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rlend, als hundert andre, die der ausdrücklichen Erwa'h,
nun-, selbst auf einer Warnungstafel, nicht werth geach
tet werden können; aber der Himmel weiß, wie der Der,
faffcr auf die ganz eigene Art von Elendigkeit gerathen
<st, die leere Kürze, das von Allem sprechen Wollen, die
Mischung von abgeschmackter Libertinage und heilloser
Sentimentalität, wodurch zuweilen Französische Schmie,
rer vom sechsten oder siebenten Stockwerk, oder vagiren,
»e Avanturier» dieser Nation, die auf ihren Reisen wohl
hier und da ein lose« Romänchcn in die Welt schicken,
ihre Berührungen mit der guten Gesellschaft bewähren,
auf Deutschen Boden zu verpflanzen. Sein H. -Kling,
fort ist ein gar artiger junger Mann, der „seine Freiheit,
die Leute zu stören, im Weltton entschuldigt," D«
bei einer gutherzigen Demoiselle, die er besucht, „sich
dem Mißgefühl zu täuschen entwindet, und im Weltton
für das Vergnügen de« Abends dankt," der sich mit
Prinzen, Lord«, Grafen, Baronen — darunter thut er es
nicht — herumtreibt, daß er eine Art hat, der über al,
lerlei galante »vantüren leichtfertige Winke giebt, und
daneben eine förmlich empfindsame Intrigue mit einer
schönen, reichen, vornehmen Engländerin führt. Don der
innigen Bekanntschaft des Verfasser« mit dem Wellton
giebt die folgende Scene, in welcher er der Engländerin
durch ihren Bruder vorgestellt wird, eine unterhaltende
Probe:
„Vergeben Sie, sagte, den flüchtigen Vermil,
lion der Wange mit dem Tuche wedelnd, die schöne
Urberraschte. — Klingfort! liebe Schwester, sagte der
Lord, mich ihr vorstellend. — Sie sind angenehm, erwie
derte sie leicht. — Wir gruppirten un« in die Embra,
sü r e eine« Balkonfenfier». "
Notabene, er hat sich selbander gruppirt, denn der
Lord ist so artig, ihn sogleich mit seiner Schwester allein
zu lassen. Eine Einladungskarte im Weltton, von der
nehmlichen Dame, die er durch den Portier seines Hotel»
erhält, ist auch nicht übel':
„Sie werden sich der Gräfin Swondfhiere verbin,
den, heute den Thee bei ihr z« mehme«. — Adelaide."
Er kündigt sich auf alle Weife als einen starken Fran,
zofen an, indem er ganze Seiten aus Französischen Schrift,
stillern in der Ursprache einrückt, und überdem nicht
leicht eine Zeile ohne Deutsch, Franzöfische Floskeln
schreibt, die meisten» so geschickt angebracht sind, wie
S- -4:
„Sind Sie nicht versagt, so bitte ich um Ihre Ge
sellschaft, die Magazine zu besuchen. — Sehr gern,
wenn Sie mir versprechen, für Ihre liebenswürdige
Schwester Emplrtten zu kaufen."
S- st mahnt ihn fein Karl zur Toilette, und
unter einer Menge Französischer Toiletten.'Ingredienzien,
die er herzählt, nm sich zu rühmen, daß er sich ihrer
nicht bedient habe, nennt er auch — man verstehe wohl:
e« ist von einem Herrn Klingfort die Rede — vinaigret
<jui letrecissent!
Diese« Mißverständniß, dessen Unanständigkeit durch
die Lächcrllchkeit vollkommen entschuldigt wird, giebt wohl
den erschöpfendsten Begriff von der originellen Albernheit
eine» ehrlichen Deutschen, der vermuthlich einmal, wenig
stens auf dem Papier, auf Pariser Fuß leben, und sich mit
hübschen Mädchen, bei Ehampagnerpunsch, auf umwo
genden Daunen — (d. h. zu Belt) ergötzen wollte.
— b -
Notizen.
Ein Mann, der nicht allein von Eifer für da« Wohl
der Menschheit und seine« Vaterlandes glüht, sonder»
auch selbst zu derjenigen Klaffe gehört, für welche er
spricht, folglich mit dem Gegenstand« vertraut ist, schlägt
vor, die Rumfordischen Suppen auch beim Milikair ein
zuführen, vorzüglich bei demjenigen Theile desselben, der
nach der Erercierzeit in der Garnison unter dem Nahmen
der Dienftthuer zurückbleibt. Er macht aufmerksam auf
die Lage dieser Leute bei der jetzigen Theurung, in Städ,
ten, wo wenig Nebenverdienst ist, und segnet unsern
theuern König, der ihnen in dem Brote da» sicherste
Nahrungsmittel zusicherte. Er meint, wenn auch Jeder
derselben täglich noch drei bi« vier Groschen nebenher
verdiente (wobei doch immer der vierte Tag al« Dienst-
Tag abgerechnet werden müsse), so verböte doch den Mei
sten das Lokale ihrer Arbeiten, ein ordentlich und wohl
zugerichtetes Essen sich zu verschaffen; sie begnügten sich
mit schlechter Kost, suchten den Mangel an Kräften durch
hitzige Getränke zu ersetzen, und untergrüben so ihre Ge,
sundheit u. s. w. Um dem zu begegnen, empfiehlt er die
Rumfordischcn Suppen, welche, anderthalb Portionen auf
den Mann gerechnet, sowohl den Kräften seine« Beutel«
al« seine« Körpers angemessen seyn würden. Auf befugt«
Nachfrage ist der Urheber dieser Idee erbölig, sich zu
nennen.
E« ist in Pan« ein Kupferstich erschienen, den ich Al
len empfehle, die ihr Cabinet gern mit fröhlichen, Lache-
erregenden Bildern schmücken, ja auch solchen, denen c«
an Appetit mangelt; denn ge erblicken da ein kecker,
maul (Un Gourmand ist die Unterschrift de« Kupfer
stiches) welche« mit so außerordentlichem Vergnügen speist,
daß man sich weder de« Lachen», noch de« Wunsche», mit,
zueffen, erwehren kann.
Durch einen Schreib, oder Druckfehler ist in Nr. n*
de» Freimüthigen gesagt worden, die Frankfurter Theater,
Direction habe 16,462 Fl. Vorschußgelder in Ausgabe ge
stellt; e« muß heißen 6426.