragische«,
und verdient, da e« demnach noch immer ein »ujek-
vierge ist, wie die Franzosen sagen, bei dieser Gelegen
heit unseren dramatischen Dichtern empfohlen zu werden.
Die ungeheure That der Königin Christi na wäre wür,
dig, einen Funken io der Seele de« Dichter« zu entzün
den, welcher Maria Stuart und Elisabeth au« der
Weltgeschichte in die Poesie herübergezaubert hat.
Notizen.
Daß einst Corneille den Thoma« a Kempi« über,
setzte, war vermuthlich eine Buße, die er sich auferlegt
halte, oder dieser Autor mochte ihm den Kopf verrückt
haben, wie Jakob Böhm gewissen andern Leuten. Diel wun
derlicher ist e«, daß e« Leute gegeben, welche Corneille
bloß au« dieser Uebersetzun g kannten- Der lit
terarische Nomenclator de« Saxiu« z. B. (ein Professor
zu Utrecht) kannte Pierre Cornslle nicht früher al« un
ter dem Jahre 1657, und sagte: Lire« hoc tempus jam
inclarcscere coepit, quoniam Ttomam Kcmpisium de
imitalione Jesu Christi ititrum franciscis versibus lo-
qui hoc anno Druxeüis jusset — und diese» Buch
(£axi Onomasticon) jß 178s gedruckt, und 1634 halte
Corneille schon den Cid geschrieben, der in alle Euro
päische Sprachen übersetzt wurde!
Man -hat vor Kurzem Rousseau'« Devin du village
wiederum auf dar Opern-Theater zu Pari« gebracht, und
da« Publikum iftierstaunt und bezaubert von der einfachen
Grazie einer schon so alten Musik, die von Rousseau
selbst komponirl ward. Die ganze Vorstellung hindurch
hörte man ein freundliche« Gemurmel im Parterre, be
kanntlich ein weil schmeichelhaftere« Zeichen de« Beifall«,
al« da« laute Klatschen.
E« ist eine Broschüre in Pari« erschienen: Parat-
leie zwischen Bonaparte dem Großen und
Karl dem Großen; man kann leicht denken, wer in
der Broschüre der größteist. „Die Entwürfe Karl«
de« Großen, heißt e«, waren weit umfassend, ihre Aus
führung einfach; die wundervollsten Dinge vollbrachte
er leicht, und die schwersten schnell. Sein Genie war un
erschöpflich, er wußte die Gefahren zu vermeiden und ih
nen zu trotzen^ er trieb sein Spiel mit ihnen, besonder«
mit den Verschwörungen, die sich gegen jeden Eroberer
zusammenrotten. — Bonaparte, gleich Karl» dem Gro
ßen, hat die furchtbarsten Armeen errichtet, zweimal Ita
lien erobert, Republiken gegründet und einem Prinzen
von Spanien einen Thron gegeben; er hat die Französi
sche Nation zum ersten Volke de» Weltall« erhoben; wie
Karl ist er groß im Kriege, und weitgrößer im Frieden."
E« hat eine sehr merkwürdige Geschichte Peter«
de« Mtenin Französischer Sprache di« Presse verlassen.
Der Verfasser ist Herr v.Saldern, vvrmal» Russischer
Gesandter an mehreren Europäischen Höfen. Er war ein
treuer Anhänger Peter« und Augenzeuge alle« dessen, wa«
er beschreibt. Er verlor damals seinen Posten, erilirte
sich selbst au« seinem Valerlande, und begrub sich in ei
nen Winkel von Deutschland, wo er seine Erfahrungen
niederschrib. Sterbend vertraute er seine Papiere einem
Freunde, mit dem Befehl sie nicht eher al« nach dem To
de der Kayserin Katharina durch den Druck bekannt zu
machen. Wie lief im Schatten gegen diese« Buch stcht
Rhuliere'« Lästerchronik.