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Dichtern, deren bewundernde Anerkennung ja heut zu
Tage sehr mvdemäßig betrieben wird, in der Epoche des
dreißigjährigen Kriege» viele von ihren kräftigsten Liedern
eingab!
Uebrigen« ist unser Reisender allerdings zuweilen
recht mit drolliger Individualität unpocufch, aber eben
dann ist er ungleich interessanter, und im Grunde sogar
poetischer, al« unsere Nichtreifenden, die sich mit lang«
weiliger Allgemeinheit der Poesie befleißigen. — b —
Amina, die schöne Zirkassierin. Von Eottlieb Bertranlv
Verfasser des Mazarino.
Fabrikarbeit, von der zwölfStück auf da» Dutzend ge«
hen! Die Handgriffe de« Gewerbe» hat der Verfasser so
gut inne wie ein anderer; namentlich versteht er die be,
lieble Kunst, .auf gräßliche Geheimnisse zu spanne», und
wenn diese an da» Licht kommen, sind sie so absurd, daß
man hintendrein eben so beruhigt wird, wie bei den Lö
wen in.Pyramu« und Thisbe im Voraus. Der Ro
man spielt in Frankreich, und c» kommen darin Peyfo,
neu von den Aegyptischen Feldzügen zurück; gleichwohl
ist man unter lauter Grafen und Marquis. Freilich sind
diese auch so wenig vornehm, wie sie nur eine Revolu
tion, oder die Phantasie einer Romanschrcibers für Leihbi
bliotheken, erschaffen mag. In seiner eignen Person kaun
der Verfasser recht familiär sprechen, z. B. S. 6-: „ob,
gleich Doursa» ein hübsche» Kerlchen war." Dafür
weiß er aber seine Helden den feinen Konversalionecon
anstimmen zu lassen, wie folgt:„Ich habe viel Regard
vor Ihrer Predigt." — b—
Vermischte satirische Schriften, herausgegeben von
F. H. Boche..
Der schätzbare Ucbcrsetzcr des Euripide« tritt hier
mit einem mvdcrnisirten PersiuS, einigen Proben aus
den satirischen Poesien des Salvator Rosa, und eige
nen Gedichten in dieser Gattung auf. Seiner Kraft als
Original-Satiriker scheint der vertraute Umgang mit
älteren Mustern nicht vorlheilhaft gewesen zu seyn: er
fehlt seiner eigenen Salyre au Farbe und Individuali
tät, und von denjenigen seiner Zeitgenossen, deren Na
men spärlich in seinen Versen erscheinen, hat er dafür
weder Groll noch Dank zu erwarte»; denn es ist immer,
als schöbe er bloß willkührlich Namen und Dinge au»
seinem Zeitalter an die Stelle der Namen und Dinge,
welche die satirische Begeisterung seiner Vorgänger reiz
ten, ohne daß jene ihn selbst sonderlich anregten - kurz,
man findet nur das Mechanische der Gattung, und ver
mißt das rechte Leben.
Der übrige Theil der Sammlung besteht aus einigen,
ziemlich unbedeutenden prosaischen Aufsagen von Freun
den des Herausgebers. — b —
Theudelinde von Baicrn, Königin der Longobarden. Ro
mantisches Drama in fünf Akten, von §. Schlenkert.
Die dramatisirten historischen Romane de» Herrn
Schlenkert haben ihre Leser, denen zu wünschen wäre,
daß ihre müßigen Stunden nie mit verderblicherer Lektüre
ausgefüllt würden. Aber ein romantische« Drama
ist ein sehr kecke« Wort von dem Verfasser der Fried
rich» mit der gebissenen Wange, und wie seine
andern Werke heißen mögen. Der Titel, die Abtheilung
in Akte und Scenen, und selbst die metrische Bearbeitung,
mit der er sich hier bemüht hak, haben es auch wirklich
nicht thun wollen: das Ding ist geradeso wenig roman
tisch und dramatisch, gerade so erzprosaisch, als alle seine
Vorgänger — e« ist nicht« mehr und nicht» weniger, al«
«ine Haupt, und Staats-Aktion, mit gleich lahmem Bö-
sewichkern und Tugendhclden, mit steifen Brocken alldeut
scher Sprache^ und mit ärmlichen Fetzen solcher histori
schen Kunde, wie man sie aus Bilderfalcn und Chroniken
schöpfen mag. Einen fünften Akt, in dem sich so viel er
eignete, werden übrigen» wenig Schauspiele auszuweisen
haben. Ein artiges Wort hat der Verfasser S. ;i6 ge
schaffen — es geht ein Graf in's Treffen, den sei» König
so eben zum Herzog gemacht hat, und er ruft:
Itzt Beweis
Für meine Herzogswürdigkeit im Kampfe!
- b —
HippoliO und Roswida. Schauspiel in vier Aufzügen,
von G. Zschocke.')
Diese» Schauspiel, in welchem eine gewöhnliche In
trigue nicht übel durchgeführt ist, kann unsern Bühnen
empfohlen werden; es unterhält schon im Lesen die Auf
merksamkeit, und muß, wenn die Hauptrollen geschickt dar
gestellt werde», unstreitig von Wirkung seyn. Besonder»
wird jede gute Schauspielerin die Rolle der Roswida
würdig finden, daß sie ihr Talent daran wende. Sel
tener, als in andern Produkten des Verfassers, findet man
Sprachfehler, wie S- 168: „Dies genüge Sie" — oder
*) Dieses Stück, so wie auch Senme's Spa;ier,rang nach Syra
kus, qi zwar schon mit ein Paar Worte» »Om taerausaeber
worben; doch hoffe ich, die knne veurkhkiluna ei
ne« andern sehr fomvetcflten Richtn« werde Niemanden über,
ftüjsig scheinen.. A. d. H.